Mittelschwaebische Nachrichten
Der Besonnene
Manfred Weber wird oft unterschätzt
Geht es um einen möglichen CSUVorsitzenden in einer Doppelspitze, fällt immer wieder der Name Manfred Weber. Der 45-jährige Niederbayer wurde lange Zeit auch in den eigenen Reihen unterschätzt – wohl nicht zuletzt deshalb, weil er seine politische Karriere nicht in Berlin oder München aufgebaut hat, sondern als Europapolitiker in Brüssel.
Dort hat es Weber weit gebracht: Seit 2014 ist er Vorsitzender der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament – und damit einer der einflussreichsten Politiker auf europäischem Parkett. Genau diese bemerkenswerte EuropaKarriere könnte aber nun das Haupthindernis für weitergehende CSU-Ambitionen sein. Denn nicht wenige führende CSU-Politiker sind der Ansicht, dass ein Parteichef in München oder Berlin sitzen muss, um die für die Partei wichtige bun- despolitische Außenwirkung erzielen zu können. Weber müsste also sein Betätigungsfeld wechseln, wollte er eine Chance im Führungsrennen haben. Dass er dazu bereit wäre, hat er bislang noch nicht erkennen lassen. Weber, der enge Kontakte etwa zu Karl-Theodor zu Guttenberg oder den österreichischen ÖVP-Aufsteiger Sebastian Kurz pflegt, hat zudem ein eher angespanntes Verhältnis zu Markus Söder, den er einst 2003 als Chef der Jungen Union beerbte. Eine Doppelspitze Weber/Söder wäre wohl vor allem ein politisches Zweckbündnis – mit eingebauter Sollbruchstelle. Inhaltlich steht Weber für eine offensiv-positive Europapolitik. EU-Kritikern in den eigenen Reihen hielt er stets die Auffassung entgegen, die CSU müsse in Brüssel aktiv mitgestalten, anstatt nur zu kritisieren.