Mittelschwaebische Nachrichten
Die Überflieger aus dem Rückraum
Günzburg schafft einen Arbeitssieg. Ein Mannschaftsteil gibt allerdings Anlass zu Trainer-Kritik
Günzburg Es war ein zäher Arbeitssieg – aber ein wichtiger. Oder, in den Worten von Trainer Stephan Hofmeister: „Schon ein kleines Handball-Wunder.“Seine Schützlinge gewannen am Samstagabend beim Heimdebüt in dieser Bayernliga-Spielzeit 30:27 (15:12) gegen den TSV Ismaning. Der VfL Günzburg steht nun mit 5:1 Punkten da – sehr bemerkenswert angesichts des happigen Auftaktprogrammes und der schwerwiegenden Ausfälle von Daniel Jäger, Niko Hermann und Patrick Rösch.
Bevor allerdings die Punkte auf der Habenseite verbucht werden konnten, war ein sehr hartes Stück Handballarbeit zu verrichten. Die angereiste Wundertüte aus dem Münchner Umland war unangenehm kampfstark, suchte im Angriff jeden Zweikampf und ließ die VfLAbwehrspieler vor den Augen von Oberbürgermeister Gerhard Jauernig das eine oder andere Mal schlecht aussehen. Im Prinzip konnten sich die Weinroten nie richtig absetzen.
Das erste Tor der Gäste erzielte der spätere siebenfache Torschütze Olaf Neumann, der die VfL-Defensive des Öfteren düpierte. Danach nahmen die Günzburger das Heft des Handelns in die harzigen Hände. Der Ball wurde von Raphael Groß schnell nach vorne getrieben, es wurde gefällig kombiniert und es wurden reichlich Torchancen erarbeitet. Beim 6:3 schien alles auf einem guten Weg. Besonders die Rückraumachse mit Manuel Scholz, Nicolai Jensen und Pascal Buck strotzte vor Selbstvertrauen. Allerdings wurden auch ein paar Großchancen liegen gelassen, unter anderem fanden drei Siebenmeter nicht ihr sechs Quadratmeter großes Ziel. Mehr als drei Tore Abstand sollten es im ersten Durchgang nicht wer- den. Bei der Bewertung der bis dorthin gezeigten Defensivleistung wandte Hofmeister erstmals in dieser Saison das didaktische Mittel des lautstarken Donnerwetters an. Es sollte wenig bewirken.
Auch im zweiten Durchgang bahnten sich die Oberbayern mit einfachsten Mitteln den Weg zum freien Wurf. Da die Günzburger Abwehrfehler zusehends vermeid- bar erschienen und auch eine Systemumstellung nichts brachte, kam Unzufriedenheit auf. Und so erzielte der zwölffache Ismaninger Torschütze Fabian Stoiber in der 47. Minute erst den Ausgleich und wenig später das 23:24.
Doch die Günzburger sind nervenstark. Rückstände bewerten sie als Ansporn. In der 55. Minute drehte die Friedberger Fahrgemein- schaft das Spiel. Zuerst traf Stefan Knittl mit einem Gegenstoß und dann knipste Manuel Scholz. Er und vor allem Pascal Buck prägten den Günzburger Angriff der zweiten 30 Minuten.
Der VfL war nun wieder auf der Siegerstraße. Als Torwart Patrick Bieber beim Stand von 27:25 nach sieben persönlichen Niederlagen gegen Fabian Stoiber den achten und entscheidenden Siebenmeter des Ismaningers parierte, war der Widerstand der ungemein kampfstarken TSV-Spieler gebrochen. Den Schlusspunkt setzte Jakob Hermann, der als Kreisläufer aus dem Rückraum zum 30:27 traf. (zg) VfL Günzburg Bieber, Mendle; Knittl (5/2), Guckler, Jahn, Buck (8), Leix (2), Hermann (1), Groß (1), Jensen (3), Lehr (2), Scholz (8)