Mittelschwaebische Nachrichten
Kanuten im Ausnahmezustand
Augsburger Paddler rechnen sich gute Chancen beim Weltcup-Rennen am Eiskanal aus. Sideris Tasiadis hat mit einem Sieg in Prag vorgelegt. Doch auf der Heimstrecke stehen alle unter Druck
Augsburg Internationales Flair herrscht schon seit Tagen auf dem Augsburger Eiskanal, denn von Freitag bis Samstag fährt dort die internationale Kanuslalom-Elite um Weltcuptitel und -punkte. Die letzten Vorbereitungen sind abgeschlossen, und auch die Nationalflaggen von Indien und dem Kongo haben die Organisatoren von den Kanu Schwaben Augsburg mittlerweile aufgezogen – schließlich sind unter den 270 Teilnehmern aus 36 Nationen auch einige Exoten. „Wir empfangen so viele Nationen wie noch nie. Das sind Spitzenwerte“, sagt Organisationsleiter Hans-Peter Pleitner mit Blick auf die Mammutveranstaltung, die die Augsburger Kanuslalom-Anlage bis zum Sonntag in den Ausnahmezustand versetzen wird.
Doch nicht nur im Kanuslalom geht es um Weltcup-Ehren, erstmals sind in diesem Jahr auch die Boatercross-Kanuten dabei. Die spektakuläre Sportart, bei der sich jeweils vier Kanuten von einer Rampe ins Wasser stürzen und gleichzeitig das Rennen fahren, hat mittlerweile auch beim Internationalen Kanuslalom-Verband (ICF) große Anhänger gefunden. Sogar eine Aufnahme ins Olympische Programm ist mittlerweile im Gespräch. Auf dem Augsburger Eiskanal wurde der Boatercross vor 15 Jahren quasi ins Leben „erfunden“. Die damaligen Vereinsfunktionäre Karl-Heinz Englet und Horst Woppowa hatten die Idee, es den Skicrossern nachzumachen und schickten getreu deren Vorbild vier Boote gleichzeitig ins Wildwasser. Mittlerweile ist der Sport bis ins Weltcup-Programm vorgedrungen.
Und Hannes Aigner vom Augsburger Kajakverein – der Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele 2012 in London im Kajak-Einer – ist einer der deutschen Spitzenfahrer, der im Boatercross an den Start geht. Aber auch im Kanuslalom hofft Aigner, nach beruflich bedingten Rückschlägen bei der Europameisterschaft und der WMQualifikation, wieder vorne mit zu paddeln. Das Erreichen der Finalläufe hat er sich als Ziel gesetzt.
Ebenso wie Alexander Grimm von den Kanu Schwaben. Der 30-jährige Olympiasieger von 2008 schaffte nach Jahren der Abstinenz wieder den Sprung in die Nationalmannschaft und wird bei der Weltmeisterschaft im französischen Pau im September dabei sein. Der Weltcup in Augsburg ist für ihn da eine glänzende Generalprobe. „Ich freue mich auf dieses Heimspiel, wenn Fans, Freunde, Familie und viele Zuschauer an der Strecke sind. Das wird eine atemberaubende Veranstaltung“, so Grimm.
Ebenfalls auf den Heimvorteil setzt der derzeit erfolgreichste Kanute aus Augsburg, Sideris Tasiadis. Beim Serien-Auftakt in Prag hat der Canadierfahrer seinen ersten Weltcup-Sieg geholt und war überglücklich. „Es war ein unbeschreibliches Gefühl, den ersten Weltcup zu gewinnen. Jetzt will ich diese Leistung in Augsburg natürlich bestätigen“, sagt Tasiadis selbstbewusst. Dass vor Ort die Erwartungshaltung an den olympischen Silbermedaillengewinner von London groß ist, ist ihm bewusst: „Natürlich ist für uns alle Druck da. Die Zuschauer erwarten viel mehr von mir, weil ich aus Augsburg bin und jeden Tag hier fahre. Die erwarten, dass man das locker runterbringt. Aber man muss die Tagesform abwarten. Die anderen Nationen sind auch sehr stark.“Mit Birgit Ohmayer und Elena Apel kämpfen noch zwei Augsburgerinnen im Canadier-Einer um WeltcupPunkte. Ihr Ziel: ein Platz unter den Top Ten. „Wenn es mit dem Weltcup-Finale klappen würde, wäre das schon cool“, sagt Birgit Ohmayer.
Die Kanuslalom-Vorläufe starten am Freitag um 9 Uhr, die Rennen am Samstag um 9.50 Uhr und Sonntag um 10.10 Uhr. Die Boatercrosser fahren täglich ab 16.15 Uhr.
Weitere Infos und Zeitpläne unter www.kanu schwaben augsburg.de