Mittelschwaebische Nachrichten
Trotz vieler Schlachten noch nicht müde
Wilhelm Imkamp wird heute 65 Jahre alt. Welche Zukunftspläne er schmiedet
Ziemetshausen Wer mit ihm streiten will, muss sich warm anziehen. Wilhelm Imkamp ist nicht nur ein versierter Theologe und vielbelesener Wissenschaftler, sondern auch ein ausgezeichneter Rhetoriker. Heute feiert der streitbare Kirchenmann seinen 65. Geburtstag.
Für ihn selbst kein besonderes Datum, wie er wissen lässt. „Ich feiere gerne, habe aber Schwierigkeiten mit Feiern, bei denen ich selbst der Festochse bin“, sagt er. Für ihn müsse eine solche Feierlichkeit immer auch einen pastoralen Nutzen haben. Insofern werde er die Feier bei seiner nächsten Buchvorstellung, ein Interviewband mit Gesprächen aus 30 Jahren, nachholen. Für einen Geistlichen sei das 65. Wiegenfest keine einschneidende Zäsur im Leben.
Am 27. September 1951 in Kaldenkirchen am Niederrhein geboren, war das nächste wirklich prägende Ereignis seines Lebens die Priesterweihe 25 Jahre später in Rom, wo er zehn Jahre studierte. Im Rückblick wohl die schönste Zeit seines Lebens, die einen nachhaltigen Einfluss auf ihn hatte: „Das war schon toll, am Morgen in die Vatikanische Bibliothek zu gehen, und sich zu fragen, was entdecke ich denn wohl heute.“Denn Wissensdurst zu stillen und ihn mit so vielen anderen Durstigen dieser Art zu teilen, macht für Imkamp das besondere Flair dieser Stadt aus. Seine eigene Doktorarbeit verfasste er über das Kirchenbild Papst Innozenz III., von dessen Persönlichkeit er noch heute fasziniert ist. „Mein alter Kumpel Innozenz“, so nennt er den mittelalterlichen Papst liebevoll. Wenn er noch einmal die Zeit dafür findet, würde er sich gerne wieder wissenschaftlich mit dem Leben und Wirken des Papstes auseinandersetzen.
Dankbar ist Imkamp auch für die Erfahrung der Internationalität der katholischen Kirche in Rom. Angesichts des eher „provinziellen Blickwinkels“der Kirche in Deutschland eine wichtige Erfahrung für ihn. Ausgerüstet mit dieser internationalen Perspektive ging Imkamp nach der Promotion 1982 als wissenschaftlicher Mitarbeiter nach Augsburg, an den Lehrstuhl für Neuere und Mittelalterliche Kirchengeschichte. 1988 wurde er Wallfahrtsdirektor in Maria Vesperbild. Die Verbindung zur Wissenschaft pflegt der Theologe auch heute noch, wenn auch eher rezeptiv.
Kommandozentrale und Ruhepol zugleich ist dabei sein Zimmer ganz oben unterm Dach der Wallfahrtsdirektion. Ein „Ort vieler Schlachten“, aber auch Rückzugsraum, in dem er sich, umgeben vom Geist antiker Bücher, gerne eine gute Pfeife genehmigt und auch mal zu Belletristik, Krimis oder Thriller, greift.
Längst sind nicht alle Schlachten geschlagen. Und Imkamp ist keiner, der die Auseinandersetzung scheut. Was ihm an der katholischen Kirche in Deutschland missfällt, ist ein „ausuferndes Funktionärswesen, das vieles erstickt“. Die Kirche müsse wieder ihrem Auftrag gerecht werden: zu missionieren. Oder um es ganz einfach zu formulieren: „Menschen in den Himmel zu bringen.“Es ärgert ihn, dass heutzutage in der Kirche, vor allem von den offiziellen Vertretern, so gut wie gar nicht mehr vom Himmel, „der absolut glücksbeseelenden Gegenwart Gottes“gesprochen wird. Die Menschen seien „übersättigt mit positiven Gefühlen“, was fehlt, sei eine tiefe Glückseligkeit und die Dankbarkeit für erfahrenes Glück.
Wie sieht es mit seinem eigenen Streben aus? „Eigentlich hatte ich nach der Priesterweihe nur noch Sekundärziele“, sagt Imkamp. „Die Promotion und eine sinnvolle priesterliche Tätigkeit. Beide Ziele wurden mir geschenkt.“Was jetzt noch bleibe, sei eine schöne Beerdigung, sagt er trocken.