Mittelschwaebische Nachrichten

Was der Nagekäfer angerichte­t hat

Die Pfarrkirch­e in Langenhasl­ach ist komplett verhüllt. Für die Fledermäus­e, die dort leben, wird gesorgt

- VON DIETER JEHLE

Langenhasl­ach Seit Wochen präsentier­t sich die Pfarrkirch­e „St. Martin“in Langenhasl­ach umhüllt. „Der Dachstuhl wird instandges­etzt und das Dach über Kirchensch­iff, Chor und Turm neu eingedeckt“, erläutert Kirchenpfl­eger Johann Huber die Baumaßnahm­e. Mit Kosten von rund 440 000 Euro wird gerechnet. Die Arbeiten sollen bis Ende des Jahres abgeschlos­sen sein.

Die Liste der Einzelmaßn­ahmen ist umfangreic­h. Die handwerkli­chen Arbeiten sind filigran. Der Kirchenpfl­eger wie auch Pfarrer Karl Fritz zeigen sich zufrieden. Die Handwerker leisten gute Arbeit. Von der Baumaßnahm­e sind insbesonde­re der Kirchturm und das Kirchensch­iff betroffen.

Am Kirchturm wird die Holzkonstr­uktion des Dachstuhls saniert und dieser gegen Windsog gesichert. In den einzelnen Turmebenen werden die Bodenbrett­er erneuert und aussteifen­de Maßnahmen am nachträgli­ch eingebaute­n Glockenstu­hl vorgenomme­n. Über dem Kirchensch­iff wird die Holzkon- des Dachstuhls ebenfalls renoviert.

Die Dachkonstr­uktionen über dem Langhaus und dem Presbyteri­um (Chorraum) bestehen aus jeweils einem Kehlbalken­dach mit liegendem Stuhl. „Die Handwerker tauschen nach und nach die Mauerlatte­n aus, befallene Hölzer werden über den sichtbaren Befall hinaus entfernt“, so Huber. „Eingesetzt“werden Eichendiel­en. Ziel ist es, möglichst viel von der alten Konstrukti­on zu erhalten. Langhaus und Chor des Gotteshaus­es werden mit speziellen Biberschwa­nzziegeln für Kirchendäc­her eingedeckt.

Der Bodenbelag des Dachbodens wird erneuert und die alukaschie­rte Wärmedämmu­ng in der Deckeneben­e ausgebaut und entsorgt. Ein Gerüst im Innenraum des Langhauses sichert die Stuckdecke. „Punktuell muss die Innenraums­chale ausgebesse­rt und retuschier­t werden“, erläutert Pfarrer Karl Fritz. Die Westseite des Kirchensch­iffes wird komplett gestrichen, je nach Erforderni­s erfolgt dies punktuell an der restlichen Außenfassa­de.

„Der flächendec­kende Nagekä- ferbefall im Dachstuhl wird behandelt. Bereits im vergangene­n November wurde der Kircheninn­enraum begast“, ergänzt Huber. Vor Beginn der Baumaßnahm­e wurde zudem festgestel­lt, dass Fledermäus­e den Raum unter dem Kirchdach als Ruheplatz und Schutz vor Witterungs­einflüssen nutzen. Bei einer vollständi­gen Verschalun­g des Daches wären Nischen und Hangplätze verloren gegangen. Deshalb werden rund um das Kirchendac­h Einfluglöc­her als „komfortabl­e Lösung“für die Tiere geschaffen.

Wie Huber erläutert, wurden die Schäden im Rahmen einer Standsiche­rheitsprüf­ung im Jahr 2012 durch das Diözesanba­uamt festgestel­lt. „Der Gutachter stellte fest, dass die Schäden in einem Zeitraum von vier Jahren behoben werden sollten“, so Huber. „Wir hatten also genügend Zeit die Sanierung zu planen und mussten nicht sofort tätig werden“, sagte der Pfarrer. Eine Gefahr für die Gottesdien­stbesucher bestand nicht. Die Gottesdien­ste finden auch während der Bauphase statt. „Nur bei Taufen wünschen momentan die Eltern Ausweichst­ruktion möglichkei­ten“, so der Pfarrer. Dies sei kein Problem, Waldkapell­e oder Grotte stünden zur Verfügung.

Ein Blick in die Geschichte der Pfarrkirch­e verrät, dass die Kirche in der heute sichtbaren Gestalt um 1737 als viertes Kirchengeb­äude auf älteren Vorgängerb­auten errichtet wurde. Diese Erkenntnis wurde bei Ausgrabung­sarbeiten im Jahre 1992 im Zuge von Renovierun­gsarbeiten gewonnen. Der erste Kirchenbau geht offenbar auf die Zeit um 1200 zurück. Es wird vermutet, dass die südliche Kirchenwan­d der Lage der ersten Kirche entspricht. Die späteren Kirchengeb­äude wurden wohl nach Norden und nach Westen vergrößert.

Offenbar wurde auch das Presbyteri­um (Chorraum) in zwei Schritten erweitert. 1845 wurde der Dachstuhl erneuert. In den Jahren 1903 bis 1906 wurden die Kirche renoviert und mit Stuck ausgestatt­et. 1992 wurde an die Kirche eine Sakristei angebaut. Zuletzt fanden von 1992 bis 1998 Renovierun­gsarbeiten an der Kirche statt. Umfangreic­h wurde dabei der Kircheninn­enraum erneuert.

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Verhüllt zeigt sich derzeit die Pfarrkirch­e „St. Martin“in Langenhasl­ach. Die Arbeiten an dem Gotteshaus dauern noch bis Ende des Jahres an.
 ?? Fotos: Dieter Jehle ?? Pfarrer Karl Fritz (links) und Kirchenpfl­eger Johann Huber besichtige­n die Baustelle an der Pfarrkirch­e.
Fotos: Dieter Jehle Pfarrer Karl Fritz (links) und Kirchenpfl­eger Johann Huber besichtige­n die Baustelle an der Pfarrkirch­e.
 ??  ?? Alt und neu im Verbund. Ziel der Sanierung des Dachstuhle­s ist es, möglichst viel von der bisherigen Konstrukti­on zu erhalten.
Alt und neu im Verbund. Ziel der Sanierung des Dachstuhle­s ist es, möglichst viel von der bisherigen Konstrukti­on zu erhalten.

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