Mittelschwaebische Nachrichten
Vielleicht dürfen doch wieder Tiere in Igel Station
Nach der teilweisen Räumung eines Anwesens in Ichenhausen prüft das Veterinäramt die weiteren Schritte
wäre ein offizieller Beschluss nötig gewesen. Weil Gefahr für das Wohl der Tiere bestanden habe, wurde sofort gehandelt, ein Schriftstück vom Amt werde ihr noch zugestellt. Und was das Pflegekind angeht: Antonia Wieland, Leiterin des Jugendamts, sagt: „So stimmt das nicht.“Zabel habe im Rahmen einer Gastfamilie eine behinderte Mutter und deren Kind aufgenommen – kein Pflegekind. „Das Gastfamilienverhältnis ist wegen der fürs Kind gefährdenden Zustände auf dem Anwesen aufgelöst worden, die Mutter und ihr Kind sind woanders untergekommen“, erklärt sie. Die Wohnung der beiden habe aber besser ausgesehen als der Rest.
Auch der Tierschutzverein Günzburg weist die von Zabel geäußerte Kritik der unterlassenen Unterstützung zurück. Die stellvertretende Vorsitzende und Tierheimleiterin Isabel Seitz sagt, es sei nur bekannt gewesen, dass die Frau Igel und Wildvögel aufpäppelt. Dass es mehr Tiere waren, sei später an den Verein herangetragen worden und er habe versucht, bei der Vermittlung zu helfen. „Aber sie wollte die Tiere nicht rausgeben.“Alles weitere sei über den Amtstierarzt gelaufen, „wir wurden nur für den Transport nach der Räumung angefragt“.
Alexandra Rentsch aus Kötz findet gut, wie das Amt gehandelt hat. Sie habe die Behörde auf die Zustände in der Auffangstation aufmerksam gemacht. Als sie im Dezember für eine Futterspende dort gewesen sei, hätten in einem Raum auf drei Etagen in U-Form mindestens 20 Meerschweinchenkäfige mit jeweils fünf bis sieben Igeln gestanden, nur mit Zeitungspapier ausgelegt. „Die Tiere sind in ihren Ausscheidungen geschwommen.“
Sie habe Zabel Hilfe angeboten und ihr gesagt, dass es nicht gut sei, die Igel nur mit Katzenfutter und Eiern zu füttern. Seit März habe sie dann darauf gedrängt, dass sie ausgewildert werden. „Ich habe ihr gesagt, die Tiere finden genug Würmer, Insekten und Schnecken, und sie sagte, die seien nicht gut für die Igel.“Ein Eichhörnchen habe zudem Wurst, Käse und Butterkekse bekommen, eines der Tiere habe Zabel gar zugekauft. „Sie hat sich in Lügen verstrickt und ich habe das Veterinäramt informiert. Leute wollten sogar Igel haben und sie hat sie nicht hergegeben.“
Unterstützung bekommt Zabel hingegen von Christa Schneider, die lange Vorsitzende im Tierschutzverein Thannhausen war. Sie sei entsetzt, „wie jemand, der sich selbstlos für die Tiere liebevoll Tag und Nacht eingesetzt hat, nun angeprangert wird und sogar noch dafür bestraft werden soll. Wie viele Tiere hätten wohl ohne diesen Einsatz überlebt, und was wird jetzt mit den Tieren, die nicht mehr aufgenommen werden dürfen?“Jeder sei froh gewesen, dass er kranke und verletzte Tiere abgeben konnte, „aber keiner hat geholfen und sich Gedanken gemacht, wie die Frau das alles schafft, nicht nur arbeitsmäßig, sondern auch finanziell“.
Schneider betont, dass bei ihrem Besuch im November 2016 alles in Ordnung gewesen sei – Schubert erklärt dazu, bei der Kontrolle des Veterinäramts sei das nun eben nicht der Fall gewesen. „Ich frage mich schon“, so Schneider, „warum sich immer wieder Privatpersonen für Wildtiere und andere Tiere einsetzen müssen. Warum gibt es keine Auffangstationen, die von staatlicher Seite mit Fachkräften besetzt, bezahlt und gefördert werden?“Es sei leicht, anderen die Schuld zuzuweisen, wenn wegen Überforderung etwas aus dem Ruder laufe. „Anstatt anzuprangern und zu verurteilen, sollte man sich hier einmal Gedanken machen, es besser zu machen.“
Wie Max Schubert betont auch Carola Bollinger, Fachbereichsleiterin Umweltschutz und somit der Unteren Naturschutzbehörde, dass nichts dagegen einzuwenden sei, wenn jemand kranke Tiere aufpäppelt – wenn sie dann ausgewildert werden. Es gebe mitunter auch Hilfe durch die Behörde, am besten sei es aber, wenn man den Tieren einen Unterschlupf im Garten und Futterbeigaben anbietet. „Man muss sie nicht ins Wohnzimmer holen.“Und wer etwa einen Vogel mit einem gebrochenen Flügel findet, sollte das Tier zum Tierarzt bringen.
Hilfe Wer ein krankes Wildtier findet und sich nicht sicher ist, wie ihm gehol fen werden kann, soll das Landratsamt unter Telefon 08221/95 312 kontak tieren. Bei gefundenen kranken Haustie ren hilft das Tierheim Günzburg, Tele fon 08221/30331, weiter.