Mittelschwaebische Nachrichten
Der Geldsegen brachte nur neue Probleme
Bewährungsstrafen für überfordertes Ehepaar
Günzburg Eine Million Euro von der Versicherung als Entschädigung für einen ärztlichen Fehler bei der Geburt des ersten Kindes sollte die Zukunft einer Familie aus dem Landkreis Günzburg erleichtern. Doch die Eltern waren mit der Verwaltung des Geldes so überfordert, dass es ihnen eine Verurteilung wegen Untreue und Bewährungsstrafen von jeweils einem Jahr und sechs Monaten einbrachte.
Dabei hatte die Familie schon genug mit den Schicksalsschlägen zu kämpfen. Der ärztliche Fehler hatte zur Folge, dass der heute 26 Jahre alte Sohn zeitlebens schwer behindert und pflegebedürftig sein wird. Ein zweiter Sohn verletzte sich bei einem Unfall Zuhause so schwer, dass er ebenfalls pflegebedürftig ist. Und auch der Vater erlitt einen Arbeitsunfall und kann nur noch eingeschränkt einer Arbeit nachgehen.
Als die Versicherung 2011 das Geld überwies, entschied sich das Paar daher für aus seiner Sicht sichere Anlagen: Es kaufte ein Grundstück in seinem Geburtsort in der Türkei und baute dort ein behindertengerechtes Haus. Dazu wurde ein großes Stück Ackerland angeschafft. Allerdings gab das Paar mit 680 000 Euro zu viel vom Geld des Sohnes aus. Kaufverträge gibt es zudem nicht, Genehmigungen vom Betreuungsgericht auch nicht. Weil dem Sohn bis zu 300000 Euro Schaden entstanden sind, verurteilte Richterin Franziska Braun die Eltern. Der Acker muss verkauft und das Geld in Deutschland angelegt werden.