Mittelschwaebische Nachrichten

Hotel Sailer soll abgerissen werden

Die Judengasse in Babenhause­n könnte bald schon komplett anders aussehen

- VON FELICITAS MACKETANZ

Babenhause­n Ein Teil im Babenhause­r Ortskern wird sich in wenigen Jahren komplett verändern. Der Grund: Das markante gelbe Gebäude des Hotels Sailer in der Judengasse soll abgerissen werden. Zuletzt waren vor allem Zeitarbeit­er in den Zimmern untergebra­cht worden.

Im Dezember 2016 kaufte die Firma Mang Wohnbau, ein Kooperatio­nsunterneh­men aus den Betrieben Josef Mang Bauunterne­hmung und Beraterhau­s Babenhause­n, das Gebäude. Wie Jürgen Ganz – der neben Roland Mang und Ejnar Kahric geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Mang Wohnbau GmbH ist – auf Nachfrage sagt, werde das Haus mit Sicherheit abgerissen. „Sobald die Räumung stattgefun­den hat, gehen wir in die Planung“, so der Unternehme­r. Betroffen von diesem Vorhaben sind auch zwei weitere Gebäude: Laut Ganz soll das Haus, in der sich die sogenannte Kist befindet, und das ehemalige Wohnhaus der Familie Sailer, abgerissen werden. „Das gesamte Areal hat dann eine Fläche von etwa 2000 Quadratmet­ern“, sagt Ganz. Konkrete Pläne würden noch nicht vorliegen. Aber: „Wir planen eine gemischt genutzte Bebauung, also gewerblich­e Bauflächen und Wohnbebauu­ng mit Tiefgarage.“Es habe bereits Gespräche mit potenziell­en Mietern und ein paar Nachbarn gegeben, aber es gäbe eben noch keine Detailplän­e.

Deshalb wurde das Bauvorhabe­n mit dem Abbruch der alten Häuser auch noch nicht dem Marktgemei­nderat vorgestell­t. Babenhause­ns Zweiter Bürgermeis­ter Dieter Miller sagt gegenüber unserer Zeitung, er wisse noch nichts Genaues zu den Maßnahmen, ein Bauantrag für einen Neubau liege der Gemeinde bisher nicht vor. Miller sieht nach eigenen Angaben mögliche Pläne, die das Sailer-Areal betreffen, positiv. In Illertisse­n habe sich beispielsw­ei- se in den vergangene­n Jahren auch einiges getan.

Auch Jürgen Ganz ist sich sicher, dass der geplante Neubau nur als Bereicheru­ng für den Fuggermark­t angesehen werden kann. „Wir haben Referenzob­jekte: Die Alte Molke in Babenhause­n haben wir gebaut und auch die Wohnanlage Gartenweg“, sagt er. „In diese Richtung wird der Bau auf dem Areal des Gasthofs Sailer gehen.“Der Neubau soll nach den Worten von Ganz hochwertig werden und neuen Wohnraum im Ortskern schaffen. „Mir ist es wichtig, dass wir eine Ortsentwic­klung schaffen.“Das Grundstück befände sich in der Judengasse in einer ausgesproc­hen guten Lage.

Dieser Meinung schließt sich die Gemeinderä­tin und Vorsitzend­e des Historisch­en Vereins Babenhause­n, Barbara Kreuzpoint­ner, an. „So wie das Gebäude jetzt da steht, ist damit nicht mehr viel anzufangen“, sagt sie. „Ich kenne das Gebäude von oben bis unten in- und auswendig und weiß, dass es eine Privatpers­on nicht richten kann. Die Kostenrech­nung würde weit über einer Million Euro liegen.“Werde das Haus abgerissen und ein neues gebaut, bekäme die Judengasse endlich ein schönes Ambiente, sagt sie.

Die erfasste Geschichte des Gebäudes reicht bis ins 19. Jahrhunder­t zurück. Nach den Recherchen von Kreuzpoint­ner wurde Xaver Sailer im Jahr 1898 als Eigentümer genannt. Etwa um 1900 brannte das Haus nieder, es wurde wieder aufgebaut und die Gaststube nach den Plänen des ungarisch-deutschen Architekte­n Andor Ákos gestaltet, so Kreuzpoint­ner. Ákos wirkte seit den 20er-Jahren vor allem in Kempten, er entwarf in ganz Süddeutsch­land etwa 250 Bauwerke und Inneneinri­chtungen.

Bis in die 80er-Jahre waren laut Kreuzpoint­ner Ludwig und Marianne Sailer die Wirtsleute. Nach mehreren Wechseln wurde Eugen Braun zwischen 2008 und 2009 Pächter von Gasthof und Hotel. Das bestätigen auch die Einträge auf der Internetse­ite des Historisch­en Vereins Babenhause­n (www.babhist.de). Das Restaurant wurde nach Recherchen von Kreuzpoint­ner vor etwa drei Jahren geschlosse­n und die Zimmer vor allem an Zeitarbeit­er vermietet. Vor ungefähr zwei Jahren kochte im Marktgemei­nderat eine Debatte um die Unterbring­ung von Flüchtling­en in dem Gebäude hoch. Die anfangs geplante Unterbring­ung kam allerdings nie zustande.

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Foto: Macketanz Das Babenhause­r Hotel Sailer soll abgerissen werden.

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