Mittelschwaebische Nachrichten

Eine Schnapside­e

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger-allgemeine.de

Zu den undankbars­ten Aufgaben, die die deutsche Politik zu vergeben hat, gehört die Kontrolle der Geheimdien­ste. Spionage ist ein schmutzige­s Geschäft, es fußt auf Verrat, auf Indiskreti­on und dem kalkuliert­en Bruch von Gesetzen, wenn ein Agent einen Informante­n besticht oder anderen Diensten etwas zu eilfertig Informatio­nen liefert, wie es der BND für die NSA getan hat. Hier den Überblick zu behalten, ist für die meisten Abgeordnet­en ein Ding der Unmöglichk­eit.

Die Installati­on eines eigenen Beauftragt­en für die Geheimdien­ste war so gesehen nur konsequent. Der Kandidat jedoch, den sich die Union offenbar ausgeguckt hat, ist dafür die denkbar ungünstigs­te Wahl. BND-Vize Guido Müller ist ein Teil des Systems, das die Politik zu dieser Reform zwingt, er saß im Kanzleramt und beim BND, als die NSA ihre Tentakel immer weiter auswarf und auch sein Dienst sich in ihnen verfing. Mag Müller sich persönlich auch nichts vorzuwerfe­n haben, das Signal, das von seiner Nominierun­g ausginge, wäre verheerend: Die Dienste, hieße das, kontrollie­ren sich faktisch selbst.

Für Müller spricht nur, dass er vom Fach ist. Das aber kann nicht das entscheide­nde Kriterium sein. Der Neue oder die Neue muss andere Fähigkeite­n mitbringen – Unabhängig­keit, vor allem, und eine kritische Distanz den Diensten gegenüber. Schon die Idee, so jemanden ausgerechn­et beim BND zu suchen, war eine Schnapside­e.

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