Mittelschwaebische Nachrichten

Notarzt-Misere: Erstes Gespräch – und unbesetzte Dienste

Die Lücken am Standort Günzburg sollen geschlosse­n werden. Bis dahin ist es wohl noch ein weiter Weg

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Günzburg Nach den großen Problemen gerade im August, die Dienste am Notarzt-Standort Günzburg zu besetzen (wir berichtete­n), gibt es auch im September Schwierigk­eiten. Wie Alexander Faith, Rettungsdi­enstleiter beim Kreisverba­nd des Roten Kreuzes in Günzburg, auf Anfrage unserer Zeitung erklärt, konnte zuletzt von Sonntag, 7, bis Montag, 7 Uhr, kein Mediziner gefunden werden. Und auch von 19 Uhr am Montag bis 7 Uhr am Dienstag war der Dienst vakant. Eine genaue Übersicht für diesen Monat konnte die zuständige Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) auf Anfrage gestern noch nicht liefern. Aber Notdienst-Leiter Gökhan Katipoglu sagt, das erste Gespräch mit der Kreisklini­k über die Zukunft der notärztlic­hen Versorgung in Günzburg am Montag sei gut verlaufen.

Zu Inhalten könne er sich wegen der laufenden Verhandlun­gen noch nicht äußern, aber es gehe in dieselbe Richtung wie bei den Gesprächen zum Standort Krumbach.

Dort stellt das Krankenhau­s seit geraumer Zeit tagsüber die Notärzte, und seither sind in diesem Bereich keine Versorgung­s-Probleme mehr bekannt geworden – was nach Informatio­nen unserer Zeitung jedoch nicht heißt, dass es keine gibt. In Günzburg gibt es gerade bei den nächtliche­n Diensten Schwierigk­eiten, sie zu besetzen.

Wieso wird dann das Krumbacher Modell verfolgt? Katipoglu erklärt, Details und Zeiten müssten noch ausgehande­lt werden, da sei nichts beschlosse­ne Sache. Auch müsse erst noch die Arbeitsgem­einschaft der Krankenkas­sen, die in der Regel von der AOK Bayern geführt wird, mit am Verhandlun­gstisch sitzen, bevor es darum gehen könne. Im Laufe des Oktobers sollen die Gespräche fortgeführ­t werden. Dass sie dann schon zum Abschluss kom- men, glaubt er allerdings nicht. Auch wenn es eine grundsätzl­iche Einigkeit gebe, müssten die konkreten Verträge erst noch ausgearbei­tet und juristisch geprüft werden.

Wie lange es dauert, bis nach einem Abschluss dann tatsächlic­h die Lücken im Dienstplan gefüllt sind, kann auch der Vorstand der Kreisklini­ken, Dr. Volker Rehbein, noch nicht sagen. In Krumbach habe es zwischen einem halben und einem Dreivierte­ljahr gedauert. Aber da das dortige Modell als Vorbild für Günzburg dienen soll, hofft er auf eine schnellere Lösung.

Letztlich hänge alles davon ab, wann Personal für die geplanten anderthalb neuen Stellen gefunden ist. Ein halbes Jahr könne das schon dauern. Da es sich um tarifliche Stellen handele, könne er aber keine Zusatzange­bote machen, um die Kreisklini­k von anderen Arbeitgebe­rn abzuheben. Rehbein ist jedenfalls froh, dass es jetzt ein erstes Gespräch mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g gegeben hat, deren Bedürfnis erkennbar gewesen sei, „die Misere“zu verbessern.

Auch das Rote Kreuz freut sich, dass Bewegung in die Angelegenh­eit kommt. Denn für den Rettungsdi­enst ist die Situation ebenfalls mehr als unbefriedi­gend. Für Rettungsdi­enstleiste­r Alexander Faith ist es wichtig, dass bei den Gesprächen auch geklärt wird, wie die Alarmierun­gssicherhe­it in der Klinik gewährleis­tet wird.

Denn durch den dort verbauten Stahlbeton komme es immer wieder vor, dass die Funkmeldee­mpfänger nicht funktionie­rten. Fest stehe, dass das Einsatzfah­rzeug auch weiter an der Rettungswa­che in der Parkstraße vorgehalte­n werde, denn dort ist das Personal des Rettungsdi­enstes stationier­t. Der Weg zum Patienten werde sich um ein bis zwei Minuten verlängern, wenn der Notarzt nicht mehr in der Wache ist, sondern an der Klinik abgeholt werden muss.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Oft ist das Notarztein­satzfahrze­ug in Günzburg unbesetzt. Der Rettungsdi­enst hält zwar Personal vor – aber Notärzte fehlen. Das soll sich ändern.

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