Mittelschwaebische Nachrichten
Mit dem Nachtzug in die Landesliga
Eine Ungarin steht an der Spitze des Damenteams der TSG Thannhausen. Sie kommt zu jedem Spiel aus Budapest. Das gemeinsame Ziel: der Aufstieg
Thannhausen Die TSG Thannhausen ist hauptsächlich durch die schillernde Vergangenheit ihrer Fußballabteilung bekannt. Doch im Schatten des ehemaligen Bayernligisten und DFB-Pokal-Teilnehmers hat sich eine andere Abteilung zur mittlerweile erfolgreichsten des Vereins gemausert. Die TSG ist jetzt eine Macht – im Tischtennis. Vor allem bei den Mädchen sind die Thannhauser seit Jahren vorne mit dabei, jetzt geht erstmals die Damenmannschaft in der Landesliga an den Start und ist damit das klassenhöchste Tischtennis-Team im Landkreis Günzburg.
In der Thannhauser Dreifachturnhalle laufen die Vorbereitungen für den Saisonauftakt am Wochenende auf Hochtouren. Zwischen etwa 20 Kindern und Jugendlichen haben sich auch die beiden ersten Mannschaften des Vereins eingefunden und schmettern sich an der Platte die Bälle um die Ohren. Für die Herren geht es am heutigen Freitag (Beginn 20.15 Uhr) in der 1. Bezirksliga mit dem Derby beim SV Unterknöringen los. Die Damen starten in der Landesliga am Samstag (Beginn 18 Uhr) in Wertingen.
Eine Spielerin ist nicht im Training dabei. Vor der Saison hat sich die TSG die Dienste der Ungarin Lili Takacs gesichert. Die 21-Jährige kam vom Oberligisten Post SV Augsburg und soll auf der Spitzenposition die Duelle für sich entscheiden. Dafür kommt die Studentin zu jedem Spiel mit dem Nachtzug aus Budapest. Ein logistischer Kraftakt, den sich die TSG auch etwas kosten lässt, wie Trainer und Abteilungsleiter Stefan Herold zugibt: „In höheren Ligen ist es gang und gäbe, Spieler auch zu bezahlen. Lili soll das Zugpferd für unsere junge Mannschaft sein.“Das ist eine weitere Besonderheit dieses Teams: Die „Damen“sind im Schnitt 16,4 Jahre alt und so mit Abstand das Team der Liga. „Wir haben schwabenweit das größte Potenzial im Mädchenbereich, neben Lili haben wir vier richtig gute eigene Spielerinnen in der Mannschaft. Denen müssen wir etwas bieten. Oder sie wechseln irgendwann.“Entsprechend gibt Herold für diese Landesliga-Saison selbstbewusst den Aufstieg in die Bayernliga als Ziel aus. Sein Traum ist das Erreichen der Regionalliga.
Die TSG-Mädels geben sich da etwas bescheidener. „Wir wollen versuchen, oben mitzuspielen“, sagt die 16-jährige Lisa-Mia Tjarks. Ihre neue Mitspielerin aus Ungarn hat sie zwar noch nie getroffen, freut sich aber schon auf die erste Begegnung in Wertingen. Mit dabei ist dann auch Luna Brüller. Die Zwölfjährige ist das Toptalent der TSG und hat sich trotz ihres jungen Alters schon im Erwachsenenbereich etabliert. Respekt vor den „Großen“hat sie nicht. „Ich kenne das ja schon aus der Bezirksliga im letzten Jahr.“Auch die typischen Psychospielchen habe Brüller schon drauf, sagt ihr Trainer. „Wenn es ein enges Spiel ist, dann schaut sie der Gegnerin tief in die Augen. Da spürst du den Siegeswillen förmlich. Und bei jedem Punkt wird die Faust geballt.“
Neben den Damen haben sich auch die Thannhauser Männer nach oben gespielt. Die Ansprüche sind allerdings niedriger. In der 1. Bezirksliga geht es für sie um den Klassenerhalt, sagt Spitzenspieler Konstantin Herold. „Wir haben drei bis vier Teams in Reichweite, aber die müssen wir erst mal hinter uns lassen.“Der Aufstieg aus der 2. Bejüngste zirksliga habe aber einen Motivationsschub gegeben. „Alle haben sehr fleißig trainiert. Vielleicht sind wir ja besser, als wir glauben“, sagt Herold schmunzelnd.
Die TSG befindet sich in jedem Fall auf einem guten Weg. Etwa 90 Spieler hat der Verein im aktiven Spielbetrieb, auch in Sachen Nachwuchs gibt es aktuell keine Probleme. „Wir können natürlich auch etwas bieten. Ich würde sagen, dass wir zur Zeit in Thannhausen das Monopol auf Leistungssport haben“, sagt Stefan Herold. Umso härter trifft es die Tischtennisspieler, dass ab April 2018 die Dreifachturnhalle nahe der Mittelschule saniert wird. Ein Ausweich-Ort ist noch nicht gefunden. Doch für das Aushängeschild der TSG wird sich eine Lösung finden.