Mittelschwaebische Nachrichten
Ein kleiner Gangster zieht das Schwert
King Arthur: Legend of the Sword Nach zwei „Sherlock Holmes“greift sich der Brite Guy Ritchie nun die Artus-Sage. Der Auftakt ist vielversprechend. Wie sich historische Kulisse und modernstes Digitalkino bestens ergänzen
Unüberschaubar ist die Zahl der Filme und Fernsehproduktionen, die sich der guten alten Artus-Legende bedient haben. Nun will der britische Regisseur Guy Ritchie aus dem mythisch durchwobenen Stoff einen Sechsteiler machen – ein ambitioniertes Vorhaben, das es mit Kinogiganten wie „Herr der Ringe“aufnimmt. Ritchie bewies bereits in „Sherlock Holmes“, dass er selbstbewusst mit den Ikonen der britischen Populärkultur umgeht. Die Verbindung von Historienkulisse und moderner Pixelmalerei kommt in seinem „King Arthur“-Spektakel deutlich organischer zur Geltung.
Zum Auftakt gibt es erst einmal ein donnerndes Schlachtgemetzel. Gewaltige Heere und überlebensgroße Elefantengeschöpfe blasen zum Sturm auf die Festung. Angesichts der feindlichen Übermacht scheint die Verteidigung aussichtslos. Aber dann setzt König Uther (Eric Bana) die Krone ab, schnallt sich das Excalibur-Schwert um, galoppiert durch die flüchtende Soldatenschar hindurch und ermordet mit der Wunderwaffe im Alleingang den anführenden Zauberer der gegnerischen Armee. Mit dieser pompösen Auftaktsequenz ist der eigentliche Hauptdarsteller des Filmes vorgeführt: das magische Schwert als Allmachtsymbol, das – wie man weiß – schon bald in einem Felsen stecken wird, aus dem es nur einer wieder herausziehen kann.
Schuld daran ist der machthungrige Königsbruder Vortigern (Jude Law), der einen Pakt mit dunklen Mächten eingeht und den Bruder meuchelt. Dessen kleiner Sohn kann gerettet werden und wächst im verruchten Londinium in einem Bordell auf. Kindheit und Jugend im sozialen Brennpunkt stählen Arthur (Charlie Hunnam) zu einem urbanen Überlebenskünstler und gewitzten Kleinkriminellen. Konflikte mit der Ordnungsmacht bringen ihn in Gefangenschaft und nach Camelot, wo die Männer anstehen, um vergeblich am magischen Schwert zu rütteln. Ganz so mühelos, wie es die Sage vorgibt, zieht Arthur es nicht aus dem Granit. Sobald er die zweite Hand an den Griff legt, durchfahren ihn nicht nur Blitz und Donner, sondern auch die Erinnerungsbilder seiner längst verdrängten Kindheit.
Vortigern hat seinen Mann gefunden und zögert nicht, den Neffen hinrichten zu lassen. Im Zuge eines hübsch inszenierten Tumults befreien Rebellen in bester Robin-Hood-Manier den Todgeweihten, der noch nichts von seiner royalen Herkunft ahnt. Arthur pfeift ohnehin aufs Auserwähltendasein und will lieber zurück in seine Kleinkriminellenexistenz. Schwert hin, Schwert her. Erst der Zauberin Mage (Astrid BergèsFrisbey) gelingt es, den Haudegen an seine Verantwortung und den Umgang mit der Wunderklinge heranzuführen.
Mit erfrischendem Eigensinn geht Ritchie („Bube, Dame, König, Gras“, „Snatch“) an den literarisch und filmisch gründlich durchgekauten Stoff heran. Er befreit Arthur vom Edelmann-Getue und stilisiert ihn, wie in seinen anderen Filmen, als proletarische Gangsterfigur. Ritchie bringt auf diese Weise frischen Wind in den schwermütigen Mythenstoff. Charlie Hunnam („Sons of Anarchy“, „Die versunkene Stadt Z“) ist ein echter Besetzungscoup. Er erdet die Figur mit seiner Präsenz und Coolness, die interessant kontrastiert zur Fantasy. Ritchie spart nicht an mystischen Digitalgemälden und düsteren Untergangsgemälden. All das sieht nicht nur – im doppelten Wortsinn – fantastisch aus, es entwickelt auch eine enorme visuelle Dynamik, die das Publikum im Zusammenspiel mit einem vortrefflichen Soundtrack ins Geschehen hineinzieht. Großes Kino.
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