Mittelschwaebische Nachrichten
Commerzbank will offenbar 9000 Jobs abbauen
Auch die Aktionäre müssen sich auf Einschnitte einstellen
Frankfurt am Main Die Commerzbank steht im Zuge ihres geplanten Umbaus vor drastischen Einschnitten. Der neue Vorstandschef Martin Zielke plane in den kommenden Jahren den Abbau von rund 9000 Stellen, hieß es am Dienstag in Finanzkreisen. Auch das Handelsblatt hat darüber berichtet. Damit wäre fast jeder fünfte der rund 50 000 Arbeitsplätze bei der zweitgrößten deutschen Bank gefährdet. Offen ist, ob es betriebsbedingte Kündigungen geben wird. Die Commerzbank wollte sich nicht äußern.
Auf rund eine Milliarde Euro werden in der Bank die Umbaukosten geschätzt. Sie sollen über mehrere Jahre gestreckt werden. Auch die Aktionäre müssen sich auf Einschnitte einstellen. Die Dividende soll für dieses Jahr dem Vernehmen nach ausfallen. Neben den Einsparungen plant Zielke aber auch Investitionen in die Digitalisierung und will Wachstumsmöglichkeiten ausloten. Seine Strategie muss der frühere Privatkundenchef in diesen Tagen durch den Aufsichtsrat bringen. Am Freitag will er dann die Öffentlichkeit informieren.
Seit seinem Amtsantritt Anfang Mai arbeitet Zielke an der Neuausrichtung der Bank, um den Gewinnschwund zu stoppen. Das seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut leidet unter strengeren Vorschriften von Aufsichtsbehörden und den Folgen der Niedrigzinsen. Diese lassen die Zinserträge der Bank gerade im Geschäft mit Einlagen von Privatkunden und im Firmenkundengeschäft schrumpfen. Schon in der Amtszeit von Zielkes Amtsvorgänger Martin Blessing
Dax Nach einem freundlichen Handelsstart drehte der Dax ins Minus und gab letztlich um 0,31 Prozent auf 10 361,48 Punkte nach.
Commerzbank Die Bankaktien im Dax setzten gestern ihre Talfahrt vom Vortag fort. Die Papiere der Commerzbank büßten infolge der Umbau-Gerüchte 2,18 Prozent ein.
Deutsche Bank Die Aktien der Deutschen Bank erreichten zeitweise bei 10,18 Euro ein Rekordtief. Aus dem Handel gingen sie letztlich bei 10,55 Euro. (dpa) hatte die Commerzbank seit 2013 etwa 5000 Stellen abgebaut.
Bereits vor einigen Wochen war durchgesickert, dass die Bank die Sparte für den Mittelstand auflösen will. Kleinere Unternehmenskunden sollten künftig vom Privatkundenbereich betreut werden, während das Großkundengeschäft ins Investmentbanking integriert werden könnte. Zielke verspricht sich von dieser schlankeren Struktur den Abbau von Doppelarbeit. Auch im schwankungsanfälligen Investmentbanking will das Management laut Handelsblatt erneut sparen. Diesen Bereich hatte die Bank in den vergangenen Jahren schon eingedampft. Nun solle vor allem der Wertpapierhandel verkleinert werden. Dabei wird dem Handelsblatt zufolge auch der Verkauf von einzelnen Teilen des Aktiengeschäfts erwogen. Mit der Verschlankung will die Bank auch bei Top-Managern sparen und etwa die Zahl der Bereichsvorstände, die unter dem Vorstand angesiedelt sind, ausdünnen. An ihrem vergleichsweise umfangreichen Filialnetz will die Bank aber weiter festhalten.
Ansetzen will Zielke bei seiner Neuausrichtung auch bei den Computersystemen der Bank. Wo es möglich ist, sollen die Prozesse digitalisiert werden. Zudem könnten einzelne Aufgaben an konzerneigene Töchter, bei denen nicht der Haustarifvertrag gilt, oder an externe Dienstleister verschoben werden.
Die Commerzbank war nach der riskanten Übernahme der Dresdner Bank kurz vor dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 ins Schleudern geraten, mit über 18 Milliarden Euro musste der Steuerzahler das Institut retten. Bis heute ist der Bund mit rund 15 Prozent beteiligt.
Im vergangenen Jahr schrieb die Commerzbank wieder einen Milliardengewinn, und der langjährige Vorstandschef Martin Blessing konnte sich in diesem Frühjahr mit der ersten Dividende seit der Krise verabschieden. Doch schon damals musste die Bank ihr ursprüngliches Gewinnziel infrage stellen. Vor allem das Mittelstandsgeschäft leidet immer stärker unter den niedrigen Zinsen. So sackte im ersten Halbjahr der Gewinn um gut 40 Prozent ab. Damit gab die Bank im Sommer ihr Ziel endgültig auf, in diesem Jahr wieder einen Milliardengewinn zu erzielen. (dpa)
Harte Zeiten für Aktionäre Am Filialnetz will das Geldhaus festhalten