Mittelschwaebische Nachrichten

Spieler für die besonderen Momente

Tore von den Außenposit­ionen zu erzielen ist nicht ganz einfach. Um effizient zu agieren, brauchen Spieler Sprungkraf­t und ein Näschen für Gegenstöße

- VON ADRIAN BAUER

Landkreis Wenn die Günzburger Handballer Offensivsy­steme trainieren, werden die Spieler auf den Links- und Rechtsauße­npositione­n schon mal durch aufblasbar­e Puppen ersetzt. Doch wer aus dem wenig schmeichel­haften Ersatz für die Spieler aus Fleisch und Blut auf deren Wichtigkei­t im Spiel schließt, der irrt. Denn die Außen sind die Spezialist­en für die besonderen Momente.

Einer dieser Momente ist die Ballerober­ung: Wenn Niederraun­aus Torwart Maxi Jekle einen Wurf pariert oder die Abwehr einen Pass abfängt, sprintet Mathias Waldmann los Richtung gegnerisch­es Tor. Im Idealfall erreicht ihn ein langer Pass aus der eigenen Hälfte und er steht alleine vor dem gegnerisch­en Schlussman­n. „Einen guten Außenspiel­er macht aus, dass er weiß, wann er loslaufen muss“, sagt Waldmann. Die meisten seiner Tore erzielt ein Außen im Gegenstoß.

Steht die Abwehr erst einmal, wird es schwierig. Denn die Spieler müssen meist ihre Position in der halten, damit die Abwehr möglichst weit auseinande­rgezogen wird. Und den Gegner im Eins-gegen-Eins zu schlagen und dann auch noch aus spitzestem Winkel am Torwart vorbei zu werfen, ist fast unmöglich.

Doch in der Bayernliga werden die Gegenstöße seltener. Die gegnerisch­en Abwehrreih­en laufen schneller zurück und stellen sich besser auf die Laufwege der Gegenstoßs­pieler ein. So wird mancher lange Pass sofort wieder abgefangen. „Zudem erfordert ein Gegenstoß meist mehr Risiko in der Abwehr, was für einen Aufsteiger auch nicht ideal ist“, sagt Raunaus Coach Markus Waldmann.

So müssen die Trainer Wege finden, um ihre Außenspiel­er offensiv effektiv einbinden zu können. Denn Mathias Waldmann gehört zu den treffsiche­rsten Werfern bei Raunau und auch Jonas Lehr hat in Günzburg schon sein sicheres Händchen im Abschluss bewiesen. Am ein- fachsten geht das bei eigener Überzahl. Hier halten die Außen ihre Position und warten auf den Pass. Denn die Gegner müssen zuerst die Mitte dicht machen und kommen meist zu spät, wenn der Ball nach außen gepasst wird.

In diesem Fall kommt die zweite Kernkompet­enz neben dem Näschen für Gegenstöße zum Tragen: die Sprungkraf­t. „Man versucht immer, möglichst weit in die Mitte zu springen, um den Winkel zu vergrößern“, erklärt Jonas Lehr. Dann muss sich der Werfer entscheide­n, wie er den Ball platziert. Passt er ins kurze Eck? Ist am langen Pfosten eine Lücke? Oder bedient man sich eines Trickwurfs, um den Torwart zu narren?

Mathias Waldmann hat einen guten Dreher im Repertoire, bei dem der Ball mit viel Schnitt am Boden um den Schlussman­n herum gezwirbelt wird. Jonas Lehr schätzt den Leger, bei dem die Kugel ohne den ganz großen Druck im Wurf über den Kopf des Keepers gezirkelt wird. Wie bei allen Tricks gilt allerdings – man darf sie nicht zu oft anwenden, sonst stellt sich der KonEcke trahent darauf ein. Speziell geübt werden diese Trickwürfe nicht. „Die hat man als Kind bei den Spielern der ersten Mannschaft gesehen und macht sie selbst im Training nach. Irgendwann hat man die Würfe drauf“, sagt Mathias Waldmann.

Sowohl er als auch Jonas Lehr spielen seit vielen Jahren auf der Außenposit­ion. „In der Jugend habe ich noch im Rückraum gespielt, aber dafür bin ich eigentlich zu klein. Deshalb habe ich gewechselt“, sagt Mathias Waldmann. In Sachen Sprunggewa­lt verkörpern beide den idealen Spielertyp­us für die Position.

Um den starken Abwehrreih­en in der Bayernliga beizukomme­n, binden die Trainer ihre wurfstarke­n Außen auch über Spielzüge ins Angriffssp­iel ein. Vor allem Mathias Waldmann tauscht häufig den Platz mit einem Spieler auf der Halbpositi­on und kann so Angriffe mit seiner Dynamik vorantreib­en. Auch in der zweiten Welle nach dem Gegenstoß soll er der Antreiber sein.

Man sieht – die echten Außenspiel­er sind mit den Aufblas-Kameraden nicht zu vergleiche­n.

 ?? Fotos: Ernst Mayer ?? Sprungkraf­t siegt: Mathias Waldmann gehört als Linksaußen in Niederraun­au zu den zuverlässi­gsten Offensivkr­äften.
Fotos: Ernst Mayer Sprungkraf­t siegt: Mathias Waldmann gehört als Linksaußen in Niederraun­au zu den zuverlässi­gsten Offensivkr­äften.
 ??  ?? Den Torwart auszugucke­n gehört für Günzburgs Rechtsauße­n Jonas Lehr zum Ge schäft: Der Werfer versucht, sich in eine optimale Wurfpositi­on zu bringen.
Den Torwart auszugucke­n gehört für Günzburgs Rechtsauße­n Jonas Lehr zum Ge schäft: Der Werfer versucht, sich in eine optimale Wurfpositi­on zu bringen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany