Mittelschwaebische Nachrichten
Bestform in der Frauenkirche
Bach in Rokoko mit den Domsingknaben
Günzburg Seit 2003 machen die Augsburger Domsingknaben jährlich im Herbst die Frauenkirche in Günzburg zu einem musikalischen Zentrum bayerisch Schwabens. Mit dem Festival „Bach in Rokoko“begeistern Reinhard Kammler, seine Sänger und das Residenz-Kammerorchester München die Besucher dreier Konzerte. Daran änderte sich auch jetzt, in einem Jubiläumsjahr, nichts: Seinen 40. Geburtstag feierte der Chor in Bescheidenheit: lediglich die Anwesenheit des Vizepräsidenten des Bayerischen Musikrates, Wilhelm Lehr, und des diesjährigen Schirmherrn Kurt Viermetz, deuteten auf die Besonderheit 2016 hin.
Natürlich hatte der Gründer und Leiter der Domsingknaben, Reinhard Kammler, für die Konzertreihe wieder ein exquisites Programm vorbereitet. Im traditionellen „Vorkonzert“am Freitag kam wieder die kleine Besetzung zum Zug: Die Männerstimmen der Augsburger Domsingknaben sowie der Geiger Peter Riehm hinterließen tiefe Eindrücke im Publikum anhand Bachs E-Dur-Sonate und franko-flämischen Chorstücken, die den Übergang vom Gregorianischen Gesang zur Mehrstimmigkeit markieren.
Das samstägliche Konzert brachte dann volle Besetzung – und volles Haus. Bach und vor allem Mozart lockten die Besucher an. Mit der Sinfonie Nr. 25 von Mozart brillierte
Interpretationen so sensibel wie kraftvoll
das Residenz-Kammerorchester München zum Auftakt voll Inspiration. Und mit seiner Missa in C war es dann endlich soweit: Erstmals während des Festivals trat der gesamte Chor der Augsburger Domsingknaben auf, voran vier erstaunliche Solisten, unter denen der Sopran eine herausragende Stellung einnahm. Sein klarer, warmer Ton, der sich mühelos zu erheben wusste, begeisterte die Zuhörer.
Doch dies soll nicht die Leistung des Kollektivs schmälern. Der Chor zeigte sich in Bestform: Exaktheit, Harmonie in Ton und Rhythmus, perfekte Einsätze zeichneten die Sänger aus. In der Frauenkirche wurde schon nach dem Credo den Zuhörern bewusst, was die Klasse der Domsingknaben ausmacht: die Interpretation der Werke, sensibel und kraftvoll zugleich.
Dies wurde im Abschlusskonzert am Sonntag bestätigt: Bachs Hohe Messe in h-Moll geriet zum ergreifenden Klangerlebnis – vom Kyrie über ein grandioses Gloria, dessen kompositorische Vielfalt den Chor zum Leuchten brachte, bis hin zum überwältigenden „Dona nobis pacem“des Gesamtchores.
Die zum Bersten gefüllte Frauenkirche blieb lange Zeit still, nachdem der letzte Ton verklungen war. Zu beeindruckt waren die Konzertbesucher. Doch dann brach ein Beifall los, der sogar noch anhielt, als die Sänger bereits die Kirche verlassen hatten.