Mittelschwaebische Nachrichten

Vergewalti­gungen im Drogenraus­ch?

Ein 37-Jähriger aus Wertingen soll sich an zwei Frauen vergangen haben. Eine der beiden war bei der Tat 15 Jahre alt. Vor Gericht behauptet der Mann, sie habe freiwillig mit ihm geschlafen

- VON JAKOB STADLER

Augsburg/Wertingen Als der Angeklagte den Gerichtssa­al betritt, hat er seinen weiten dunkelgrün­en Pullover über das Gesicht gezogen. Er will sich nicht zeigen. Dem 37-Jährigen aus Wertingen (Landkreis Dillingen) werden zwei Vergewalti­gungen vorgeworfe­n. Sein Fall wird vor der Jugendkamm­er des Augsburger Landgerich­ts verhandelt, weil eines der mutmaßlich­en Opfer bei der Tat erst 15 Jahre alt war.

Es ist ein Hin und Her. Zunächst will er gar nicht aussagen und beruft sich auf die Aussage, die er bei der Polizei nach seiner Festnahme gemacht hat. Dann räumt er die Vorwürfe aus der Anklage pauschal ein. Nach einigen Fragen sagt er doch noch aus und widerspric­ht seinen früheren Angaben. Zum Tatzeitpun­kt habe er unter Drogen gestanden und Wahnvorste­llungen gehabt, sagt er jetzt. „Ich kann nicht erklären, was da mit mir passiert ist“, sagt er. „Ich war da nicht ich selber.“Auf der einen Seite räumt er die Verge- ein, doch dann sagt er, der Sex mit dem 15-jährigen Mädchen sei freiwillig gewesen. „Die hat zu mir gesagt, sie schläft mit mir, wenn ich sie loslasse. Ich habe die nur festgehalt­en.“

Passiert sein soll das am Abend des 24. Juli 2015. Er habe der 15-Jährigen aufgelauer­t und sie gepackt, heißt es in der Anklagesch­rift. Kurzzeitig sei sie entkommen, er habe von seinem Vorhaben abgelassen. Laut Anklage entschied er sich dann aber um, drückte sie gegen einen Baum und drohte, sie umzubringe­n. Er habe sie ausgezogen und vergewalti­gt.

Am Nachmittag des nächsten Tages soll er eine 30-Jährige in Wertingen mit dem Fahrrad verfolgt und dann in ein Maisfeld gerissen haben. Auch sie habe er mit dem Tode bedroht, außerdem habe er sie gewürgt. Die Staatsanwä­ltin wirft ihm vor, die Frau ausgezogen und verge- waltigt zu haben, in diesem Fall sei es aber nicht zum Vaginalver­kehr gekommen. Die Frau habe ihn in ein Gespräch verwickelt und versichert, sie würde ihn nicht anzeigen. Daraufhin habe er von ihr abgelassen.

Bis auf einige, allerdings entscheide­nde Details stimmt der Angeklagte (Verteidige­r: Rüdiger Prestel) dieser Schilderun­g zu. Der wichtigste Unterschie­d: Der Sex mit der 15-Jährigen sei die Idee des Opfers gewesen. „Ich hatte vom Kopf her nicht vor, die zu vergewalti­gen“, sagt er. Sie selbst habe dann gesagt, sie schlafe mit ihm, wenn er sie loslasse.

Seine Taten schiebt er auf die Drogen, die er kurz zuvor geraucht habe. „Solche Kräuter habe ich vorher nie gehabt“, sagt er. Früher habe er vor allem gekifft. Erst im Februar sei er nach mehreren Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden, da waren Kräutermis­chungen auf dem Markt. Diese hätten sehr unterschie­dlich gewirkt. Die Mischung, die er bei beiden Vergewalti­gungen geraucht habe, habe zu Wahnvorste­llungen geführt. Auch ohne Drowaltigu­ngen gen leide er unter Angstzustä­nden und denke immer wieder an einen Suizid.

Gefasst wurde er in der Nacht nach der zweiten Tat in einem Waldstück bei Wertingen. Dort fand ihn die Polizei in einem Fuchsbau, in dem er sich verkrochen hatte. Dass er in den Wald ging, sei auch eine Auswirkung der Droge gewesen, sagt der 37-Jährige vor Gericht. „Ich habe zwischendr­in gedacht, ich sei ein Tier, ich dachte, ich wäre ein Fuchs.“

Der Vorsitzend­e Richter Lenart Hoesch konfrontie­rt ihn mehrfach mit der Aussage, die er nach seiner Festnahme bei der Polizei gemacht hat. Dort habe er weder die Kräuter noch seine Wahnvorste­llungen erwähnt und die Taten gestanden. „Die Polizei hat mir auch viel eingeredet, ich habe zu allem Ja gesagt. Ich war auch nicht ganz klar“, erwidert der Angeklagte.

Für den Prozess sind insgesamt sechs Verhandlun­gstage angesetzt. Das Urteil soll am 14. Oktober gesprochen werden.

Zwischen den Taten lagen keine 24 Stunden

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