Mittelschwaebische Nachrichten
Was der Nagekäfer angerichtet hat
Die Pfarrkirche in Langenhaslach ist komplett verhüllt. Für die Fledermäuse, die dort leben, wird gesorgt
Langenhaslach Seit Wochen präsentiert sich die Pfarrkirche „St. Martin“in Langenhaslach umhüllt. „Der Dachstuhl wird instandgesetzt und das Dach über Kirchenschiff, Chor und Turm neu eingedeckt“, erläutert Kirchenpfleger Johann Huber die Baumaßnahme. Mit Kosten von rund 440 000 Euro wird gerechnet. Die Arbeiten sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Die Liste der Einzelmaßnahmen ist umfangreich. Die handwerklichen Arbeiten sind filigran. Der Kirchenpfleger wie auch Pfarrer Karl Fritz zeigen sich zufrieden. Die Handwerker leisten gute Arbeit. Von der Baumaßnahme sind insbesondere der Kirchturm und das Kirchenschiff betroffen.
Am Kirchturm wird die Holzkonstruktion des Dachstuhls saniert und dieser gegen Windsog gesichert. In den einzelnen Turmebenen werden die Bodenbretter erneuert und aussteifende Maßnahmen am nachträglich eingebauten Glockenstuhl vorgenommen. Über dem Kirchenschiff wird die Holzkon- des Dachstuhls ebenfalls renoviert.
Die Dachkonstruktionen über dem Langhaus und dem Presbyterium (Chorraum) bestehen aus jeweils einem Kehlbalkendach mit liegendem Stuhl. „Die Handwerker tauschen nach und nach die Mauerlatten aus, befallene Hölzer werden über den sichtbaren Befall hinaus entfernt“, so Huber. „Eingesetzt“werden Eichendielen. Ziel ist es, möglichst viel von der alten Konstruktion zu erhalten. Langhaus und Chor des Gotteshauses werden mit speziellen Biberschwanzziegeln für Kirchendächer eingedeckt.
Der Bodenbelag des Dachbodens wird erneuert und die alukaschierte Wärmedämmung in der Deckenebene ausgebaut und entsorgt. Ein Gerüst im Innenraum des Langhauses sichert die Stuckdecke. „Punktuell muss die Innenraumschale ausgebessert und retuschiert werden“, erläutert Pfarrer Karl Fritz. Die Westseite des Kirchenschiffes wird komplett gestrichen, je nach Erfordernis erfolgt dies punktuell an der restlichen Außenfassade.
„Der flächendeckende Nagekä- ferbefall im Dachstuhl wird behandelt. Bereits im vergangenen November wurde der Kircheninnenraum begast“, ergänzt Huber. Vor Beginn der Baumaßnahme wurde zudem festgestellt, dass Fledermäuse den Raum unter dem Kirchdach als Ruheplatz und Schutz vor Witterungseinflüssen nutzen. Bei einer vollständigen Verschalung des Daches wären Nischen und Hangplätze verloren gegangen. Deshalb werden rund um das Kirchendach Einfluglöcher als „komfortable Lösung“für die Tiere geschaffen.
Wie Huber erläutert, wurden die Schäden im Rahmen einer Standsicherheitsprüfung im Jahr 2012 durch das Diözesanbauamt festgestellt. „Der Gutachter stellte fest, dass die Schäden in einem Zeitraum von vier Jahren behoben werden sollten“, so Huber. „Wir hatten also genügend Zeit die Sanierung zu planen und mussten nicht sofort tätig werden“, sagte der Pfarrer. Eine Gefahr für die Gottesdienstbesucher bestand nicht. Die Gottesdienste finden auch während der Bauphase statt. „Nur bei Taufen wünschen momentan die Eltern Ausweichstruktion möglichkeiten“, so der Pfarrer. Dies sei kein Problem, Waldkapelle oder Grotte stünden zur Verfügung.
Ein Blick in die Geschichte der Pfarrkirche verrät, dass die Kirche in der heute sichtbaren Gestalt um 1737 als viertes Kirchengebäude auf älteren Vorgängerbauten errichtet wurde. Diese Erkenntnis wurde bei Ausgrabungsarbeiten im Jahre 1992 im Zuge von Renovierungsarbeiten gewonnen. Der erste Kirchenbau geht offenbar auf die Zeit um 1200 zurück. Es wird vermutet, dass die südliche Kirchenwand der Lage der ersten Kirche entspricht. Die späteren Kirchengebäude wurden wohl nach Norden und nach Westen vergrößert.
Offenbar wurde auch das Presbyterium (Chorraum) in zwei Schritten erweitert. 1845 wurde der Dachstuhl erneuert. In den Jahren 1903 bis 1906 wurden die Kirche renoviert und mit Stuck ausgestattet. 1992 wurde an die Kirche eine Sakristei angebaut. Zuletzt fanden von 1992 bis 1998 Renovierungsarbeiten an der Kirche statt. Umfangreich wurde dabei der Kircheninnenraum erneuert.