Mittelschwaebische Nachrichten
So klappt es mit den Schlüsseldiensten
Ausgesperrt? Am wichtigsten ist in solchen Situationen zuerst: Ruhe bewahren. Doch was ist dann zu tun? Wie Sie sich vor allzu gierigen Anbietern schützen können
Augsburg Es ist ein schreckliches Gefühl. Da steht man vor der eigenen Haustür und kommt doch nicht rein. Der Grund: Der Schlüssel ist weg. Panik bricht aus. Ein Schlüsseldienst wird gerufen. Eine Stunde später ist die Tür wieder auf. Doch die Rechnung fällt saftig aus. 500 Euro! Immer wieder geraten ausgesperrte Bürger in solche Situationen. Wie kann man sich dagegen wappnen? Hier ein paar Tipps:
Der Schlüssel ist weg! Was müssen Sie tun?
Wichtig ist vor allem eines: Ruhe bewahren. Haben Sie einen Schlüssel bei Nachbarn oder Freunden hinterlegt? Gibt es Bekannte, die sich mit dem Entriegeln von Türen auskennen? Wenn nicht, sind professionelle Schlüsseldienste die beste Option. Bei ihnen ist die Gefahr am geringsten, dass Ihre Tür unnötigen Schaden davonträgt.
Schlüsseldienste gibt es viele. Welchen sollten Sie anrufen?
Im besten Fall haben Sie einen Schlüsseldienst Ihres Vertrauens schon im Handy gespeichert. Andernfalls sind laut Verbraucherzentrale Bayern Schlosser oder andere Handwerker vor Ort immer Diensten vorzuziehen, die mit A.a.a. beginnen oder die Telefonvorwahl 0800 haben. Fragen Sie gleich im ersten Gespräch, wie viel der Monteur für seine Arbeit verlangt. Wichtig ist, dass er Ihnen einen Endpreis inklusive An- und Abfahrt nennt. Wiegelt der Schlüsseldienst ab, legen Sie lieber auf und wählen einen anderen Anbieter. Ein weiterer Tipp: Lassen Sie einen Zeugen bei Ihrem Telefonat mithören. Sollte der Schlüsseldienst nachher höhere Preise verlangen als vereinbart, könnte dieser Ihre Version stützen.
Welche Preise sind angemessen?
Immer wieder beschweren sich Kunden, dass Monteure kaum eine Minute benötigen, um eine Haustür aufzuschließen, dann aber Rechnungen im hohen zweistelligen oder gar dreistelligen Bereich ausstellen. Schlüsseldienste verteidigen sich, dass sie oft 24 Stunden am Stück, sieben Tage in der Woche in Rufbereitschaft sind. Zudem beschäftigen sie ausgebildete Spezialisten und schalten Werbung. Das alles koste Geld. Mit 50 bis 90 Euro für das Aufsperren einer handelsüblichen Haustür müssen Sie schon rechnen, sagt die Verbraucherzentrale Bayern. Spätestens bei Preisen von 100 Euro aufwärts sollten Sie jedoch stutzig werden.
Gelten die üblichen Preise auch am Wochenende und nachts? Nein. Schlüsseldienste verlangen
dann teils saftige Aufschläge. An Sonn- und Feiertagen können diese mitunter 100 Prozent betragen. Für Sie könnte es also bisweilen günstiger sein, bei Freunden oder in einem günstigen Hotel zu übernachten und erst tags darauf den Schlüsseldienst zu rufen.
Der Schlüsseldienst kommt. Was jetzt?
Manche Anbieter schicken gleich zwei oder noch mehr Monteure zu Ihnen. Einer reicht aber normalerweise aus, um Ihre Tür aufzumachen. Stellen Sie das gleich am Anfang klar. Lassen Sie sich auch kein Schloss einbauen, das Sie gar nicht benötigen. In den meisten Fällen ist die Arbeit mit dem Öffnen der Tür erledigt. Alles andere ist Geldmacherei.
Kann sich der Monteur weigern, Ihre Wohnungstür aufzuschließen?
Ja. Wenn Sie nicht nachweisen können, dass Sie in der Wohnung wohnen, müssen die bestellten Türöffner den Auftrag nicht annehmen. Am einfachsten ist es, wenn Sie Ihren Personalausweis bei sich haben. Auf der Rückseite steht Ihre Meldeadresse. Haben Sie den nicht parat? Dann können Sie dem Schlüsseldienst anbieten, nach Öffnen der Tür den Mietvertrag vorzuzeigen. Im Notfall hilft ein Anruf bei der Polizei. Diese kann den Sachverhalt durch einen Blick im Melderegister klären.
Nicht jede Tür lässt sich leicht aufschließen. Hat das Auswirkungen auf den Preis?
Ja. Je länger der Monteur für das Schloss benötigt, desto teurer wird es in der Regel. Doppelfalztüren, selbstverriegelnde Schlösser und Schließblech zum Beispiel machen Schlüsseldiensten nach Angaben mehrerer Experten mehr zu schaffen als einfache Holztüren. In diesen Fällen verlangen sie üblicherweise mehr Geld.
Der Monteur stellt Ihnen die Rechnung. Sollten Sie gleich zahlen?
Zahlen Sie Ihre Rechnung nie in bar und sofort, warnt die Verbraucherzentrale. Unterschreiben Sie auch nichts vorab, sondern prüfen Sie zuerst, was der Schlüsseldienst alles aufgelistet hat. Bearbeitungs- und Buchungsgebühren etwa sind unzulässig. Sie sollten außerdem genau prüfen, ob eventuell genannte Spezialwerkzeuge nötig waren für das Aufschließen Ihrer Tür. Sind Sie sich nicht sicher über die Höhe der Rechnung, wenden Sie sich an einen Anwalt oder an eine Verbraucherzentrale. Das geht auch noch, wenn Sie bereits bezahlt haben. Allerdings wird es dann schwerer, Ihr Geld zurückzufordern. Oft müssen Sie dann den gerichtlichen Weg beschreiten.