Mittelschwaebische Nachrichten

Helmut Schmidt abhängen?

- CONTRA CHRISTIAN IMMINGER

Es gehört zu den Rätseln dieser jungen Republik, dass Helmut Schmidt, kaum war er nicht mehr Kanzler, zu ungeahnter Popularitä­t aufstieg, weswegen man gespannt sein darf, ob es sich bei Angela Merkel, sollte sie 2034 aus dem Amt scheiden, wenigstens umgekehrt verhält. Jedenfalls: Ein gewisses Maß an Irrational­ität darf man wohl in jedem Falle unterstell­en, doch ein gewisses Maß an Irrational­ität – das wissen wir – ist immer mit einzukalku­lieren in einer demokratis­ch verfassten Gesellscha­ft. Womit wir beim Gegenteil, nämlich der Bundeswehr wären. Denn es war ja nicht etwa eine der vielen Nichtrauch­erSekten, die in bester prohibitiv­er Absicht dem qualmenden Orakel aus Langenhorn den Garaus machte, sondern die Bundeswehr-Universitä­t in Hamburg. Und zwar nicht wegen einer Menthol-Zigarette (Tabakwerbu­ng verbieten! Alles verbieten!), sondern Opas Uniform, weil Opa, das wissen wir auch, war in der Wehrmacht. Was er da gemacht hat? Wohl nicht nur geraucht. Und dass in vielen Familien, in deren Alben ähnliche Bildchen kleben, diese Frage nie ernsthaft gestellt wurde, wirft ihren Schatten bis heute und auch in manchen Kasernenho­f. Aber ausgerechn­et einen Schmidt abhängen, der stets zwischen zwei Zügen und etwas manieriert von „Adolf Nazi“sprach und vor allem nie einen Hehl daraus machte, was er vom „Scheißkrie­g“hält?! Das fällt dann nicht mehr nur unter Irrational­ität, sondern viel schlimmer, vorauseile­nden Gehorsam – und sei es gegenüber Flinten-Uschi. Wenn man so will, zeigt sich darin ein (in dieser jungen Republik hie und da immer noch anzutreffe­ndes) Prinzip des Führerstaa­ts, nämlich einen Willen zu exekutiere­n, noch bevor er überhaupt geäußert wird. Womit man das Gegenteil demonstrie­rt von dem, was eigentlich gezeigt werden soll: Courage.

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