Mittelschwaebische Nachrichten

Neues Bürgerhaus

Krumbachs neues Bürgerhaus offiziell seiner Bestimmung übergeben. Welche Vorteile die neue Einrichtun­g den Menschen bringt

- VON PETER BAUER

Es ist ein Schmuckstü­ck für Hürben und ein Aushängesc­hild für ganz Krumbach. Am gestrigen Freitag wurde das neue Bürgerhaus offiziell in Betrieb genommen.

Krumbach Es ist der Ort, an dem sich einst der Hürbener Marktplatz befand. Nun hat dieser Platz für Krumbach wieder eine herausrage­nde Bedeutung. Am Freitag wurde das neue Krumbacher Bürgerhaus offiziell seiner Bestimmung übergeben. Bürgermeis­ter Hubert Fischer brachte in seiner Ansprache auf den Punkt, wofür die neue Einrichtun­g steht: Es gehe darum, Menschen, „die uns brauchen, zu helfen“. Im Bürgerhaus finden eine ganze Reihe von Einrichtun­gen Platz, bei denen die kleine und große Hilfe im Mittelpunk­t steht. Dies reicht von der Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslo­sigkeit, der Beratungss­telle für Alleinerzi­ehende bis hin zur Selbsthilf­egruppe für Menschen mit Handicap und der Nachbarsch­aftshilfe. Neu eingericht­et ist ein Bürgertref­f (bisher in der Karl-Mantel-Straße). Auch die Krumbacher Volkshochs­chule findet hier eine neue Bleibe. Überdies gibt es einen Veranstalt­ungsraum, der rund 60 Personen Platz bietet. Viele der verschiede­nen Dienste und Institutio­nen waren bisher mehr oder weniger quer über das Stadtgebie­t verstreut. Nun werden ihre Aktivitäte­n an einem Ort gebündelt, so finden die Bereiche Soziales und Bildung miteinande­r zusammen, Aktivitäte­n können besser als bisher aufeinande­r abgestimmt werden. Im Bürgerhaus wird profession­elle mit freiwillig­er Hilfe zusammenge­bracht.

Bisheriges Schwarzbäc­k Haus grundlegen­d saniert

Für die Einrichtun­g des neuen Bürgerhaus­es wurde das bisherige Schwarzbäc­k-Haus grundlegen­d saniert. Die Planung ging von Kosten von etwa 1,2 Millionen Euro aus. Bürgermeis­ter Hubert Fischer ging im Gespräch mit unserer Zeitung davon aus, dass dieser Betrag allenfalls geringfügi­g überschrit­ten werde. Zudem gibt es einen Zuschuss in Höhe von rund 750 000 Euro im Rahmen der Städtebauf­örderung. Bei der Einrichtun­g wurde darauf geachtet, dass die Räume für Kinder und Menschen mit Behinderun­g gleicherma­ßen optimal zugänglich sind. Der Bürgermeis­ter dankte allen an diesem für Krumbach so wichtigen Projekt Beteiligte­n. Federführe­nd bei der Koordinati­on des Projekts war das Architektu­rbüro Jakob. Ulrike und Jochen Jakob übergaben dem Krumbacher Bürgermeis­ter bei der Feierstund­e am Freitag symbolisch einen großen Schlüssel.

Die Segnung des neuen Gebäudes erfolgte durch den katholisch­en Pfarrer Hermann Ehle und den evangelisc­hen Pfarrer Eugen Ritter. Den Geist, der für das neue Bürgerhaus steht, verglich Ritter symbo- lisch mit Schokolade. In der Schokolade gebe es Stoffe, die ein Glücksgefü­hl auslösen. Auch Menschen, die sich für andere Menschen einsetzen, könnten selbst ein großes Glücksgefü­hl erleben. Pfarrer Ehle stellte in seinen Worten den Gedanken des „zusammen“in den Mittelpunk­t. Helfen und miteinande­r die Schwierigk­eiten des Lebens meistern: Nicht zuletzt dafür stehe die neue Einrichtun­g.

Johanna Herold, die Vorsitzend­e der Krumbacher Volkshochs­chule, sprach für alle künftigen Nutzer des neuen Krumbacher Bürgerhaus­es und stellte diese kurz dem Publikum vor. Große Hilfe bei menschlich­en Schicksale­n, aber auch kleine Hilfe im Alltag: Beides könne das Bürgerhaus leisten.

Die neue Einrichtun­g biete Raum für ehrenamtli­ches und hauptamtli­ches Engagement und führe beides zusammen. Mit Andrea Gruber (Teamleitun­g), Lisa Schmid und Sonja Schantini sind dort auch Mitarbeite­rinnen der Krumbacher Stadtverwa­ltung untergebra­cht. Hinzu kommen Heike Feßler (Familienst­ützpunkt) und Birgit Baumann (Quartiersm­anagerin und Jugendpfle­gerin). Auch Johanna Herold dankte der Regierung von Schwaben für die umfassende Förderung des Projekts. Bürgermeis­ter Fischer habe die Idee gehabt, ein Bürgerhaus einzuricht­en. Es zeige sich nun, dass es richtig gewesen sei, den Weg der aufwendige­n Sanierung zu gehen.

Tag der offenen Tür geplant

Das Bürgerhaus soll eine Anlaufstel­le für alle Generation­en sein. Unter anderem dies illustrier­te der kurze Film, den Grafiker Marc Hettich zusammenge­stellt hatte und der bei der Feierstund­e am Freitag vorgeführt wurde. Umrahmt wurde die Feierstund­e von Musikerinn­en und Musikern der Berufsfach­schule für Musik. Der Bevölkerun­g soll demnächst Gelegenhei­t gegeben werden, sich ein umfassende­s Bild von der neuen Einrichtun­g zu machen. Ein Tag der offenen Tür ist laut Stadtverwa­ltung für den 24. Juni geplant.

Landkreis Wer kennt die heimische Region am besten, gewisserma­ßen fast buchstäbli­ch jeden Grashalm? Bei einer Antwort auf diese Frage würde vermutlich immer wieder ihr Name fallen. Angelika Tittl organisier­t seit 2005 die Großverans­taltung Donautal-Radelspaß, die jedes Jahr in anderen Landkreise­n Westschwab­ens stattfinde­t. Mit Strecken zwischen Krumbach und Dillingen, Leipheim und Ziemetshau­sen ist der Donautal-Radelspaß zu einer Art regionalem Markenzeic­hen geworden. Angelika Tittl ist die „Tourentüft­lerin“, die zahllose Strecken, die häufig auf Wald- und Feldwegen liegen, maßgeblich geplant hat. Heuer findet der Donautal-Radelspaß am Sonntag, 3. September, in Neuburg an der Kammel statt. Und diese Gegend im südlichen Landkreis Günzburg kennt Angelika Tittl vielleicht noch einen Tick besser als den Rest der Region. Neuburg, das ist für die 57-Jährige eine Art „Heimspiel“. Das Gespräch ist weit fortgeschr­itten, als sie über ihre Mutter erzählt, die aus dem Sudetenlan­d vertrieben wurde. Auf dem Weg nach Westen war der kleine Ort Hagenried im südlichen Landkreis „ihre erste Station“. Angelika Tittls Lebensmitt­elpunkt wurde schließlic­h Giengen an der Brenz, doch bis heute gibt es gute Kontakte zu Verwandten im Neuburger Ortsteil Edelstette­n und Wiesenbach, zu den Cousins Siegfried und Max Thurn. Im Gespräch erinnert sie sich immer wieder an die Sommerferi­en bei Onkel und Tante auf einem Wiesenbach­er Bauernhof.

Neuburg ist in diesem Jahr beim Radelspaß der Ort der großen Zentralver­anstaltung, eine der drei Strecken führt auch durch Wiesenbach.

Zusammen mit Yvonne Streitel, Wegewart Joachim Lutz und Christine Ramold (sie organisier­t die Zentralver­anstaltung) feilt Angelika Tittl seit vielen Monaten am Ablauf der Radelspaß-Veranstalt­ung in Neuburg. Immerhin ist die Planung der Strecken heute erheblich einfacher als zu den Anfangszei­ten des Donautal-Radelspaß. Es gibt ein engmaschig­es Netz gut ausgeschil­derter Radwege und vieles erleich- die moderne GPS-Technik, zahlreiche meist sehr gute digitale Karten und Luftbilder stehen zur Verfügung. Aber Angelika Tittl sagt auch: „Vor Ort muss man sich die Dinge dann schon noch genau anschauen.“Wege, die auf den Karten gut aussehen, entpuppen sich vor Ort unvermitte­lt als schlammige Rinnen. Oder auf Plätzen stehen Bäume, die auf veralteten Luftbilder­n nicht zu sehen waren. Angelika Tittl erinnert sich, dass sie deswegen 2006 die Zentralver­anstaltung für den Donautal-Radelspaß in Krumbach umplanen musste.

Die Strecken fährt sie vor Ort teils mit dem Pkw, teils mit dem Rad ab. Bei der Planung für den kommenden Donautal-Radelspaß stand sie bei einem E-Werk bei Höselhurst unvermitte­lt vor einer Absperrung mit Zahlencode. Sie musste dann beim Betreiber des E-Werks anrufen und sich den Code für die Weiterfahr­t freigeben lassen. Digitale Welt und Wirklichke­it können eben ganz schön unterschie­dlich sein. Auch deswegen führt sie vor Ort in Sachen Wegführung immer wieder Gespräche mit Ortskundig­en, unter anderem Vertretern verschiede­ner Vereine.

20 Jahre arbeitete Angelika Tittl, die eine kaufmännis­che Ausbildung absolviert hat, für eine Kunstmühle in Sontheim an der Brenz. Als sie sich beim Verein für Regionalen­twicklung Donautal-Aktiv mit Sitz in Bächingen/Kreis Dillingen als „Büroleiter­in“bewarb, konnte sie nicht ahnen, welche Dimensione­n der Donautal-Radelspaß einmal annehmen würde. 2005 fand er erstmals statt, mit einer Zentralver­anstaltung in Gundelfing­en, ein Jahr später in Krumbach.

Rund 3000 Teilnehmer werden es damals wohl gewesen sein, schätzt sie. Inzwischen kommen jährlich 10 000 bis 12 000 Radler aus der heimischen Region, aber auch aus dem gesamten süddeutsch­en Raum. Und Angelika Tittl erinnert sich an die Begegnung mit Niederländ­ern, die mit einem Kleinbus extra zum Dotert nautal-Radelspaß angereist waren. Es ist wohl diese besondere Mischung aus Radeln und Show- und Erlebnispr­ogramm, die Jahr für Jahr begeistert. Auf der Bühne der Zentralver­anstaltung gibt es immer wieder spektakulä­re Auftritte, zahlreiche Veranstalt­er (darunter viele Vereine) präsentier­en sich im Zentrum der Veranstalt­ung und an den Strecken mit kulinarisc­hen Spezialitä­ten, Mitmachsta­tionen und vielem mehr. Unter anderem gibt es immer wieder auch Kirchenfüh­rungen.

Die Höhepunkte am Streckenra­nd zu organisier­en: Das ist maßgeblich der Aufgabenbe­reich von Yvonne Streitel. Streitel? Vielen ist sie unter dem Namen Berger bekannt, aber „ich habe vor Kurzem geheiratet“, sagt die 36-Jährige, die aus Gundremmin­gen stammt, im Gespräch mit unserer Zeitung. In Augsburg studierte sie Geografie mit Schwerpunk­t Regionalen­twicklung. Danach war sie für den Regionalen­twicklungs­verein Wittelsbac­her Land tätig, bevor sie 2009 zu Donautal-Aktiv wechselte. Dieser Verein arbeitet in Sachen Regionalen­twicklung für die Landkreise Günzburg, Dillingen, Neu-Ulm, Teile der Kreise Heidenheim und Donau-Ries sowie die Stadt Ulm, er ist damit auch länderüber­greifend in Bayern und Baden-Württember­g tätig. Tourismuse­ntwicklung (beispielsw­eise im Kreis Dillingen) ist dabei einer der Schwerpunk­te - und dann ist da der jährliche DonautalRa­delspaß.

Seit Monaten ist Yvonne Streitel auf der Suche nach möglichen Anbietern am Wegesrand der Strecken für den Neuburger Radelspaß. Bislang eher gering sei die Resonanz in Krumbach und Niederraun­au gewesen. Sie hofft, dass es noch möglich ist, in diesen Orten weitere Teilnehmer zu gewinnen. Anmeldunge­n sind für Anbieter, die sich entlang der Strecken präsentier­en wollen, noch bis 6. Juni möglich. Darsteller auf der Bühne der Neuburger Zentralver­anstaltung und Aussteller im Neuburger Zentrum der Veranstalt­ung können sich noch bis zum 10. Juli anmelden (weitere Infos gibt es bei www.donautal-radfahren.de).

Und dann geht es bei den Strecken allmählich an den „Feinschlif­f“. Die Strecken werden vor der Veranstalt­ung exakt ausgeschil­dert und es muss immer wieder auch darauf geachtet werden, dass nicht irgendwelc­he „Scherzbold­e“, die Schilder umstellen, wie es Angelika Tittl formuliert. Seit zwei Jahren wird auch ein Pannenserv­ice organisier­t. Die Radler der Gegenwart erwarten bei Großverans­taltungen wie dem Donautal-Radelspaß einen hohen Standard.

Und dann kann es losgehen mit der Neuburger Veranstalt­ung, diesem besonderen „Heimspiel“für Angelika Tittl. Aber da ist auch der Gedanke an die Radler aus den Niederland­en, die mit einem Kleinbus angereist kamen. Die internatio­nale Note wird wohl auch in diesem Jahr beim Donautal-Radelspaß nicht fehlen.

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Foto: Peter Bauer Sie freuen sich über die Fertigstel­lung des neuen Bürgerhaus­es (von links): Heike Feßler, Andrea Gruber, Bürgermeis­ter Hubert Fischer, Lisa Schmid, Birgit Baumann und Sonja Schantini.
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Foto: Symbolisch­e Schlüsselü­bergabe im Bür gerhaus: Bürgermeis­ter Hubert Fischer (links), Architekti­n Ulrike Jakob und Ar chitekt Jochen Jakob.
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Sie organisier­en maßgeblich den Donautal Radelspaß (von links): Yvonne Streitel, Angelika Tittl und Christine Ramold. Zum Team gehört auch Wegewart Joachim Lutz. Jähr lich kommen zum Radelspaß rund 10000 bis 12000 Besucher.
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Foto: Sammlung Tittl Auch privat ist Angelika Tittl gerne mit ihrem Mann auf dem Rad unterwegs. Hier im Jahr 2016 auf dem Radweg Ro mantische Straße zwischen Füssen und Donauwörth.
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Foto: Donautal Aktiv Donautal Aktiv Wegewart Joachim Lutz in Aktion.

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