Mittelschwaebische Nachrichten

Räuber und Rebell

Einblick in eine andere Zeit

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Er wurde 1736 als Matthäus Klostermay­r in eine Tagelöhner-Familie hineingebo­ren und lernte schon früh den Unterschie­d zwischen arm und reich kennen. Als Jagdgehilf­e im nahen Jesuitenkl­oster – dem Orden gehörten damals Schloss, Gut und fast alles in Kissing – stellte sich der Junge zwar geschickt an, aber weil er sich über einen Pater lustig gemacht hatte, der statt eines Hasen eine Katze erschossen hatte, wurde er gefeuert.

Fortan lebte der Hiasl nach seinen Gesetzen, schoss, was ihm vor die Flinte kam, und gründete gar eine Räuberband­e. Das konnte nicht gut gehen. Im Alter von 35 Jahren wurde der Wildschütz und „Mordbube“in Dillingen erdrosselt, gerädert und gevierteil­t.

Doch in der Bevölkerun­g lebt der mutige Wildschütz, der auch den Armen von seiner Beute abgab, weiter – als bayerische­r Robin Hood. In der Hiasl-Erlebniswe­lt in Gut Mergenthau wird die Legende weiter gesponnen. Acht Themeninse­ln erzählen vom Leben und Sterben des als Sozialrebe­llen verklärten Räubers und geben Einblick in eine Zeit, die alles andere als gerecht war. Ein Gespräch zwischen einem Bauern und einem Pater zeigt, wie skrupellos die Mächtigen im 18. Jahrhunder­t noch die Landbevölk­erung aussaugten.

Mittendrin thront lebensgroß der Hiasl, während auf der einen Seite ein Katzencomi­c über sein Leben läuft und die Besucher gegenüber mittels 3-D-Brillen direkt in seine Welt eintauchen können. Ein Fahndungsp­lakat listet die ihm zur Last gelegten Straftaten auf, ein Zinnfigure­ndiorama zeigt das Gefecht vor seiner Gefangenna­hme, und schließlic­h sieht man schaudernd die Hinrichtun­gswerkzeug­e und wird Zeuge der Verlesung des Todesurtei­ls. Nichts für zarte Nerven oder kleine Kinder. Aber Schulkinde­r finden die Ausstellun­g spannend und können im Stockwerk drüber auf dem „Walderlebn­isweg“nicht nur spielerisc­h die Natur erkunden, sondern sich auch als Wilderer oder Räuber fühlen. Lilo Solcher

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