Mittelschwaebische Nachrichten
Bosch warnt vor einem Diesel Kurzschluss
Rund 50000 der 390000 Jobs des Konzerns hängen an dem umstrittenen Motor
Renningen Drohende Diesel-Fahrverbote stoßen beim Autozulieferer Bosch auf scharfe Kritik. Solche Maßnahmen wären ein nicht auf Tatsachen gegründeter „Kurzschluss“, der schädlich für Arbeitsplätze und den Handel wäre, sagte Bosch-Chef Volkmar Denner. Deutschland könnte seine Klimaschutz-Ziele ohne Dieselautos wohl nicht einhalten – schließlich sei ihr CO2-Ausstoß relativ gering. Rund 50 000 der weltweit 390 000 Arbeitsplätze bei Bosch hängen vom Diesel ab, davon etwa 15000 in Deutschland. „Ein Verlust des Diesels (im Verkehr) hätte erhebliche Auswirkungen auf die Beschäftigung bei Bosch“, warnte Denner.
Der für den Kfz-Bereich zuständige Spartenchef Rolf Bulander antwortete auf die Frage nach konkreten Auswirkungen auf die Personalplanung, man sei in einer „sehr kippligen Situation“. Zwar sei der Dieselbedarf zum Beispiel für den chinesischen Nutzfahrzeug-Markt sehr hoch, wodurch die Werke „relativ gut ausgelastet“seien. Das dürfte sich im zweiten Halbjahr aber ändern.
In Stuttgart und anderen deutschen Städten bahnen sich zeitlich begrenzte Fahrverbote für Dieselautos an, um die Luftverschmutzung zu senken. Denner hält davon wenig. Es sei zwar „das gute Recht der Politik, Emissionsnormen zu verschärfen“. Dabei dürfe sie die Dieseltechnologie aber nicht „verteufeln“. Ähnlich äußerte sich am Donnerstag auch BMW-Chef Harald Krüger. Das hat auch einen Grund: Jeder dritte BMW fährt mit einem Dieselmotor. Gerade große SUVs werden von den Autoriesen oft mit Dieselmotor angeboten.
Bosch befindet sich im Wandel – neue Geschäftsfelder wie autonomes Fahren, künstliche Intelligenz und Elektromobilität werden gestärkt. Man sei hier auf einem guten Weg, sagte Denner. Aber: „Die Umstellung vom klassischen Verbrenner auf Elektromobilität darf nicht passieren, indem eine Technologie praktisch vom Markt verbannt wird.“
Der schwäbische Konzern hat einen guten Jahresauftakt hinter sich, der Umsatz stieg um zwölf Prozent. Eine absolute Quartalszahl gab Bosch wie üblich nicht bekannt. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2016 erhöhten sich die Erlöse um 3,6 Prozent auf 73,1 Milliarden Euro. Für 2017 rechnet Bosch trotz des positiven Auftakts nur mit einem Euro-Umsatzplus von drei bis fünf Prozent. Grund: verhaltene Konjunkturaussichten und geopolitische Unsicherheiten. Gemeint sind zum Beispiel Folgen durch den Brexit und mögliche US-Importschranken.
Das Betriebsergebnis sank um 300 Millionen Euro auf 4,3 Milliarden Euro, die operative Rendite – also dieser Wert im Verhältnis zum Umsatz – fiel von 6,5 auf 5,8 Prozent. Dass Bosch zuletzt etwas weniger profitabel wirtschaftete, lag auch an hohen Investitionen in Werke und in die Forschung. Es gilt weiter das Ziel, mindestens sieben Prozent Rendite zu erzielen. (dpa)