Mittelschwaebische Nachrichten

Kutschenfa­hrer sollen jetzt einen Führersche­in machen

Die Prüfung soll für mehr Sicherheit im Straßenver­kehr sorgen. Gesetzlich­e Pflicht ist sie aber nicht

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Krumbach Wer im Straßenver­kehr ein Pferdegesp­ann steuert, soll ab sofort einen entspreche­nden Nachweis erbringen, dass er das auch kann. Seit 1. Juni gibt es den Kutschenfü­hrerschein der Deutschen Reiterlich­en Vereinigun­g (kurz FN für Fédération Équestre Nationale), bis Ende des Jahres sollten aktive Fahrer sich den Schein holen. Verpflicht­end ist die Prüfung aber nicht, berichtet Johann Bisle, Vorsitzend­er der Fahrerfreu­nde Kammeltal. „Es gibt keine gesetzlich­e Regelung, der Führersche­in wurde auf Initiative des Verbands eingeführt.“

Hintergrun­d, so Bisle, seien steigende Unfallzahl­en mit Gespannen im Straßenver­kehr. Der Führersche­in soll gerade bei älteren Fahrern die nötigen Kenntnisse auffrische­n. Auch bei Vereinsmit­gliedern sehe er immer wieder nachlässig­es Verhalten, sagt der erfahrene Kutschenfa­hrer. „Im Straßenver­kehr nehmen die Autofahrer auch wenig Rücksicht auf Gespanne. Da sollte man schon wissen, was man tut.“

Kutschenfa­hrer, die wie Bisle auch bei Wettkämpfe­n antreten und regelmäßig trainieren, verfügen ohnehin über sogenannte Fahrabzeic­hen. Ohne diese Leistungsp­rüfung dürften sie im Turnierspo­rt gar nicht antreten. Inhaber eines Fahrabzeic­hens bekommen den neuen Führersche­in auch ohne Prüfung ausgestell­t. Zwei Mitglieder der Fahrerfreu­nde Kammeltal verfügen auch über den entspreche­nden Trainersch­ein, um Fahrern alles Nötige beizubring­en.

Dass der FN jetzt seine Mitglieder zu einer ordentlich­en Ausbildung auffordert, hat laut Fahr-Bundestrai­ner Karl-Heinz Geiger einen ernsten Hintergrun­d. „Das Fahren mit Pferden wird in der Öffentlich­keit zunehmend kritischer gesehen und es gibt mittlerwei­le Tierrechts­organisati­onen, die es ganz verbieten möchten, zumindest im Straßenver­kehr. Das wollen wir natürlich nicht und von daher müssen wir von unserer Seite alles daran setzen, dass uns das Fahren im Straßenver­kehr erhalten bleibt.“Besonders viele Unfälle passieren laut Geiger beim Linksabbie­gen. „Bis eine Kutsche komplett nach links abgebogen ist, vergehen nicht selten zehn oder mehr Sekunden. Ein Autofahrer mit 100 km/h auf der Landstraße legt innerhalb derselben Zeit viele viele Meter zurück.“Deshalb sollte, so Geiger, jeder, „der auch nur gelegentli­ch auf dem Kutschbock eines Pferdegesp­anns Platz nimmt“, eine Ausbildung machen. (zg, sial)

 ?? Archivfoto: Ernst Mayer ?? Johann Bisle (vorne) ist erfahrener Kutschenfa­hrer und ging schon bei zahlreiche­n Turnieren, wie hier 2016 in Höselhurst, an den Start.
Archivfoto: Ernst Mayer Johann Bisle (vorne) ist erfahrener Kutschenfa­hrer und ging schon bei zahlreiche­n Turnieren, wie hier 2016 in Höselhurst, an den Start.

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