Mittelschwaebische Nachrichten
Der Olympiasieger der Herzen
Der Hürdenläufer Harald Schmid war fünfmal Europameister, ohne je Olympiagold zu gewinnen. Das blieb seinem großen Rivalen. Heute wird der Hesse 60
Gelnhausen Die Haare schimmern grau, Großvater ist er inzwischen auch. Und der Schnauzer ist immer noch dran. Harald Schmid ruht – wie einst als junger Weltklasseathlet – in sich selbst. „Man wundert sich, dass der Körper noch ganz gut mitmacht“, sagt der fünffache Europameister, zweifache Vize-Weltmeister und dreimalige Olympia-Dritte über 400 Meter Hürden und mit der 4x400-Meter-Staffel. Seine Spezialdisziplin rennt der langjährige Rivale von Edwin Moses natürlich längst nicht mehr. „Keine Hürden! Da rüberkommen ist auch eine anspruchsvolle Übung“, sagt Schmid vor seinem 60. Geburtstag am heutigen Freitag.
Für Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, war sein einstiger Nationalmannschaftskollege Schmid „der Olympiasieger der Herzen“. Er habe sich zu einem Idol entwickelt – „durch sportliche Leistung, unglaubliche Duelle und durch seine vorbildliche charakterliche Haltung“. Schmid und Moses in den 1980er Jahren – das war ganz großer Sport. Gold bei Olympia oder einer Weltmeisterschaft blieb dem Hessen verwehrt, vor allem wegen seines amerikanischen Konkurrenten Moses. Zu den Highlights seiner Kar- gehörte das Hürden-Finale 1987 in Rom: Im Ziel trennten Weltmeister Moses, den zeitgleichen Danny Harris und Schmid als Dritten nur zwei Hundertstelsekunden. Moses hat Schmid zuletzt 2012 getroffen, bei einer Gala des Welt- verbandes IAAF. „Es ist nicht so, dass wir seit 20 Jahren befreundet sind, aber wir haben uns ganz nett unterhalten“, sagt der zweimalige „Sportler des Jahres“und deutsche Rekordhalter (47,48 Sekunden).
Diese Zeit steht nun schon seit 35 Jahren. Im Gegensatz zu vielen Sporthelden von einst ist Schmid keiner, der sich im Glanz alter Zeiten sonnt. „Die Urkunden, Pokale und Medaillen – alle weggepackt.“Schmid war gut vorbereitet auf das Leben nach dem Leistungssport: Er arbeitete erst zwei Jahre als Gymnasiallehrer für Sport.
Seit über 20 Jahren schon engagiert er sich bei „Kinder stark machen“, ein Sucht- und Drogenpräventionsprogramm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufkläriere rung. Zudem hat der einstige Hürdenläufer mitten in der Altstadt von Gelnhausen (Hessen) eine PRAgentur und ein Institut zur Gesundheitsförderung.
Das Krisenmanagement beim Weltverband IAAF und die AntiDoping-Politik sieht Schmid kritisch. „Man kann keine klare Linie erkennen nach dem Motto: Wir vertreten die Leichtathletik seriös, wir versuchen, alle Formen des Betrugs zu unterbinden“, meint er. Verdachtsmomente bei anderen Athleten hatte er schon zu seiner aktiven Zeit. „Man ist ja nicht komplett blöd. Aber ich wollte da nicht mitmachen. Es war so, dass ich relativ schnell war ohne diese Hilfsmittel. Und deswegen konnte ich das kompensieren.“