Mittelschwaebische Nachrichten
Die Reformation und ihre Ursachen
Im Krumbacher Heimatmuseum wird die kirchliche Situation vor 500 Jahren aufgezeigt. Warum diese Zeit noch bis heute – auch in Schwaben – nachwirkt
Krumbach 500 Jahre Reformation. Ein Begriff, der derzeit für die praktizierenden Protestanten und Katholiken interessant und bedeutsam gleichermaßen ist. In Krumbach ist er etwas abgewandelt in „500 Jahre Evangelisch in Schwaben“Anlass für eine Ausstellung im Mittelschwäbischen Heimatmuseum und gleichzeitig einer Vortragsfolge, die am Sonntag, 5. November, 19 Uhr, endet.
Zur Vernissage am Mittwochabend mussten im Nazarenersaal eigens zusätzlich Stühle aufgestellt werden, was als Beweis für das Interesse an diesem Thema gelten darf. Museumsleiterin Anita Roth zeigte sich sichtlich erfreut, erforderte die Zusammenstellung der Ausstellung mit ihrer Vielzahl von Gesangbüchern, theologischen Schriften und einer speziellen Vitrine mit Kleinexponaten und Urkunden aus Krumbach doch eine erhebliche Vorarbeit. Ihr Dank galt im Besonderen dem Heimatvereinsvorsitzenden Willy Fischer, der sich als Organisator Lorbeeren verdient habe und mit seinen fast 200 in Holz gearbeiteten modellgetreu nachgebildeten evangelischen Kirchen in Schwaben einen großen Anteil zu dieser Ausstellung beisteuerte.
Viel Mühe für sein Grußwort hatte sich auch Bürgermeister Hubert Fischer gemacht, der Interessantes und Wissenswertes aus der Zeit vor 500 Jahren im mittelschwäbischen Raum parat hatte. Sein Fazit: Krumbach war noch ein bescheidener Ort, die Bevölkerung tief gläubig und doch sei es „keine gute alte Zeit“gewesen. Sein Wunsch für die Gegenwart: „Noch viel mehr Zusammenarbeit zwischen Protestanten und Katholiken“, wobei er dies besonders den Kirchenoberen nahelegte, da in Krumbach die Ökumene schon gut klappe. Trotzdem: „Ich habe kein Verständnis, dass es zwischen den beiden Kirchen noch immer so viel Trennendes gibt.“
Dekan Christoph Schieder aus Memmingen hatte aus Termingründen die Ausstellung schon vorher besichtigt und zeigte sich von ihr begeistert, werde in solchen Veranstaltungen „die Religion doch erlebund greifbar“. Dann war es der Memminger Pfarrer und Leiter des dortigen evangelischen Bildungswerks Rainer Schunk, der die kirchliche Situation vor 500 Jahren deutlich machte. Für ihn war es eine „Zeit der Veränderungen“, in der die Entdeckung Amerikas und des Buchdrucks eine bedeutende Rolle spielten. Die Bevölkerung sei „religiös durchtränkt“gewesen, wurde aber „seelsorgerisch nicht betreut“und kaum einer war des Lesens und Schreibens kundig. Als dann um das Jahr 1525 die ersten evangelischen Pfarrer auf das Land geschickt wurden, seien diese in den einzelnen Orten entweder erfreut oder mit Skepsis empfangen worden, was letztlich zu den noch immer bestehenden Enklaven wie Burtenbach und Leipheim geführt habe.
Aufgelockert wurden die erfreulich kurz gehaltenen Reden durch einfühlsam dargebotene Weisen auf der Harfe von Gertrud Wenz und so ging der Wunsch von Willy Fischer in Erfüllung: „Meine selbst gebastelten Kirchlein sollen die Reformation in Schwaben in einem anderen Blickfeld zeigen.“