Mittelschwaebische Nachrichten
Höhere Ziele im Visier
Den Nördlinger Angels wird heuer mehr als nur der Klassenerhalt zugetraut
Nördlingen Bundesligasport in einer strukturschwachen Region ist wie ein Ritt auf der Rasierklinge. Es gehört viel Geschick dazu, Jahr für Jahr einen sechsstelligen Etat zu stemmen und mit dem knappen Geld konkurrenzfähiges Personal zu gewinnen. Insofern ist es schon ein Kunststück, dass die TH Wohnbau Angels in Nördlingen am vergangenen Wochenende in ihre bereits zehnte Bundesligasaison gestartet sind und das zudem erfolgreich: Gegen den alten Rivalen ChemCats Chemnitz gelang ein 82:64-Heimsieg, der die Rieser Korbjägerinnen nach dem ersten Spieltag auf Rang zwei hinter Abonnementsmeister TSV Wasserburg hievte.
Es gibt einige Hinweise darauf, dass diese gute Platzierung mehr als nur eine Momentaufnahme der Angels-Saison 2017/18 werden könnte. In sechs Vorbereitungsspielen blieb die Truppe von Trainer Patrick Bär ungeschlagen und bezwang dabei unter anderem die Ligarivalen Keltern, Halle und Bad Aibling. Der Grund für die bemerkenswerte Frühform liegt für Bär auf der Hand: „Der Kern der Mannschaft ist geblieben, die Rollen sind klar verteilt. Wenn wir vom aktuellen Leistungsstand ausgehen und uns wie im Vorjahr kontinuierlich weiterentwickeln, sollten wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben.“
Was für manche wie klassisches Understatement klingt, ist aus dem Mund des mit Prognosen stets sehr zurückhaltenden Übungsleiters fast schon eine Adelung. Weniger skeptische Gemüter unter den Basketballexperten der Region trauen dem Team mehr zu, als den frühzeitigen Klassenerhalt. Zum einen konnten erstmals seit einigen Jahren die Leistungsträger der Vorsaison, vor allem die kanadische Power-Centerin Kim-Pierre Louis, US-Aufbauspielerin Jennifer Schlott und die Serbin Aleksandra Racic, weiterverpflichtet werden, zum anderen hatte der sportliche Leiter Kurt Wittmann mit den (wenigen) Neuverpflichtungen nach den ersten Eindrücken ein überaus glückliches Händchen: Die finnische Nationalspielerin Anni Mäkitalo besticht durch intensive Verteidigung und ihren guten Distanzwurf, während ihr Pendant aus Kanada, Flügelspielerin Samantha Hill, als dynamische Allrounderin das Zeug zum Publikumsliebling hat.
Was sich zum Saisonstart gegen Chemnitz schon gut anließ, soll am Samstag beim Spitzenteam Saarlouis und am Dienstag in eigener Halle gegen Bad Aibling (16 Uhr, Hermann-Keßler-Halle) fortgesetzt werden.