Mittelschwaebische Nachrichten
Aus Angst vor Dämonen ließen sie ihre Verwandte sterben
Fünf Koreaner stehen wegen Teufelsaustreibung vor Gericht. Laut Urteil war es kein Mord
Nach der tödlichen Teufelsaustreibung in einem Hotelzimmer in Frankfurt am Main muss von den fünf Beteiligten nur einer ins Gefängnis. Das Landgericht verhängte am Montag gegen die 44 Jahre alte Cousine des Opfers sechs Jahre Freiheitsstrafe. Die Richter belangten sie wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge. Die vier mitangeklagten Mitglieder einer südkoreanischen Familie wurden zu Bewährungsstrafen zwischen eineinhalb und zwei Jahren verurteilt.
Nach Auffassung der Jugendstrafkammer trug vor allem die 44 Jahre alte Hauptangeklagte die Verantwortung für die Tat. „Sie war die Erwachsene in der Gruppe und bestimmte das Geschehen“, sagte der Vorsitzende Richter Ulrich Erlbruch. „Darüber hinaus hatte sie nach zwei vorausgegangenen Teufelsaustreibungen die entsprechende Erfahrung und musste als gelernte Krankenschwester auch von der Gefährlichkeit ihres Handelns wissen.“
In der Nacht zum 5. Dezember 2015 hatte die 44-Jährige in dem Hotelzimmer dem 41-jährigen Opfer zunächst ein Handtuch und später einen Kleiderbügel in den Mund gesteckt, an dem die Frau qualvoll erstickte. „Mit dem Tuch sollte vor allem verhindert werden, dass die Schreie des Opfers nach draußen gelangten“, sagte Erlbruch.
Das Gericht blieb hinter dem Antrag der Staatsanwaltschaft von acht Jahren zurück. Die Tat sei nicht geschehen, um das Opfer zu töten, sondern ihm „aus spiritueller Überzeugung heraus einen Dämonen auszutreiben“, sagte Richter Erlbruch. Das zu Prozessbeginn in Medien gezeichnete Bild der Angeklagten als „grausame Folterer“habe sich nicht als richtig erwiesen. Bereits vorige Woche war die Staatsanwaltschaft vom ursprünglichen Vorwurf des gemeinschaftlichen Mordes abgerückt.
Voraussichtlich werden die Koreaner bald in ihre Heimat zurückkehren können. Sie waren im Herbst 2015 nach Deutschland gekommen, um hier ein Restaurant zu eröffnen. In ihrem Mietshaus im hessischen Sulzbach fühlten sie sich vom Teufel und von Dämonen verfolgt, schließlich siedelten sie in das Frankfurter Hotel über. Dort kam es bereits in der ersten Nacht zu der tödlichen Teufelsaustreibung. (dpa)