Mittelschwaebische Nachrichten
Fast eine Entschuldigung
Wie IHK-Präsident Andreas Kopton nach einem Streit auf Schwabens CSU-Chef Markus Ferber zugeht
Augsburg So überschwänglich hat sich Schwabens IHK-Präsident Andreas Kopton wohl noch nie bei Markus Ferber für die Teilnahme an einer Podiumsdiskussion der Wirtschaftskammer bedankt. Doch dieser Donnerstag ist ein besonderer Tag. Der Chef der Industrie- und Handelskammer trifft nach einem heftigen Streit wieder auf den CSUEuropa-Abgeordneten. Beim Sommerfest der IHK in Augsburg steht eigentlich der Brexit, also das Ausscheiden Großbritanniens aus der EU, auf der Tagesordnung. Der britische Botschafter in Deutschland, Sir Sebastian Wood, hält ein flammendes Plädoyer für die deutschbritische Freundschaft.
Doch wie steht es um die Freundschaft von Kopton und Ferber? Bis vor wenigen Wochen war der Politiker wegen seiner hohen Wirtschaftskompetenz wohlgelitten bei der schwäbischen IHK. Sein Einsatz für die Interessen der Unternehmer wurde immer wieder gerühmt.
Doch plötzlich krachte es. Anlass des Streits war eine UnterschriftenAktion, mit der sich die Wirtschaftskammer gegen höhere Strompreise zur Wehr setzt. Diese resultieren aus einer bundesweiten Vereinheitlichung der Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber. Aus Sicht der CSU ist dieser Schritt notwendig, damit die Energiewende klappt. Die IHK sieht das bekanntlich ganz anders. Die Wirtschaftsvertreter befürchten explodierende Stromkosten und beklagen eine Benachteiligung Schwabens. Über zehn Jahre hinweg drohten der Region Mehrkosten von bis zu 300 Millionen Euro. Ferber ließ die Kritik der IHK an der CSU nicht auf sich beruhen. Seine Partei habe „weder etwas verschlafen noch passiv zugeschaut“. Vielmehr sei es der CSU gelungen, Erleichterungen für die schwäbische Wirtschaft durchzusetzen. So forderte Ferber zur Überraschung vieler IHK-Granden: „Ich erwarte hier schon noch eine klare Entschuldigung vonseiten der IHK.“Nun lässt sich darüber streiten, was eine klare Entschuldigung ist. Bei der Begrüßung zum IHKSommerfest sagte Kopton zum CSU-Mann immerhin so viel: „Ich möchte Herrn Ferber für seine Beharrlichkeit und seinen Elan danken.“Er würdigte damit den Einsatz des EU-Abgeordneten für regionale Belange in Brüssel. Er wisse dabei Ferber aufseiten der IHK, „selbst wenn wir mal ein wenig danebenliegen und Passivität unterstellen“. Nach diesen Worten huschte fast zeitgleich ein Lächeln über die Gesichter Ferbers und Koptons. War das nun eine Entschuldigung des IHK-Chefs? Das ist wie so oft in solchen Fällen Ansichtssache. Fast eine Entschuldigung scheinen die Worte Koptons auf alle Fälle zu sein. So viel steht fest: Die Männer reden wieder mitstatt übereinander. Das könnte der Anfang einer Entspannung sein.