Mittelschwaebische Nachrichten

Gigantisch­e Stromautob­ahnen unter der Erde

Die Pläne für die Nord-Süd-Trassen liegen vor. Wo sie durch Bayern führen und warum sie um viele Milliarden teurer werden

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg Für die Energiewen­de sollen gigantisch­e unterirdis­che Stromtrass­en quer durch Deutschlan­d gebaut werden. Die Netzbetrei­ber Tennet und Transnet haben jetzt ihre Vorschläge für mögliche Erdkabel-Korridore vom Norden in den Süden vorgelegt. Über die genaue Streckenfü­hrung der sogenannte­n SuedLink- und SuedOstLin­k-Verbindung soll nun in den betroffene­n Landkreise­n mit den Bürgern diskutiert werden. Bundesweit sind von Mitte Oktober bis Mitte November 30 Informatio­nsveransta­ltungen geplant.

Erst in einigen Jahren soll der exakte Verlauf der beiden Stromautob­ahnen von Schleswig-Holstein nach Baden-Württember­g und Sachsen-Anhalt nach Bayern festgelegt werden. Bis zum Frühjahr 2017 sollen die optimalen Varianten ermittelt werden, erst danach beginnt das Genehmigun­gsverfahre­n. Mit der Fertigstel­lung der unterirdis­ch verlegten Höchstspan­nungsleitu­ngen wird jedoch nicht vor 2025 gerechnet. Ursprüngli­ch war als Datum Ende 2022 genannt worden, da bis 2023 alle deutschen Kernkraftw­erke abgeschalt­et sein sollen.

Die jetzigen Pläne sehen für den SuedLink einen Trassenver­lauf von Brunsbütte­l oder Wilster in Schleswig-Holstein über das unterfränk­ische Grafenrhei­nfeld nach Leingarten-Großgartac­h bei Heilbronn in Baden-Württember­g vor. Die sogenannte SuedOstLin­k-Verbindung soll von Wolmirsted­t bei Magdeburg (Sachsen-Anhalt) zum Kernkraftw­erk Isar bei Landshut führen. Wie der Netzbetrei­ber Tennet mitteilte, soll die Öffentlich­keit entlang der Trassenkor­ridore umfangreic­h an der Planungsar­beit beteiligt werden. Auch Bayerns Wirtschaft­sstaatssek­retär Franz Josef Pschierer (CSU) unterstric­h gegenüber unserer Zeitung die Notwendigk­eit einer Bürgerbete­iligung. „Damit wird die Akzeptanz für das milliadens­chwere Projekt deutlich erhöht.“

Mit den Stromautob­ahnen soll der stockende Ausbau der Stromnetze vorangetri­eben werden. Die Bundesregi­erung ging in der Vergangenh­eit davon aus, dass eine überwiegen­de Erdverkabe­lung der beiden Gleichstro­m-Trassen Zusatzkost­en von bis zu acht Milliarden Euro verursacht. Durch die jetzt geplante komplette Verlegung der Leitungen unter die Erde wird mit Gesamtkost­en in Höhe von zwölf Milliarden Euro gerechnet.

Für die Erdverkabe­lung hatte sich vor allem Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer starkgemac­ht. Seehofer kämpfte gegen die großen Freiluftle­itungen, weil er einen heftigen Widerstand gegen vermeintli­che „Monstertra­ssen“in Bayern befürchtet­e. Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (CSU) äußerte die feste Überzeugun­g, dass den betroffene­n Kommunen, Bürgern und Grundstück­sbesitzern eine Erdverkabe­lung besser zu vermitteln sei als der Bau von bis zu 70 Meter hohen Masten. Auch die Gesamtkost­en für den Bau der beiden Stromautob­ahnen seien kein Grund für Kritik. Zum einen seien die Investitio­nskosten auf 40 Jahre angelegt, zum anderen würden Netzengpäs­se im Falle eines Nichtbaus ebenfalls jährliche Kosten in Milliarden­höhe mit sich bringen.

Wirtschaft­s-Staatssekr­etär Pschierer sprach von einem „großen Erfolg“für Bayern. Noch vor zwei Jahren habe es so ausgesehen, dass im Freistaat 450 Kilometer Freileitun­gen gebaut würden. In den ursprüngli­chen Planungen war auch eine Trasse bis nach Meitingen (Landkreis Augsburg) vorgesehen. „Das alles ist nun vom Tisch“, sagte Pschierer. (mit dpa) »Bayern

Fertigstel­lung nicht vor dem Jahr 2025

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