Mittelschwaebische Nachrichten
80 Jahre und kein bisschen müde
Metzgermeister Jakob Reinartz feiert mit zahlreichen Gästen
Breitenthal „Arbeit, die man gerne macht, tut nicht weh und hält fit.“Dieser feinsinnige Spruch trifft auf Jakob Reinartz zu, ein hoch geachteter Mitbürger und bekannter Metzgermeister. Der engagierte Unternehmer strahlt eine Vitalität an geistiger und körperlicher Energie aus, als hätte er sein ganzes Leben lang nur schöne Erlebnisse gehabt. Wenn er aber dann über seinen nicht so leichten Lebensweg erzählt, spürt man die Bescheidenheit und Persönlichkeit, mit der Jakob Reinartz sein Leben gemeistert hat. Geboren wurde er als Sonntagskind am 8. August 1937 in Langerwehe, einem kleinen Ort zwischen Aachen und Köln. Im Herbst 1944 lieferten sich deutsche und amerikanische Truppen im Raum Aachen erbitterte Kämpfe. Diese Zeit ist für Jakob Reinartz verknüpft mit dem schwärzesten Tag seiner Familiengeschichte. Der 12. Oktober 1944. Auch mehr als 70 Jahre später kann sich der Jubilar noch gut an die Tage des Herbstes 1944 in seiner Heimat erinnern. „Die Front war nur wenige Kilometer entfernt. Ziel der Bombardierung war offensichtlich der Bahnhof in Langerwehe sowie die Bahnstrecke Köln-Aachen. Das amerikanische Bombengeschwader verfehlte das angepeilte Ziel. Statt auf der Bahnstrecke schlug die tödliche Fracht auf der 200 Meter entfernten, parallel verlaufenden Hauptstraße ein. Beidseitig der Straße legte der Bombenteppich die kompletten Häuserzeilen in Schutt und Asche.“
Vier Bomben trafen das elterliche landwirtschaftliche Anwesen von Jakob Reinartz. Der siebenjährige Jakob wurde von den Helfern unverletzt aus den Trümmern geborgen. Die 42-jährige Mutter, acht Geschwister im Alter zwischen einem und 16 Jahren und seine 47-jährige Tante fielen dem Bombenhagel zum Opfer.
In den 50er-Jahren kam Jakob Reinartz in den Süden Deutschlands. Der gelernte Metzgermeister war bei der Bundeswehr in Memmingerberg stationiert. Schließlich arbeitete er als Metzger in Mindelheim, lernte dort seine Frau Ermida kennen und machte sich schließlich 1962 in Breitenthal als Metzgermeister selbstständig. Mit großem Engagement sorgten Jakob und Er- mida Reinartz in den Folgejahren für eine solide Basis des florierenden Familienunternehmens. Die Metzgerei samt Zeltverleih, Dorfwirtschaft und Anguszucht führen längst Sohn Hans und Ehefrau Lore. Die Viehhandlung wird seit 2012 von Enkel Bernd Reinartz betrieben. Auch wenn die Verantwortung der einzelnen Geschäftsbereiche in jüngere Hände gelegt wurde, der Seniorchef ist noch täglich mit Rat, Tat und vor allen Dingen mit seiner Schaffenskraft gefragt. Die bekannte Ochsenbraterei ist ohnehin noch ganz sein persönliches Metier und sein ganzer Stolz. Mit seiner Erfindung einer künstlichen Wirbelsäule hat Jakob Reinartz vor 15 Jahren in Zeiten der BSE-Krise den „Ochs am Spieß“quasi vor dem Aussterben gerettet. Rund 50 Ochsen grillt Jakob Reinartz pro Jahr und sorgt damit im Umkreis von bis zu 200 Kilometer für sprichwörtliches Essvergnügen. In der Branche kennt den „Jakob“beinahe jeder. Reinartz ist in der Region längst eine Persönlichkeit – geachtet, geschätzt und als Unternehmer auch mit seinen 80 Jahren noch kein bisschen müde.
Sichtlicher Beweis seiner Beliebtheit war die zahlreiche Gartulantenschar bei seinem Geburtstagfest. Neben der Familie und Vereinsabordnungen gab es mit dem Landtagsabgeordneten und CSU-Kreisvorsitzenden Alfred Sauter auch einen politischen Ehrengast und Laudator.
Dies wunderte nicht, schließlich ist Jakob Reinartz bereits seit 50 Jahren Mitglied der Christlich-Sozialen Union. Groß war die Freude beim Jubilar über ein persönliches Geburtstagsschreiben des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Dass Jakob Reinartz, trotz des tragischen Schicksals in seiner Kindheit, seine rheinische Frohnatur nie verloren hat, das zeigt eine weitere Mitgliedschaft. Seit 45 Jahren ist Reinartz dem Karnevalsclub LCV Waldstetten eng verbunden. Geht es nach ihm, soll das auch noch einige Jahre weiterhin Bestand haben. (rop)