Mittelschwaebische Nachrichten
Mittelfinger Geste: Ancelotti muss 5000 Euro zahlen
Der DFB stellt das Ermittlungsverfahren gegen den Bayern-Trainer ein. Zuspruch erhält der Coach von Kollegen
München Nach seiner MittelfingerGeste am Rande des Spiels gegen Berlin ist Carlo Ancelotti mit einer kleinen Geldbuße davongekommen. Wie der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Dienstag mitteilte, hat er das Ermittlungsverfahren gegen Ancelotti mit Zustimmung des DFB-Sportgerichts eingestellt. Damit verbunden sei jedoch die Auflage, 5000 Euro an die Sepp-Herberger-Stiftung des DFB zu spenden.
Ancelottis Arbeitgeber, der deutsche Rekord-Meister, verteidigte seinen Trainer in einer Stellungnahme. „Grundsätzlich halten wir die Geste von Carlo Ancelotti auf die üble Spuckattacke als menschliche Reaktion für emotional nachvollziehbar“, hieß es von den Verantwortlichen des FC Bayern München.
Der 57-jährige Italiener hatte sich nach dem hitzigen 1:1 am Samstag im Berliner Olympiastadion dazu hinreißen lassen, den Mittelfinger zu zeigen. „Ich habe diese Geste gemacht, ich bin vorher ange- spuckt worden“, hatte Ancelotti nach dem Last-Minute-Remis durch Robert Lewandowski seine Unbeherrschtheit begründet. Der sonst so coole Bayern-Coach hatte die von einer Fernsehkamera eingefangene obszöne Geste auf dem Weg in die Katakomben gezeigt. Nach der Aufforderung des DFB-Kontrollaus- schusses zu einer Stellungnahme sah das Gremium offensichtlich keinen Anlass für eine schwerwiegendere Sanktion. Ein Sportgerichtsverfahren war eher unwahrscheinlich erschienen, die Einstellung gegen Zahlung einer kleineren Geldsumme hingegen als mögliche Variante.
Ancelotti hatte nach seiner Verfehlung Zuspruch von vielen Verantwortlichen aus der Bundesliga erhalten. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, etwa sagte in einem Interview mit dem ZDF: „Idealerweise sollte man es nicht machen. Aber es gibt Situationen, da hast du einfach die Schnauze mal voll. Aber wenn dir einer auf den Kopf rotzt, findest du es auch nicht so spannend.“
„Das sollte auf beiden Seiten nicht vorkommen“, bewertete die Situation Schalkes Coach Markus Weinzierl. Der Berliner Trainer Pal Dardai relativierte und wies auf die extremen Umstände in seinem Business hin: „Man muss als Trainer leider vieles runterschlucken“, sagte er.
Der Augsburger Trainer Manuel Baum indes findet es „menschlich“von Ancelotti, in der Emotion eine Reaktion zu zeigen, hinterfragt gegenüber aber dennoch die Geste: „Die Frage ist, wie so eine Reaktion aussehen muss.“(dpa)