Mittelschwaebische Nachrichten
Kevin Danso ist beim FCA zurück
In Österreichs Nationalmannschaft ist der 19-Jährige gesetzt. In der Bundesliga dagegen war er zuletzt nur Ersatz. Das dürfte sich am Samstag gegen Hannover ändern
Augsburg Sein Debüt in der österreichischen Nationalmannschaft gab Kevin Danso im September beim WM-Qualifikationsspiel gegen Wales (0:1). Seitdem stand er in den vier Länderspielen 333 Minuten auf dem Platz. Beim FC Augsburg spielte er in dieser Saison erstmals am vergangenen Wochenende beim 2:2 bei der TSG 1899 Hoffenheim 86 Minuten, ansonsten nur in der U23. Es klingt komisch, dass sich ein Bundesligaprofi seine Spielpraxis in der Nationalmannschaft oder in der Regionalliga holen muss.
FCA-Trainer Manuel Baum erklärt, warum sich der gerade mal 19-jährige Österreicher mit ghanaischen Wurzeln erst mal gedulden musste. „Es ist für einen jungen Spieler, wenn der schon einmal Bundesligaluft geschnuppert hat, nicht so einfach, wieder auf ein stabiles Niveau zu kommen“, erklärte er Anfang der Woche. Soll heißen: Nach seinem Debüt in der vergangenen Saison ist Danso in ein Loch gefallen. Sieben Spiele hatte Danso da ab Anfang März absolviert, ehe er, nachdem die Personalnot abgeflaut war und er im Abiturstress war, wieder seinen Stammplatz auf der Bank einnehmen musste. Jetzt ist Danso aber wieder da, wie er in Hoffenheim, als er Sandro Wagner in allen Belangen Paroli bot, zeigte. Ganz ohne Fehler blieb er zwar nicht, doch Danso ist ja noch Auszubildender, wenn auch auf extrem hohem Niveau. Das weiß er auch selbst. „Ich habe in der Vorbereitung nicht so gut trainiert. Aber ich gebe immer Gas und versuche, mich immer weiterzuentwickeln, in jedem Spiel, in jedem Training“, sagt er bei der gestrigen Spieltags-Pressekonferenz. Die fällt ihm schwerer als 90 Minuten Bundesliga.
Danso, der auf dem Spielfeld ohne Scheu agiert, der mit jeder Einladung zur Nationalmannschaft selbstbewusster wird, wirkt am Mikrofon fast schüchtern. Es ist erstaunlich, wie geerdet der Teenager trotz der raketenhaften Entwicklung seiner Karriere geblieben ist.
Als Sechsjähriger war er mit seinen aus Ghana stammenden Eltern aus Voitsberg in der Steiermark nach Mittelengland gezogen, kickte dort bei Milton Keynes Dons. 2013 schickte sein Bruder Emmanuel dann eine E-Mail an den österreichischen Fußballverband. Inhalt: Der ÖFB solle Kevin doch mal einladen. „Wir wussten gar nicht, dass es ihn gibt. Über Spieler von kleineren englischen Vereinen haben wir ja keine Informationen“, hat der damalige ÖFB-U15-Trainer, Manfred Zsak, später erzählt. Danso durfte vorspielen und überzeugte.
Auch Augsburgs Chefscout Stephan Schwarz, als er Danso bei dessen erstem U15-Länderspiel für Österreich sah. 2014 wechselte Danso ins FCA-Jugendinternat. Ein kompletter Neuanfang. Er zog in eine Spieler-WG, musste wieder Deutsch lernen, das er vergessen hatte, und konnte ein Jahr nur trainieren, weil er keine Freigabe erhalten hatte. Doch Danso überwand alle Widrigkeiten.
Er wohnt jetzt alleine in der Augsburger Innenstadt, kocht gerne, steht auch außerhalb des Platzes auf eigenen Beinen. Er ist das Aushängeschild der FCA-Nachwuchsabteilung. Sein jetziger BundesligaCoach formte und förderte Danso als Cheftrainer des Nachwuchsleistungszentrums. Baum kennt ihn und seine Fortschritte genau. „Er hat vor allem im Defensivbereich seine Stärken und wird auch im Spielaufbau immer solider.“Er prophezeit: „Er hat eine große sportliche Zukunft vor sich.“
Und auch die Gegenwart sieht gut für ihn aus. Es deutet alles darauf hin, dass Danso nicht nur beim Heimspiel am morgigen Samstag (15.30 Uhr, WWK-Arena) gegen Aufsteiger Hannover 96 in der Startelf stehen wird, sondern auch in den nächsten Wochen. Sein Nationalmannschaftsund Innenverteidigerkollege Martin Hinteregger fällt nach seiner Sprunggelenks-OP die nächsten Wochen aus.
Was auch für einen Einsatz spricht: Danso kennt seinen möglichen Gegenspieler Martin Harnik, 30, aus der österreichischen Nationalmannschaft in- und auswendig. „Du weißt um seine Stärken, was er gut macht oder nicht so gut. Du versuchst natürlich, deine Stärken gegen seine Stärken einzusetzen“, sagt Danso und gibt sich selbstbewusst. „Klar, er ist im Moment in einer Superform, aber ich glaube, gegen uns wird er es schwer haben.“
Zumal sich Trainer Baum seine Taktik gegen den Aufsteiger mit seiner flexiblen Spielweise, die auf Pässe in die Tiefe und körperliche Stärke ausgelegt ist, längst zurechtgelegt hat. Verraten will er sie nicht, aber er warnt vor Hannover. „Das ist kein normaler Aufsteiger. Es ist ein Team, das in die Bundesliga gehört. Sie sind in der Lage, viel Geld in die Hand zu nehmen. Das hat man bei den Neuzugängen gesehen. Sie haben zwar aus den letzten vier Spielen nur zwei Punkte geholt, doch wir müssen 100 Prozent bringen, um gewinnen zu können.“Kevin Danso muss er das nicht zweimal sagen.