Mittelschwaebische Nachrichten
Schatten über dem Afrika Festival
Ein Besucher hat einen der Veranstalter in Birkenried leicht verletzt
Birkenried Gemütliche, exotische Musik, ein kühles Getränk und ein Platz irgendwo in dem üppigen Grün der Anlage – entspannte Biergartenatmosphäre bot sich am Sonntagabend in Birkenried. Zum 14. Mal fand dort das Afrika-Festival statt. Dieses Mal rückte die Polizei an. Und in der Tür zum Kariba ist eine Fensterscheibe kaputt.
Ein paar Flüchtlinge aus Afrika hatten am Samstagabend während eines Reggae-Konzerts zuviel Alkohol getrunken, es gab ein Gerangel (wir berichteten). „Da haben wir sie aufgefordert, zu gehen“, erzählt ein 32-Jähriger aus Burtenbach. Zusammen mit seinem Bruder leitet er seit zwei Jahren das Kariba, einen Veranstaltungsort etwa für Konzerte, Hochzeiten. Laut Polizeibericht war es 1.25 Uhr, als die jungen Leute gehen sollten. Dabei rastete ein 18-Jähriger aus und zerschlug die Scheibe. Es kam noch schlimmer. „Anscheinend wollte einer der Gruppe den Streit schlichten, sollte aber zusammen mit den anderen gehen. Da wurde er sauer“, beschrieb der Mann aus Burtenbach, was ihm danach passierte: „Der hat mir eine gewatscht, dass ich das Gleichgewicht verloren habe und nach hinten gekippt bin.“Auf dem Boden liegend, suchte der 32-Jährige nach seiner Brille. „Dann kam plötzlich eine Sohle auf mich zu.“Der 23-jährige Besucher trat dem Mann leicht ins Gesicht. Noch am Sonntag sah man die geröteten Stellen auf Nase und Stirn. Daraufhin wurde die Polizei verständigt. Als die Beamten den Sachverhalt aufnahmen, schlug laut Polizeibericht unvermittelt ein Dritter aus der Gruppe mit seiner Hand in die zuvor zerbrochene Glasscheibe. Er sei immer wieder ausgerastet. Weil der 19-Jährige so uneinsichtig war, wurde er in die Arrestzelle der Dillinger Polizei gebracht.
Die Betreuerin des 23-Jährigen, der in Baden-Württemberg lebt, rief am Sonntagmorgen an, erzählt der Veranstalter weiter. Der Täter wollte sich bei ihm persönlich im Laufe des Pfingstmontags entschuldigen. Der 32-Jährige und sein Bruder organisieren im Kariba unter anderem vier Mal im Jahr ReggaeEvents, außerdem sind sie für das Sunrise-Festival in Burtenbach verantwortlich. „Da gab es noch nie Probleme.“
Auch Bernhard Eber vom Kulturgewächshaus schüttelte am Sonntagabend den Kopf. „Das wirft ein schlechtes Licht auf Flüchtlinge, und das wollen wir überhaupt nicht. Es gibt überall Idioten, und der eine fällt dann auf“, ärgerte sich der Organisator. Es sei schade, wenn jemand so aus der Rolle fällt. Eber selbst hatte erst am Sonntag, kurz vor dem Gottesdienst, von dem nächtlichen Vorfall erfahren. Ab da war das Festival bis Montagabend so fröhlich und bunt wie immer. Den Gottesdienst hatte Gundelfingens Diakon Jean Kapena, der aus dem Kongo stammt, im Kulturgewächshaus gestaltet. Eine Reggae-Gruppe spielte dazu, es sei rappelvoll gewesen, erzählt Eber. Und mit den steigenden Temperaturen am Nachmittag füllte sich auch der Rest der Anlage zusehends. Vor allem die kunterbunten luftigen Kleider, Hosen und Oberteile waren sehr gefragt. Aber wie immer gingen auch gekochte Bananen oder gebratene Auberginen gut weg. Zum Essen und Plaudern zogen sich die Besucher unter Bäume oder Dächer oder luftige Schirme auf Bierbänke, Liegestühle, afrikanische Möbel oder in eine Hängematte zurück. Bei Märchen und Musik von Tormente Jobarteh oder während der Auftritte der verschiedenen Bands kam richtiges Urlaubsfeeling auf. Da störte auch der verrückte Eggman mit seiner schrägen, meterhohen Kopfbedeckung nicht, der Geld sammelnd „Eiermann!“-rufend regelmäßig zwischen den Ständen auftauchte. „Der Mann ist ein Phänomen“, sagte Eber und lachte. „Selbst der ernsteste Mensch muss bei dem Typen lächeln.“»Kommentar