Mittelschwaebische Nachrichten
Neues Bürgerhaus
Krumbachs neues Bürgerhaus offiziell seiner Bestimmung übergeben. Welche Vorteile die neue Einrichtung den Menschen bringt
Es ist ein Schmuckstück für Hürben und ein Aushängeschild für ganz Krumbach. Am gestrigen Freitag wurde das neue Bürgerhaus offiziell in Betrieb genommen.
Krumbach Es ist der Ort, an dem sich einst der Hürbener Marktplatz befand. Nun hat dieser Platz für Krumbach wieder eine herausragende Bedeutung. Am Freitag wurde das neue Krumbacher Bürgerhaus offiziell seiner Bestimmung übergeben. Bürgermeister Hubert Fischer brachte in seiner Ansprache auf den Punkt, wofür die neue Einrichtung steht: Es gehe darum, Menschen, „die uns brauchen, zu helfen“. Im Bürgerhaus finden eine ganze Reihe von Einrichtungen Platz, bei denen die kleine und große Hilfe im Mittelpunkt steht. Dies reicht von der Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit, der Beratungsstelle für Alleinerziehende bis hin zur Selbsthilfegruppe für Menschen mit Handicap und der Nachbarschaftshilfe. Neu eingerichtet ist ein Bürgertreff (bisher in der Karl-Mantel-Straße). Auch die Krumbacher Volkshochschule findet hier eine neue Bleibe. Überdies gibt es einen Veranstaltungsraum, der rund 60 Personen Platz bietet. Viele der verschiedenen Dienste und Institutionen waren bisher mehr oder weniger quer über das Stadtgebiet verstreut. Nun werden ihre Aktivitäten an einem Ort gebündelt, so finden die Bereiche Soziales und Bildung miteinander zusammen, Aktivitäten können besser als bisher aufeinander abgestimmt werden. Im Bürgerhaus wird professionelle mit freiwilliger Hilfe zusammengebracht.
Bisheriges Schwarzbäck Haus grundlegend saniert
Für die Einrichtung des neuen Bürgerhauses wurde das bisherige Schwarzbäck-Haus grundlegend saniert. Die Planung ging von Kosten von etwa 1,2 Millionen Euro aus. Bürgermeister Hubert Fischer ging im Gespräch mit unserer Zeitung davon aus, dass dieser Betrag allenfalls geringfügig überschritten werde. Zudem gibt es einen Zuschuss in Höhe von rund 750 000 Euro im Rahmen der Städtebauförderung. Bei der Einrichtung wurde darauf geachtet, dass die Räume für Kinder und Menschen mit Behinderung gleichermaßen optimal zugänglich sind. Der Bürgermeister dankte allen an diesem für Krumbach so wichtigen Projekt Beteiligten. Federführend bei der Koordination des Projekts war das Architekturbüro Jakob. Ulrike und Jochen Jakob übergaben dem Krumbacher Bürgermeister bei der Feierstunde am Freitag symbolisch einen großen Schlüssel.
Die Segnung des neuen Gebäudes erfolgte durch den katholischen Pfarrer Hermann Ehle und den evangelischen Pfarrer Eugen Ritter. Den Geist, der für das neue Bürgerhaus steht, verglich Ritter symbo- lisch mit Schokolade. In der Schokolade gebe es Stoffe, die ein Glücksgefühl auslösen. Auch Menschen, die sich für andere Menschen einsetzen, könnten selbst ein großes Glücksgefühl erleben. Pfarrer Ehle stellte in seinen Worten den Gedanken des „zusammen“in den Mittelpunkt. Helfen und miteinander die Schwierigkeiten des Lebens meistern: Nicht zuletzt dafür stehe die neue Einrichtung.
Johanna Herold, die Vorsitzende der Krumbacher Volkshochschule, sprach für alle künftigen Nutzer des neuen Krumbacher Bürgerhauses und stellte diese kurz dem Publikum vor. Große Hilfe bei menschlichen Schicksalen, aber auch kleine Hilfe im Alltag: Beides könne das Bürgerhaus leisten.
Die neue Einrichtung biete Raum für ehrenamtliches und hauptamtliches Engagement und führe beides zusammen. Mit Andrea Gruber (Teamleitung), Lisa Schmid und Sonja Schantini sind dort auch Mitarbeiterinnen der Krumbacher Stadtverwaltung untergebracht. Hinzu kommen Heike Feßler (Familienstützpunkt) und Birgit Baumann (Quartiersmanagerin und Jugendpflegerin). Auch Johanna Herold dankte der Regierung von Schwaben für die umfassende Förderung des Projekts. Bürgermeister Fischer habe die Idee gehabt, ein Bürgerhaus einzurichten. Es zeige sich nun, dass es richtig gewesen sei, den Weg der aufwendigen Sanierung zu gehen.
Tag der offenen Tür geplant
Das Bürgerhaus soll eine Anlaufstelle für alle Generationen sein. Unter anderem dies illustrierte der kurze Film, den Grafiker Marc Hettich zusammengestellt hatte und der bei der Feierstunde am Freitag vorgeführt wurde. Umrahmt wurde die Feierstunde von Musikerinnen und Musikern der Berufsfachschule für Musik. Der Bevölkerung soll demnächst Gelegenheit gegeben werden, sich ein umfassendes Bild von der neuen Einrichtung zu machen. Ein Tag der offenen Tür ist laut Stadtverwaltung für den 24. Juni geplant.
Landkreis Wer kennt die heimische Region am besten, gewissermaßen fast buchstäblich jeden Grashalm? Bei einer Antwort auf diese Frage würde vermutlich immer wieder ihr Name fallen. Angelika Tittl organisiert seit 2005 die Großveranstaltung Donautal-Radelspaß, die jedes Jahr in anderen Landkreisen Westschwabens stattfindet. Mit Strecken zwischen Krumbach und Dillingen, Leipheim und Ziemetshausen ist der Donautal-Radelspaß zu einer Art regionalem Markenzeichen geworden. Angelika Tittl ist die „Tourentüftlerin“, die zahllose Strecken, die häufig auf Wald- und Feldwegen liegen, maßgeblich geplant hat. Heuer findet der Donautal-Radelspaß am Sonntag, 3. September, in Neuburg an der Kammel statt. Und diese Gegend im südlichen Landkreis Günzburg kennt Angelika Tittl vielleicht noch einen Tick besser als den Rest der Region. Neuburg, das ist für die 57-Jährige eine Art „Heimspiel“. Das Gespräch ist weit fortgeschritten, als sie über ihre Mutter erzählt, die aus dem Sudetenland vertrieben wurde. Auf dem Weg nach Westen war der kleine Ort Hagenried im südlichen Landkreis „ihre erste Station“. Angelika Tittls Lebensmittelpunkt wurde schließlich Giengen an der Brenz, doch bis heute gibt es gute Kontakte zu Verwandten im Neuburger Ortsteil Edelstetten und Wiesenbach, zu den Cousins Siegfried und Max Thurn. Im Gespräch erinnert sie sich immer wieder an die Sommerferien bei Onkel und Tante auf einem Wiesenbacher Bauernhof.
Neuburg ist in diesem Jahr beim Radelspaß der Ort der großen Zentralveranstaltung, eine der drei Strecken führt auch durch Wiesenbach.
Zusammen mit Yvonne Streitel, Wegewart Joachim Lutz und Christine Ramold (sie organisiert die Zentralveranstaltung) feilt Angelika Tittl seit vielen Monaten am Ablauf der Radelspaß-Veranstaltung in Neuburg. Immerhin ist die Planung der Strecken heute erheblich einfacher als zu den Anfangszeiten des Donautal-Radelspaß. Es gibt ein engmaschiges Netz gut ausgeschilderter Radwege und vieles erleich- die moderne GPS-Technik, zahlreiche meist sehr gute digitale Karten und Luftbilder stehen zur Verfügung. Aber Angelika Tittl sagt auch: „Vor Ort muss man sich die Dinge dann schon noch genau anschauen.“Wege, die auf den Karten gut aussehen, entpuppen sich vor Ort unvermittelt als schlammige Rinnen. Oder auf Plätzen stehen Bäume, die auf veralteten Luftbildern nicht zu sehen waren. Angelika Tittl erinnert sich, dass sie deswegen 2006 die Zentralveranstaltung für den Donautal-Radelspaß in Krumbach umplanen musste.
Die Strecken fährt sie vor Ort teils mit dem Pkw, teils mit dem Rad ab. Bei der Planung für den kommenden Donautal-Radelspaß stand sie bei einem E-Werk bei Höselhurst unvermittelt vor einer Absperrung mit Zahlencode. Sie musste dann beim Betreiber des E-Werks anrufen und sich den Code für die Weiterfahrt freigeben lassen. Digitale Welt und Wirklichkeit können eben ganz schön unterschiedlich sein. Auch deswegen führt sie vor Ort in Sachen Wegführung immer wieder Gespräche mit Ortskundigen, unter anderem Vertretern verschiedener Vereine.
20 Jahre arbeitete Angelika Tittl, die eine kaufmännische Ausbildung absolviert hat, für eine Kunstmühle in Sontheim an der Brenz. Als sie sich beim Verein für Regionalentwicklung Donautal-Aktiv mit Sitz in Bächingen/Kreis Dillingen als „Büroleiterin“bewarb, konnte sie nicht ahnen, welche Dimensionen der Donautal-Radelspaß einmal annehmen würde. 2005 fand er erstmals statt, mit einer Zentralveranstaltung in Gundelfingen, ein Jahr später in Krumbach.
Rund 3000 Teilnehmer werden es damals wohl gewesen sein, schätzt sie. Inzwischen kommen jährlich 10 000 bis 12 000 Radler aus der heimischen Region, aber auch aus dem gesamten süddeutschen Raum. Und Angelika Tittl erinnert sich an die Begegnung mit Niederländern, die mit einem Kleinbus extra zum Dotert nautal-Radelspaß angereist waren. Es ist wohl diese besondere Mischung aus Radeln und Show- und Erlebnisprogramm, die Jahr für Jahr begeistert. Auf der Bühne der Zentralveranstaltung gibt es immer wieder spektakuläre Auftritte, zahlreiche Veranstalter (darunter viele Vereine) präsentieren sich im Zentrum der Veranstaltung und an den Strecken mit kulinarischen Spezialitäten, Mitmachstationen und vielem mehr. Unter anderem gibt es immer wieder auch Kirchenführungen.
Die Höhepunkte am Streckenrand zu organisieren: Das ist maßgeblich der Aufgabenbereich von Yvonne Streitel. Streitel? Vielen ist sie unter dem Namen Berger bekannt, aber „ich habe vor Kurzem geheiratet“, sagt die 36-Jährige, die aus Gundremmingen stammt, im Gespräch mit unserer Zeitung. In Augsburg studierte sie Geografie mit Schwerpunkt Regionalentwicklung. Danach war sie für den Regionalentwicklungsverein Wittelsbacher Land tätig, bevor sie 2009 zu Donautal-Aktiv wechselte. Dieser Verein arbeitet in Sachen Regionalentwicklung für die Landkreise Günzburg, Dillingen, Neu-Ulm, Teile der Kreise Heidenheim und Donau-Ries sowie die Stadt Ulm, er ist damit auch länderübergreifend in Bayern und Baden-Württemberg tätig. Tourismusentwicklung (beispielsweise im Kreis Dillingen) ist dabei einer der Schwerpunkte - und dann ist da der jährliche DonautalRadelspaß.
Seit Monaten ist Yvonne Streitel auf der Suche nach möglichen Anbietern am Wegesrand der Strecken für den Neuburger Radelspaß. Bislang eher gering sei die Resonanz in Krumbach und Niederraunau gewesen. Sie hofft, dass es noch möglich ist, in diesen Orten weitere Teilnehmer zu gewinnen. Anmeldungen sind für Anbieter, die sich entlang der Strecken präsentieren wollen, noch bis 6. Juni möglich. Darsteller auf der Bühne der Neuburger Zentralveranstaltung und Aussteller im Neuburger Zentrum der Veranstaltung können sich noch bis zum 10. Juli anmelden (weitere Infos gibt es bei www.donautal-radfahren.de).
Und dann geht es bei den Strecken allmählich an den „Feinschliff“. Die Strecken werden vor der Veranstaltung exakt ausgeschildert und es muss immer wieder auch darauf geachtet werden, dass nicht irgendwelche „Scherzbolde“, die Schilder umstellen, wie es Angelika Tittl formuliert. Seit zwei Jahren wird auch ein Pannenservice organisiert. Die Radler der Gegenwart erwarten bei Großveranstaltungen wie dem Donautal-Radelspaß einen hohen Standard.
Und dann kann es losgehen mit der Neuburger Veranstaltung, diesem besonderen „Heimspiel“für Angelika Tittl. Aber da ist auch der Gedanke an die Radler aus den Niederlanden, die mit einem Kleinbus angereist kamen. Die internationale Note wird wohl auch in diesem Jahr beim Donautal-Radelspaß nicht fehlen.