Mittelschwaebische Nachrichten
Sekt mit Entsetzen
Ein Feuerwerk vom Feinsten brennt Sally Potter mit einem Spitzenensemble ab
In 71 höchst kurzweiligen Minuten zündet Sally Potter ein cineastisches Feuerwerk vom Feinsten – und das in Schwarz-Weiß. „A comedy of tragic proportions“verspricht der Untertitel mit typisch britischer Lässigkeit. Tatsächlich steht ziemlich viel auf dem Spiel im Verlauf dieser Feier unter Freunden, die so harmlos harmonisch begann. Die Politikerin Janet (Kristin Scott Thomas) hat Grund, die Korken knallen zu lassen. Gerade wurde sie zur Gesundheitsministerin im Schattenkabinett ihrer Partei gekürt. Zum Umtrunk im trauten Heim erscheint die langjährige Freundin April (Patricia Clarkson) samt deutschem Gatten Gottfried (Bruno Ganz). Des Weiteren das intellektuelle Lesbenpärchen Martha (Cherry Jones) und Jinny (Emily Mortimer), das gleichfalls Grund zum Feiern hat. Last, but not least der junge Investmentbanker Tom (Cillian Murphy).
Während Hausherr Bill (Timothy Spall) etwas griesgrämig seinen Rotwein schlürft und am geliebten Plattenspieler für die Musik sorgt, plaudern die Ladys angeregt in der Küche. Ein Sektkorken, der die Fensterscheibe zerbersten lässt, wird bekichert. Aber dann folgt der richtige Hammer: „Ich habe eine Ankündigung zu machen“, grummelt Bill. Seine Erklärung schlägt ein wie eine Bombe und wird alle Anwesenden aus der Bahn werfen. Selbst der ewige Optimist und New-Age-Guru Gottfried erkennt: „Das ist keine sehr gute Situation!“
Der britischen Autorin und Regisseurin Sally Potter gelingt mit scheinbar müheloser Eleganz eine bitterböse Burleske über die feine Akademiker-Gesellschaft und ihre Abgründe. Ihr russischer Kameramann Aleksei Rodionov zaubert in dem beengten Wohnraum kunstvolle Tableaus in Schwarz-Weiß. Die Spielfreude der charismatischen Sieben überzeugt in jeder Szene, genüsslich spielt man sich die Bälle zu.
The Party
Wertung ***** Er war der Dicke mit den flinken Fäusten und für viele ein Held der Kindheit. Der 2016 gestorbene italienische Schauspieler Bud Spencer hatte sein Leben lang eine besondere Beziehung zu Deutschland. Über den Neapolitaner erzählt die augenzwinkernde Doku „Sie nannten ihn Spencer“die Geschichte zweier eingefleischter Fans aus Deutschland, die sich nichts Schöneres vorstellen können, als einmal ihr Idol höchstpersönlich zu treffen. Noch zu Lebzeiten Spencers machen sich die beiden auf den Weg quer durch Europa. Die Roadmovie-Doku, die nicht zuletzt Terence Hill, 78, zu Wort kommen lässt, zeigt dabei weit mehr als die besondere Leidenschaft zweier Fans, die auf ihrer Reise nach Italien selbst ein bisschen so aussehen wie das Kult-Duo von einst.
Jorgo, Bürokaufmann aus Berlin und von Geburt an blind, nahm als Junge Bud Spencers Filme auf, damit er sie nachhören konnte. Marcus aus Augsburg brachten die Haudrauf-Filme nach einem schweren Ski-Unfall wieder zum Lachen. Mit Augenzwinkern, so manchem nicht immer zündenden Spruch und stellenweise auch zu viel Klamauk schickt der etwas lang geratene Film die Zuschauer mit dem Duo auf eine kuriose Reise zu dem großen Idol.
(Daniel Rademacher, dpa) Sie nannten ihn Spencer
Wertung *****