Mittelschwaebische Nachrichten
Schmuggler machten viel Geld mit Parfüms
Staat um 6,2 Millionen Euro betrogen. Mammutprozess in Augsburg hat begonnen
Augsburg Die Enthüllungen der Panama Papers haben den Steuerbetrug durch Briefkastenfirmen in Übersee ins Rampenlicht geholt. Doch auch mit dem klassischen Schmuggel von Waren lässt sich noch viel Geld verdienen. Bayerische Zollfahnder haben unter dem bezeichnenden Codenamen „Fugger“eine internationale Bande von Schmugglern auffliegen lassen. Ihre 21 Mitglieder sollen den Staat um Steuereinnahmen von rund 6,2 Millionen Euro betrogen haben. Gestern begann vor dem Augsburger Landgericht der erste Prozess gegen sechs Tatverdächtige. Die Angeklagten schwiegen, ihnen wird bandenmäßiger und gewerbsmäßiger Betrug in 22 Fällen vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft hat im Vorfeld des Prozesses angedeutet, dass ihnen Haftstrafen bis zu sechs Jahren drohen.
Nach Erkenntnissen der Ermittler sind seit 2011 gefälschte T-Shirts und Polohemden, gefertigt in der Türkei, in Lastzügen nach Augsburg gebracht worden, wo sie in einem Lagerhaus in kleinere Fahrzeuge umgeladen wurden. Zollfahnder beschlagnahmten 60 000 Markentextilien sowie 260 000 gefälschte Parfüms. Laut Anklage hat die Bande in unterschiedlicher Zusammensetzung auch Zigaretten und Wasserpfeifentabak geschmuggelt. Von den Vereinigten Emiraten aus wurden sie auf dem Seeweg nach Antwerpen und Rotterdam transportiert, versteckt in Kartons mit der Aufschrift „Datteln“. Eingeweihte Spediteure fuhren, wie beschlagnahmte Frachtpapiere belegen, die Tabakwaren nach Düsseldorf, Krefeld, Neuss und Ratingen in Zwischenlager. Von hier aus wurden sie unter anderem nach Großbritannien weiterverkauft. Der Zoll beschlagnahmte zwei Tonnen Wasserpfeifentabak.
Von den Angeklagten, überwiegend mit türkischen Wurzeln, sitzen einige seit mehr als einem Jahr in U-Haft. Einer von ihnen befindet sich in England in Auslieferungshaft. Wie am Rande des Prozesses bekannt wurde, ist es eine Diebstahlanzeige gewesen, welche die Zollfahnder auf die Spur brachte. Ein Spediteur, dem ein Lastzug mit geschmuggelter Ware geklaut wurde, hatte Anzeige erstattet. Am 4. Oktober beginnt der nächste Schmuggelprozess.