Mittelschwaebische Nachrichten
Einheit in der Vielfalt
Gerade haben wir den Tag der Deutschen Einheit gefeiert. Mit der Einheit in unserem Land scheint es zurzeit jedoch nicht weit her. Bundespräsident Steinmeier warnt vor Spaltungen in unserer Gesellschaft. Zu Recht. Die Ergebnisse der Bundestagswahl am letzten Wochenende haben das bestätigt. Viele fühlen sich abgehängt, am Rand der Gesellschaft, nicht verstanden und nicht gehört. Dabei geht um die Frage sozialer Gerechtigkeit. Der Armutsbericht weist schon seit Jahren darauf hin, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht. Und es geht um die Frage der kulturellen Identität. Menschen haben Angst vor den radikalen Veränderungen in unserer Welt, die durch Flüchtlingswellen ausgelöst werden.
Auch der Apostel Paulus spricht in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth von Spaltungen. Er ruft dazu auf, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen: Wir alle sind der Leib Christi. Wie die Glieder an einem Leib gehören wir alle dazu und sind – bei aller Unterschiedlichkeit – alle wichtig. Es geht also nicht um Gleichmacherei. Wir sind nicht gleich und Unterschiede dürfen nicht ignoriert werden. Sonst vertiefen sich Spaltungen. Handelt es sich bei den Unterschieden sogar um Ungerechtigkeiten, muss etwas dagegen getan werden. Doch: Was eint uns bei aller Verschiedenheit? Paulus beantwortet diese Frage so: Wir gehören alle zu Christus. Das heißt: Wenn einer leidet, leiden alle mit. Vielleicht sind etwas mehr Mitleiden und Mitgefühl, etwas mehr sich Hineindenken in die Sicht und Sorgen des anderen statt Ausgrenzung und Abschottung gegen den politischen Gegner, gegen Flüchtlinge, gegen politisch Andersdenkende ein Schritt gegen Spaltungen in der Gesellschaft. Es geht nicht darum, Unterschiede zu verwischen, sondern sich zu besinnen, um was es geht: Eine Gesellschaft, an der alle an dem Wohlstand in unserem Land, den wir ja haben, teilhaben und alle zu ihrem Recht kommen, ihre Kultur und Identität leben zu dürfen.