Mittelschwaebische Nachrichten
Allein unter Männern
Freitagnachmittag in der Sportredaktion: den Trainer eines Fußball-Landesligisten ziemlich kalt am Handy im Auto erwischt und nach seiner Prognose für das Spiel am Wochenende gebeten. Kurzes Schweigen am anderen Ende. Dann die perplexe Gegenfrage: „Ich soll jetzt mit einer Frau über Fußball reden?!“
Der Trainer reagiert so fassungslos, als müsste er seine Bankdaten offenlegen oder über sein erstes Mal berichten. Wieder verblüfftes Schweigen – und dann Gelächter auf beiden Seiten über diesen kuriosen Gesprächs-Auftakt. Dem dann doch noch ein unterhaltsamer Austausch übers Spiel am Wochenende folgt.
Im Dreiecksverhältnis Männer, Frauen und Fußball besteht also weiterhin eine Menge Redebedarf. So gleichberechtigt, wie uns das die Sportsendungen dieser Welt gern vorgaukeln, sind wir Frauen noch nicht. Vielleicht hat Mann sich ja an die schicken Blondinen gewöhnt, die nach Abpfiff einer Bundesligapartie den schweißgetränkten Fußballern ihre Kommentare zum Spielverlauf abringen. Taucht eine Frau aber in ihre kleine, regionale Fußball-Welt ein, reagiert manches Exemplar der Gattung Mann immer noch irritiert.
Wie einst jener Anrufer, der Auskunft über die deutschen Torschützen im WM-Finale 1986 wollte, im fast verwaisten Büro aber „nur“die Sportredakteurin an die Strippe bekommen hatte und enttäuscht feststellte: „Ach, es ist also niemand da.“Das ist der Moment, der eine Frau allein unter Männern zum Verzweifeln bringt.
Glücklicherweise gibt es da aber auch jene Herren der Schöpfung, die mitlernen. Die anfangs vollkommen verblüfft sind, wenn sie ernsthaft mit einer Frau über Fußball sprechen sollen. Die dann aber merken, dass sie gerade ein Eigentor geschossen haben und über ihre eigenen Vorurteile herzlich lachen können. Und die im besten Falle auch noch darauf verzichten, eine Frau immer und überall die Abseitsregel erklären zu lassen.
Über die Jahre hat sich viel getan im Binnenverhältnis von Männern, Frauen und Fußball. Wie weit wird das noch gehen? Bis zur bisher letzten, unumstößlich männlichen Bastion, dem Traineramt in der Bundesliga? Für manche Männer eine schreckliche Vorstellung, dass ein solches jemals in weibliche Hand fallen könnte.
Bisher hat es ja auch noch keine Frau geschafft, in dieses sensible Feld vorzudringen. Bundesligatrainer ist einer der wenigen Berufe in Deutschland, bei dem die Gleichberechtigung bisher noch nicht eingeklagt worden ist. Elf Männer, die auf eine Frau hören – eigentlich ein schöner Gedanke. Vor allem für eine Frau, die in einer Sportredaktion arbeitet.