Mittelschwaebische Nachrichten
Hilfe, ich muss arbeiten!
40 Stunden arbeiten und damit zufrieden sein? Das ist für viele Schüler unvorstellbar. Ein Kommunikationsexperte erklärt, wie man im Job glücklich und erfolgreich wird
Günzburg Nach der Schule oder dem Studium ruft das Arbeitsleben – für viele eine Herausforderung. Martin-Niels Däfler ist Professor für Kommunikationswissenschaften. In Büchern und Vorträgen erklärt er, wie der Berufseinstieg gelingt und was es braucht, damit der Karriere nichts mehr im Weg steht. Hier seine neun wichtigsten Lektionen:
Sei authentisch Ein Ratschlag zieht sich wie ein roter Faden durch viele Bewerberratgeber: „Werde zum Schauspieler.“Die Ratgeber erklären, wie man auf welche Fragen antworten und wie man sich verhalten soll. Däfler rät, sich nicht zu verstellen. Mit einer Einschränkung: Wie im Sport müssen auch im Bewerbungsverfahren Spielregeln eingehalten werden. Zum authentisch sein gehört auch, selbst Verantwortung zu übernehmen und diese nicht auf Eltern, Lehrer oder die Vorgesetzten abzuwälzen.
Habe Selbstvertrauen Jeder hat ein Talent oder eine Stärke. Dieses Talent sollte gefördert werden. Schwächen hingegen haben auch ihre positiven Seiten, zum Beispiel Schüchternheit. Däfler sagt: „Wer schüchtern ist, läuft schon mal nicht Gefahr, als peinlicher Kandidat bei Dieter Bohlen zu landen.“Wenn es um Schwächen und Stärken geht, passen Selbst- und Fremdbild allerdings nicht immer zusammen, warnt Däfler. Ein Gespräch mit Freunden oder Familienmitgliedern kann da hilfreich sein.
Sei diszipliniert Ohne harte Arbeit und Ausdauer geht es nicht. Es gibt Dinge, die sich jeder selbst erarbeiten muss. Ohne Abkürzungen. Außerdem gilt: Ist eine Entscheidung getroffen, zum Beispiel für eine bestimmte Ausbildung, sollte diese auch bis zum Schluss durchgezogen werden. Dass es dabei Hochs und Tiefs gibt, gehört zum Leben mit dazu.
Bleib gelassen In Anbetracht der Tatsache, dass auf der Erde schon 107 Milliarden Menschen gelebt haben, sollte jeder einzelne sich selbst nicht so wichtig nehmen. Ein Trick, um gelassen zu bleiben, ist die sogenannte Ein-JahrFrage. Nur wenn ein Problem so ärgerlich ist, dass es einen auch ein Jahr später noch beschäftigen wird, ist es dieses Problem wert, sich überhaupt darüber aufzuregen.
Sei weise Es gibt Angestellte, die kommen nur mit Problemen zu ihrem Vorgesetzten. Besser wäre da: neben dem Problem auch gleich eine Lösung mitzubringen. Dadurch zeigt der Angestellte dem Chef, dass er bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und mehr erreichen will.
Sei ordentlich Wie soll jemand, der es nicht einmal schafft, seine vier Quadratmeter Schreibtisch in Ordnung zu halten, es schaffen, seine Aufgaben im Job strukturiert zu erledigen? Egal ob Kunde oder Vorgesetzter: Jeder, der einen unordentlichen Schreibtisch sieht, wird sich, zumindest unterbewusst, diese Frage stellen. Wichtig: Was für den Schreibtisch gilt, gilt aber ebenso für das äußere Erscheinungsbild.
Sei tolerant „Menschen nehmen ihre Umwelt äußerst selektiv wahr und blenden vieles aus“, sagt Däfler. Das heißt, wir sehen andere nie so, wie sie wirklich sind. Da könne man ruhig toleranter sein. Die beste Lösung für Konflikte ist in den meisten Fällen die einfache Frage „Warum?“So kann man sich schnell über das eigentliche Bedürfnis, das hinter einer Forderung steht, klar werden, ohne rein emotional seine Wünsche durchboxen zu wollen.
Bleib wissbegierig Vom Schulwissen bleibt rund die Hälfte über Jahrzehnte hinweg im Kopf. Berufliches Fachwissen hat eine viel kürzere Halbwertszeit. Auch, weil sich die Arbeitswelt konstant im Wandel befindet. Professor Däfler empfiehlt daher, immer am Ball zu bleiben. Nach der Ausbildung kann man immer noch Fortbildungen machen.
Sei freundlich Niemand weiß, ob man mit seinem Gegenüber irgendwann noch einmal zu tun hat. Die meisten Menschen neigen dazu, sich so zu verhalten, wie sich die Leute ihnen gegenüber verhalten. Psychologen sprechen vom Prinzip der Wechselseitigkeit. Einfach gesagt: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.