Mittelschwaebische Nachrichten
„Stefan Raab ist mein großes Vorbild“
Senkrechtstarter Luke Mockridge über seine neue TV-Show, Comedy für die Generation Facebook und die Mundwinkel von Angela Merkel
Er ist gerade mal 28 Jahre alt, gehört aber schon zu Deutschlands erfolgreichsten Comedians: Luke Mockridge. Mit seinen Bühnenprogrammen, die den Alltag seiner Generation zwischen Selfiesucht und Zukunftsangst aufgreifen, trifft er den Nerv des jungen Publikums. Nun bekommt er seine eigene PrimeTime-Show: In der Sendung „Luke! Die Schule und ich“(ab heute freitags um 20.15 Uhr auf Sat.1) treten Prominente wie Heiner Lauterbach oder Stefan Effenberg zum Wissensduell gegen Schüler an.
Herr Mockridge, Sie gehören zu einer neuen Generation junger Komiker und haben enormen Erfolg. Wie würden Sie jemandem, der mit Otto Waalkes und Dieter Hallervorden groß geworden ist, Ihre Art der Comedy erklären? Mockridge: Heutzutage sind authentische Sachen gefragt. Wenn man sich den Erfolg von Carolin Kebekus, Joko und Klaas oder eben auch von mir anguckt – da erzählen echte Menschen echte Sachen und es sind nicht mehr so sehr Kunstfiguren und erfundene Storys im Vordergrund. Das hängt mit der Digitalisierung zusammen, der Selbstinszenierung bei Youtube und Facebook. Die Leute sind darauf aus, dass jemand authentisch und echt ist. Wenn ich in meinem Programm davon erzähle, wie es ist, heute als Mittzwanziger zu leben, dann ist das wahr und ich hole mein Publikum da ab, wo es gerade ist.
Und wie lebt es sich als Mittzwanziger? Mockridge: Unserer Generation wurde alles vorgekaut, wir sind im kompletten Wohlstand aufgewachsen. Jetzt kommen überall auf der Welt Probleme auf und wir müssen versuchen, damit umzugehen. Ich bin sehr katholisch erzogen worden und ich besinne mich auf christliche Werte, ich versuche, der beste Mensch zu sein, der ich sein kann. Aber meine Generation verliert sich leider in der Selbstinszenierung bei Facebook, wo es nur darum geht, dass alle sehen, was man für ein geiles Leben hat. Ich versuche, meiner Generation komödiantisch einen soziologischen Spiegel vorzuhalten.
Wie politisch darf Comedy für ein breites junges Publikum denn sein? Mockridge: So was hängt immer von der Zeit ab, in der man sich befindet. Als ich klein war, waren die Zeiten eigentlich nicht sehr politisch, mir waren im Grunde nur Angela Merkel und Gerhard Schröder bekannt. Heute leben wir in hochpolitischen Zeiten, in denen rechtspopulistische Parteien auf dem Vormarsch sind. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Satire sich darüber lustig macht und junge Leute wie ich ein politisches Bewusstsein entwickeln. Ich bin kein Fan davon, sich über die Frisur oder die Mundwinkel von Angela Merkel lustig zu machen. Ich finde es wichtiger, zu sagen, warum Missstände entstehen und warum die Kluft von Arm und Reich so groß ist.
Sie werden als potenzieller Nachfolger von Stefan Raab gehandelt … Mockridge: Stefan Raab ist ein großes Vorbild für mich. Ich werde nicht versuchen, seine Karriere nachzubauen, und ich habe nicht das Ziel, in seine Fußstapfen zu treten. Aber ich bin von klein auf mit Stefan Raab groß geworden, so wie er mit Leuten wie Peter Frankenfeld groß geworden ist. Insofern hat er mich beeinflusst, aber ich gehe schon meinen eigenen Weg – das ist ein logischer künstlerischer Prozess.
Interview: Cornelia Wystrichowski