Mittelschwaebische Nachrichten
Nicht nur Bauern müssen lernen
Kühe sind vor allem glücklich, wenn sie lilafarben sind, später zu Schokolade verarbeitet werden oder – wie im hügeligen Allgäu – einen Berg- und Talfuß haben. Das ist natürlich überzeichnet. Aber es gibt eine schleichende Entfremdung zwischen Landwirten und Verbrauchern, deren Urteile häufig genug durch Unkenntnis genährt werden. Daran muss angesetzt werden, wenn die Nahrungsmittelproduzenten und -konsumenten zueinanderfinden wollen. Regionale Aktionstage, die spezielle Themen ins Blickfeld rücken, können hilfreich sein, um zu verstehen, wie vielfältig es in der Landwirtschaft zugeht, wo die Herausforderungen liegen und welche Schritte notwendig sind, um Nahrungsmittel vom Feld und vom Stall in die Regale des Einzelhandels zu bekommen.
Es darf auch gerne die Direktvermarktung ab Hof sein. Für kaum einen Bauern dürfte das freilich die Grundlage für ein ausreichendes Auskommen bilden. Die Umsätze und Gewinne, die in diesem Segment erzielt werden, rechtfertigen wirtschaftlich betrachtet oft den Aufwand nicht. Der Hofladen aber lohnt sich doch, um Menschen mit der Landwirtschaft bekannt zu machen und Vertrauen aufzubauen, das durch wenige schwarze Schafe zerstört worden ist. Das macht ihn gewissermaßen unbezahlbar.
Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hat das Heimspiel in Schwaben gestern sichtlich genossen. Erst war er in Walkertshofen im Landkreis Augsburg, um sich als Forstminister darüber zu informieren, wie der Mischwald der Zukunft aussehen könnte. Danach hatte er in einem „agrarpolitischen Fachgespräch“in Autenried viele Menschen vor sich, die er als Minister in München, Berlin und Brüssel vertritt. Die Landwirte sind augenscheinlich zufrieden mit seiner Politik, auch wenn der Freistaat auf europäischer Ebene letztlich nur wenig ausrichten kann.
Die Unübersichtlichkeit eines globalen Marktes, in dem die Preise von vielen, oft nicht vorhersehbaren Unwägbarkeiten abhängen, ist die Chance für eine nach wie vor von Familienbetrieben geprägte, regionale Landwirtschaft in Bayern. Diese Chance gilt es zu nutzen. Da sind Verbraucher gefordert, ihre „Geiz ist geil“-Mentalität abzulegen. Und die Bauern müssen begreifen, dass sie nicht nur produzieren, sondern auch Dienstleister sind – den Kunden zugewandt.