Mittelschwaebische Nachrichten
Rexroth stellt jetzt wieder ein
Nach Jobabbau wird mit 240 neuen Beschäftigten geplant. Aber nicht auf Dauer. Die Gewerkschaft findet das grotesk
Elchingen Nach fünf Jahren Talfahrt geht es für das Bosch-RexrothWerk in Elchingen (Kreis NeuUlm) wieder bergauf. Wie der kaufmännische Werkleiter Michael Everts jetzt sagte, sei die Auftragslage derzeit eine wahre Freude. Insbesondere die Nachfrage nach Baumaschinen jeder Art in Asien und den USA sei überraschend stark angestiegen, sodass die Axialkolbeneinheiten – als wichtiges Bauteil von Baggern und Co. – derzeit im 17-Schichtbetrieb gefräst, gehärtet und montiert werden. Die Auftragsbücher seien derart voll, dass in Summe 240 Leiharbeiter oder Mitarbeiter befristet eingestellt werden sollen.
Einen Widerspruch zur immer noch laufenden organisatorischen Sanierung des Elchinger Leitwerks sieht Everts nicht. Wie berichtet, wurde vergangenes Jahr, nach langen Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern, beschlossen, 490 Stellen abzubauen. Bis auf 30 Stellen sei dies bereits realisiert worden. „Wir denken langfristig“, sagt Everts. Die derzeitige hohe Auftragslage werde zwar noch bis ins kommende Jahr anhalten, doch der „Pipeline-Effekt“– ausgelöst durch schwache Branchenkonjunktur und aufgestaute Aufträge – werde enden. Eine Spitzennachfrage wie zuletzt 2012 sei nicht absehbar.
Noch diesen Monat werde mit der umstrittenen Verlagerung von Fertigung, Montage und Prüfung spezieller Schrägachsen in das Werk im türkischen Bursa begonnen. Gleichzeitig werde in Elchingen jedoch ein Millionenbetrag im einstelligen Bereich in eine komplett neue Montagelinie investiert. Auf dieser werden künftig Bauteile hergestellt, die ursprünglich ebenfalls in die Türkei hätten abwandern sollen. Damit seien weitere Verlagerungen vom Tisch, wie Everts betont.
Wegen übervoller Auftragsbücher beginnt derzeit im Werk die erste Schicht sonntags um 22 Uhr. Die letzte endet am Samstag um 14 Uhr. Derzeit werde sogar überlegt, eine 18. Schicht einzufügen, doch dafür gebe es nicht genügend Personal.
Den insgesamt 2300 Beschäftigten in Elchingen – insbesondere in der Produktion und Montage – wächst die Arbeit über den Kopf. Nach Informationen von Günter Frey, dem Ersten Bevollmächtigten der Gewerkschaft IG Metall NeuUlm/Günzburg, hätten viele Mitarbeiter der Produktion im Schnitt 30 Überstunden pro Monat. „Die Belastung ist hoch. Es wurde zu viel Personal gehen gelassen“, sagt Frey. Es sei ja geradezu grotesk, erst 480 Stellen abzubauen, um dann 240 prekär Beschäftigte einzustellen. Außerdem fordert Frey die Werksleitung auf, die Verlagerung der Kolben–Einheit in die Türkei zu überdenken. Das Erdogan-Regime biete kaum verlässliche Rahmenbedingungen. Für Everts hingegen steht die Verlagerung nicht zur Disposition: „Wir halten an der Verlagerung in die Türkei fest.“