Mittelschwaebische Nachrichten
Tippfehler schaltet Amazon ab
Falsche Eingabe verursacht Schaden in Millionenhöhe
Augsburg Eigentlich wollte ein Amazon-Techniker im US-Bundesstaat Virginia nur seine Arbeit machen. Wie so oft wollte er einige Server abschalten, die aktuell nicht benötigt wurden. Dabei passierte ihm allerdings der wohl teuerste Tippfehler der Geschichte.
Denn wie Amazon mittlerweile bestätigt hat, legte der Vertipper nicht nur die Internetseite des Onlinehändlers lahm, sondern auch Internetdienste, die mit dem AmazonNetzwerk zusammenhängen. Webseiten wie Expedia oder Buzzfeed sowie die App Snapchat waren nicht erreichbar. Andere, wie die Onlineshops der Firmen Nike oder Victoria’s Secret, reagierten mit starker Verzögerung, berichtet der Internet-Überwachungsdienst Apica. Der wirtschaftliche Schaden ist schwer abzuschätzen. Das Internetportal Yahoo Finance schätzt ihn unter Berufung auf den CyberDienst Cyence aber auf mehr als 150 Millionen US-Dollar.
Durch den Vertipper verabschiedeten sich zwei wichtige Programme, die gewissermaßen ein Verteilersystem bilden, das weiteren Servern bei Amazon sagt, was sie zu tun haben. Sobald dieses Verteilersystem ausgefallen war, wussten die übrigen Amazon-Server nicht mehr, wie sie mit ihren Daten umgehen sollen – immerhin hatten sich ihre „Aufgabenplaner“verabschiedet. Die Techniker sahen nur noch eine Möglichkeit: das ganze System auszuschalten und neu zu starten. Diese Methode wenden auch Privatnutzer gerne bei PCProblemen an, doch funktioniert das bei einem einzelnen Computer schneller als bei den zahlreichen Servern im Amazon-Netz. Bei denen dauerte es rund vier Stunden.
Amazon hat reagiert und eine Sicherheitssperre eingebaut. Wenn sich in Zukunft ein Mitarbeiter vertippt, nimmt das System die Eingabe nicht an. Die Sperre verhindert, dass zu viele Server gleichzeitig vom Netz genommen werden. Dadurch soll es in Zukunft nicht mehr dazu kommen, dass ein kleiner Vertipper einen großen Teil des Internets lahmlegt.