Mittelschwaebische Nachrichten
Immer Ärger mit den Elterntaxis
Wie deutsche Schulen Chaos auf dem Parkplatz verhindern wollen
Augsburg Ein Vater wird zu zehn Monaten Haft verurteilt, weil er einen Lehrer auf die Kühlerhaube genommen hat. Der Pädagoge hatte die Einfahrt zur Schule blockiert, als der Mann sein Kind abholen wollte. Genau so ist das vor ein paar Tagen in der englischen Stadt Woking passiert, wie das britische Boulevardblatt Metro berichtet. Doch auch an deutschen Schulen geraten Lehrer und die Fahrer sogenannter Elterntaxis regelmäßig aneinander.
„Viele Eltern würden ihre Kinder am liebsten direkt ins Schulhaus fahren“, sagt Manfred Guggenmos von der Polizei Memmingen. Dort ist es gerade besonders schlimm – so schlimm, dass Guggenmos und seine Kollegen in Absprache mit den Schulleitern morgens und mittags die Zufahrten zu den Schulen sperren. „Wenn Eltern mit ihren großen SUVs vor dem Schulhaus rangieren, ist die Gefahr groß, dass sie mal ein Kind übersehen.“
Um das Bewusstsein der Eltern und Kinder zu schärfen, gibt es bundesweit jährlich die Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und in den Kindergarten“, die vom Kinderhilfswerk und dem Verkehrsclub Deutschland organisiert werden. Heute geht die Aktion nach zehn Tagen zu Ende. Uwe Kamp vom Kinderhilfswerk zieht ein positives Fazit: An die 4500 Schulklassen hätten teilgenommen, das sind mehr als 90000 Schüler. Die Organisatoren haben in Befragungen erfahren, dass viele Teilnehmer auch nach Ende der Aktion weiter zu Fuß zur Schule gehen wollen.
Viele Schulen nutzen die Aktionstage zu eigenen Projekten, ohne sich offiziell zu beteiligen, sagt Kamp – auch in Bayern. Die Probleme seien überall die gleichen, betont eine ADAC-Sprecherin: Eltern parken, wo es verboten ist, wenden, wo es zu eng ist, und behindern Schulbusse. „Es kommt durch zusätzlichen Verkehr und riskante Manöver durchaus zu Unfällen direkt vor den Schulen“, bestätigt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten, zu dessen Einsatzgebiet auch Memmingen gehört.
Der ADAC sieht noch einen Sicherheitsaspekt: „Kinder können die selbstständige Mobilität nicht lernen, wenn sie immer von Elterntaxis gebracht werden.“Je früher sie den Straßenverkehr kennenlernen, desto früher könnten sie Gefahrensituationen einschätzen. Laut Uwe Kamp vom Kinderhilfswerk ist der Schulweg zu Fuß „eine gute Möglichkeit, das eigene Wohnquartier kennenzulernen“. Die Kinder kämen außerdem „mit einer guten Dosis Frischluft“in die Schule. Kamp empfiehlt Eltern, ihre Kinder zunächst beim Schulweg zu begleiten und ihnen später mit einigen Metern Abstand zu folgen. Dann könne man beobachten, ob sie sich richtig verhalten. Wenn die Kinder sicher und gefahrenbewusst zur Schule gehen, solle man sie auch alleine gehen lassen.