Mittelschwaebische Nachrichten
Hochkarätige Klänge und Töne
Renommiertester Hornsolist Spaniens zu Gast im Mindelsaal
Mindelzell Regelmäßig reist Javier Bonet um den Globus, um in berühmten Konzertsälen mit hochkarätigen Darbietungen zu begeistern. In Mindelzell fühlt sich der renommierteste Hornsolist Spaniens fast schon heimisch. Denn dort hat er im September 2016 im Rahmen der Reihe „Ring of Engelbert Schmid Horn Soloists“die CD „Just for fun“aufgenommen. Einige Kostproben daraus servierte der weltberühmte Musiker bei der Frühjahrsweinverkostung im Mindelsaal. Begleitet von Pianistin Miriam Gómez-Morán machte er auf einem, in der Werkstatt von Engelbert Schmid gefertigten, Horn hochkarätige Töne und Klänge erlebbar.
„Die Qualität dieser CD ist so hoch, dass sie unsterblich sein wird“, prophezeite Engelbert Schmid, der als ehemaliger Hornsolist und Fachmann die Aufnahme geleitet hat. Die Besucher bestätigten diese nicht gerade bescheidene Ansage bereits mit den ersten Klängen. Nicht nur in Werken spanischer Komponisten stellte Javier Bonet sein Horn als außerordentlich vielseitiges, wandlungsfähiges Instrument vor, das viele musikalische Stilrichtungen zum Erlebnis macht. „Mein spanischer Freund ist einer der ganz wenigen, die meine Ideen ganz durchblicken und deren Verbesserungen in vollem Ausmaß zu schätzen wissen“, sagte Schmid. In seiner Werkstatt werden Hörner ge- baut, deren konische Teile neben den üblichen Messinglegierungen auf Wunsch aus 0,3 bis 0,35 Millimeter dünnem Sterlingsilber bestehen. Diese Legierung aus mindestens 92,5 Prozent reinem Silber oxidiere nicht und sei deshalb sehr langlebig, erläuterte der Maestro.
Nur jeweils unterbrochen von den Gängen eines spanischen Menüs mit exquisiten Weinen von Engelbert Schmid sowie fachkundigen Erläuterungen über das Keltern erklang ein breites Spektrum an Musik, die geradezu verzauberte. Angefangen bei den romantischen Klängen von Fritz Kreislers „Liebesleid“über eine eigentlich für Gitarre komponierte spanische Weise, ein von Maurice Ravel in Form einer Habanera Honduras geschriebenen Melodie bis zum Tanz, den der spanische Geiger Pablo de Sarasate eigentlich für sein Instrument gedacht hat, verstand es Javier Bonet, den Hornton, der leicht wie eine Flöte oder gewichtig wie ein Bariton sein kann, geschickt zu variieren. Bei so viel spielerischer Brillanz hätte man nicht meinen können, dass das Horn wegen seines schwierigen Ansatzes zu den bei Blechbläsern gefürchtetsten Instrumenten gehört. Die aufmerksamen Zuhörer konnten nur staunen, welche Möglichkeiten es bietet, wenn ein wirklicher Könner es spielt.
In der hervorragenden Akustik des Mindelsaals erwies sich auch ein katalanisches Volkslied, das der weltberühmte spanische Cellist Pablo Casals einst gegen die Diktatur Francos als Symbol des Friedens komponiert hat, als tief gehendes Erlebnis.
Den tragenden Part des Abends hatte Miriam Gómez-Morán, die den Hornisten bei allen Darbietungen als souveräne Meisterin am Klavier begleitete. In fulminanter Technik bereitete sie die jeweiligen Stimmungen vor und untermalte, wobei sie in ihrer Begleiter-Rolle voll aufging, stets präsent doch niemals im Vordergrund. Brillant und scheinbar ohne Atemholen intonierten die ausgezeichnet harmonierenden Künstler auch eine Komposition des als Begründer des Tango Nuevo geltenden argentinischen Bandoneon-Spielers Astor Piazzolla. Die Zuhörer waren sich bewusst, dass man solche hochkarätigen Konzerte in der Regel nur in Weltstädten genießen kann. (clb)