Mittelschwaebische Nachrichten
Magere Ausbeute für die Kanuten
Kajak-Fahrerin Funk und der Canadier Zweier holen Bronze im französischen Pau. Favorit Tasiadis im Pech. Verbandspräsident übt deutliche Kritik
Pau Europameister und olympischer Silbermedaillengewinner ist er schon – aber eine Einzelmedaille bei einer Weltmeisterschaft hat der Augsburger Slalomkanute Sideris Tasiadis erneut verpasst. Dabei war der 27-jährige Canadierfahrer von Kanu Schwaben Augsburg als aktueller Weltcup-Gesamtsieger und großer Favorit zu den Titelkämpfen in die französischen Pyrenäen gefahren. Doch zwei missglückte Toranfahrten im Finale kosteten ihn so viel Zeit, dass es am Ende hinter dem neuen Weltmeister Benjamin Svasek (Slowenien) nur zu Rang sechs reichte.
So blieb es beim Gesamtergebnis von zwei Bronzemedaillen für die deutschen Slalom-Kanuten: eine von Robert Behling/Thomas Becker (Schkopau) im Canadier Zweier und eine von Ricarda Funk (Bad Kreuznach) im Kajak Einer der Frauen. Dabei hatte es vor den Finalrennen noch so gut ausgesehen. Im Canadier Einer hatten sich mit Tasiadis und Franz Anton (Leipzig) ebenso zwei Boote qualifiziert wie im Kajak Einer der Frauen mit Ricarda Funk und Lisa Fritsche (Halle). Tasiadis war sogar der beste Halbfinallauf aller Konkurrenten gelungen. An seine fehlerlosen 97,73 Sekunden war keiner herangekommen. Im Finale hatte Tasiadis dann fest vor, noch einen Zacken draufzulegen. „Ich denke mal, eine Sekunde ist noch drin, aber es wird eine Herausforderung, noch einmal so zu fahren“, sagte er zufrieden und hoch motiviert. Trotzdem gelang ihm das Kunststück nicht – und er musste nach einer Fahrt von 100,03 Sekunden feststellen: „Wenn man kurz mal eine Zehntelsekunde nicht aufpasst, ist man schon weg“.
Allerdings sei es auch kaum zu schaffen, die ganze lange Kanu-Saison, die bereits seit 1. April andau- ert, in Topform zu bleiben. „Man ist ja kein Roboter“, so Tasiadis.
Nicht ganz so schlimm wie ihm erging es Ricarda Funk, der deutschen Weltcup-Seriensiegerin im Kajak Einer der Frauen. Sie musste bei der WM zwar auch einer anderen den Sieg überlassen, durfte sich aber immerhin noch über die Bronzemedaille freuen. Der Australierin Jessica Fox war im Finale ein so herausragender Lauf gelungen, dass sich Funk schon bei ihrem Start massiv unter Druck gesetzt fühlte. „Sie ist einen Lauf gefahren, der einfach weltmeisterlich war. Ich habe ihn gesehen und wusste da schon, dass sie sich den Sieg verdient hat“. Entsprechend glücklich war Funk, dass es am Ende für sie zumindest noch zu Rang drei reichte. „Ich hatte keinen perfekten Lauf, aber ich habe Bronze gewonnen. Deshalb bin ich mega-happy“, freute sich die in Augsburg lebende Sportsoldatin mit Tränen in den Augen, als sie von ihrer Mutter und Bundestrainer Michael Trummer im Ziel umarmt und beglückwünscht wurde. Doch so sehr bei Funk die Freude über die Medaille überwog, so unzufrieden zeigte sich Thomas Konietzko, der Präsident des Deutschen Kanu-Verbands (DKV). „Es ist zwischenzeitlich leider häufig so, dass wir – wie schon bei den Olympischen Spielen in Rio – zum Wettkampf-Höhepunkt unsere Leistungen nicht abrufen können“, tat er mit deutlichen Worten kund, wie enttäuschend er die Ausbeute von zwei Bronzemedaillen für die DKV-Kanuten fand, besonders angesichts der bisherigen Ergebnisse. „Da verblasst alles, was über die Saison hinweg eingefahren wurde. Ich habe das Gefühl, es hätte besser laufen können.“