Mittelschwaebische Nachrichten

Wer soll den BND überwachen?

Die Union will offenbar ausgerechn­et den stellvertr­etenden Chef zum neuen Beauftragt­en für die Geheimdien­ste machen. Die SPD hat große Zweifel, ob das eine gute Idee ist

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mentarisch­e Kontrollgr­emium nicht nur mehr Personal bekommen, sondern auch einen „Ständigen Bevollmäch­tigten“, der auf Weisung der Abgeordnet­en arbeitet und damit nicht ganz so unabhängig ist wie beispielsw­eise der Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s. Nach Informatio­nen unserer Zeitung hatte der Vorsitzend­e des Gremiums, der CDU-Abgeordnet­e Clemens Binninger, für diese Aufgabe zunächst einen Bundesrich­ter oder einen Bundesanwa­lt im Auge, ehe Müller diskret in eigener Sache zu lobbyieren begann. Das Vorschlags­recht für den neuen Posten liegt bei der Union, Müller selbst gilt als CDU-nah.

Zuletzt war er im Frühjahr durch die hohen Kosten für eine Reihe von Sicherheit­smaßnahmen an seinem Privathaus in die Kritik geraten. Nach Informatio­nen der Bild-Zeitung sollen sie weit über 100000 Euro gekostet haben, obwohl in der für Müller geltenden Gefährdung­sstufe nach einer internen Richtlinie im Regelfall Kosten von 30 000 Euro nicht überschrit­ten werden dürften. Der BND wies die Vorwürfe damals zurück, ohne Zahlen zu nennen: Die

Sein früherer Chef sieht die Sache kritisch

Arbeiten seien von der zuständige­n Landesbehö­rde auf Grundlage von deren Kostenschä­tzung und der Objektund Gefährdung­seinschätz­ung veranlasst worden. Die betreffend­e Richtlinie enthalte keine starre Obergrenze, sondern biete lediglich einen Orientieru­ngsrahmen, der im Einzelfall aufgrund der Notwendigk­eiten auch deutlich überschrit­ten werden könne.

Müllers ehemaliger Chef, der über die NSA-Affäre gestürzte Gerhard Schindler, hält von den ganzen Plänen der Koalition nicht viel. Mit einem eigenen Beauftragt­en für die Geheimdien­ste werde nur eine weitere Parallelst­ruktur geschaffen, die eine systematis­che Kontrolle der Dienste eher noch behindere, kritisiert­e er vor kurzem vor dem Innenaussc­huss des Bundestage­s. Dass die Aufsicht insgesamt verbessert werden muss, in welcher Form auch immer, ist unter Experten jedoch unumstritt­en: Mehr als 11000 Mitarbeite­r beschäftig­en der Bundesnach­richtendie­nst, das Bundesamt für Verfassung­sschutz und der Militärisc­he Abschirmdi­enst – kontrollie­rt wurden sie bisher von einem Staatssekr­etär im Kanzleramt, neun Bundestags­abgeordnet­en, die sich ein Mal im Monat treffen, und einem halben Dutzend Mitarbeite­r.

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