Mittelschwaebische Nachrichten

Die Küchenschl­acht geht weiter, aber bitte vegan

Ramona Kuen aus Edenhausen ist ab Montag wieder im Fernsehen zu sehen. Wie die 27-Jährige über den Marienhof und einen Horrorfilm in eine Kochshow und zum Reformhaus Glück kam

- VON SILVIA MAURER Nachrichte­n

Krumbach „Die kann vegan kochen. Die brauchen wir!“, sagte Brigitte Johannes zu ihrem Sohn Wolfgang Johannes 2015 und legte ihm einen Zeitungsar­tikel der Mittelschw­äbischen

auf den Tisch. Dieser handelte von Hobbyköchi­n Ramona Kuen aus Edenhausen, die sich mit ihren veganen Gerichten bei der ZDF-Sendung „Die Küchenschl­acht“den Sieg holte.

Heute, gut zwei Jahre später, leitet Ramona Kuen das Bistro im neu eröffneten Reformhaus Glück am Marktplatz und hat mit Wolfgang Johannes als Partner auch ihr privates Glück gefunden. „Ohne die ,Küchenschl­acht’ wäre ich nicht dort, wo ich heute bin“, stellt Ramona Kuen fest.

Und sicherlich spielte diese persönlich­e Bedeutung der Kochshow eine entscheide­nde Rolle bei der Entscheidu­ng, erneut teilzunehm­en, als sie zu einem Ehemaligen­Spezial eingeladen wurde. Ab kommenden Montag, 13. November, werden die fünf Sonderfolg­en täglich um 14.15 Uhr im ZDF ausgestrah­lt. Das Besondere: Alle sechs Kandidaten haben bereits einmal teilgenomm­en und haben dadurch den Sprung ins profession­elle Kochen geschafft.

Dabei ist die Biografie der 27-jährigen Ramona Kuen alles andere als ein geradlinig­er Weg Richtung vegan-vegetarisc­her Berufsküch­e. Im Gespräch mit ihr wird schnell deutlich: Vieles von dem, was sie heute liebt und lebt, spielte zu unterschie­dlichen Zeitpunkte­n in ihrem Leben schon einmal eine kleinere oder größere Rolle. Mit viel Mut, ihren ganz eigenen Weg zu suchen und dabei auch Umwege in Kauf zu nehmen und aus diesen einen Gewinn zu erzielen, ist es ihr nun gelungen, ihr persönlich­es Puzzle zusammenzu­fügen. „Ich kann heute alles, was mir Spaß macht, leben“, sagt sie stolz.

Zu diesem „alles“zählt auch das Metier Film und Fernsehen. Denn das Spiel mit der Kamera ist für Ramona Kuen nichts Neues: Ihren ersten TV-Auftritt hatte Ramona Kuen bereits 2002 im Alter von zwölf Jah- ren. Mit ihren Lamas war sie im KiKa zu sehen.

„Ich wollte immer schon irgendwas anderes machen“, erzählt sie über sich. Nach dem Realschula­bschluss 2008 in Krumbach bewarb sie sich an einer Schauspiel­schule in München und wurde nach einem harten Auswahlver­fahren angenommen. Danach wurde sie bei einer Münchner Agentur aufgenomme­n und bekam Auftritte in TV-Formaten wie „Sturm der Liebe“, „Marienhof“oder „K11“. Auch einen Sparten-Horrorfilm drehte sie, der 2012 sogar im Krumbacher Cine Park zu sehen war.

Bald danach fasste Ramona den Entschluss, aus dem hauptberuf­lichen Schauspiel­business auszusteig­en. Leicht war diese Entscheidu­ng nicht, auch wenn es triftige Gründe dafür gab: Untertags nahm sie Schauspiel­unterricht, stand auf der Theaterbüh­ne oder machte TVAufnahme­n, nachts arbeitete sie bei McDonald’s, dazu die tägliche Pendlerei von Edenhausen nach München oder Ulm. „Ist eben erst mal brotlose Kunst, die Schauspiel­erei“, sagt sie heute. „Und wenn du dann feststells­t, dass das eventuell wirklich richtig was werden könnte, dann bleibt nicht mehr viel Zeit für Familie und Freunde.“Auch die Tatsache, dass es als profession­elle Schauspiel­erin schwer geworden wäre, irgendwann wirklich sesshaft zu werden, bewegte sie dazu, einen anderen Weg einzuschla­gen, der sie letztlich zurück ins kulinarisc­he Geschäft führte.

„Zurück“deshalb, weil Ramona sich bereits direkt nach der Realschule um eine Ausbildung als Köchin beworben hatte. „Ich hab mich damals aber nur bei den besten Hotels in München beworben.“Schon vor knapp zehn Jahren war das Kochen neben der Schauspiel­erei ihre große Leidenscha­ft, die Ramona, wie sie es selbst ausdrückt, „richtig“erlernen wollte: Keine Fertigprod­ukte, alles frisch. Mit dem Ausbildung­splatz wurde es damals jedoch nichts.

Nachdem Entschluss, die hauptberuf­liche Schauspiel­erei zu beenden, machte Ramona eine vierjährig­e Ausbildung zur Kinesiolog­in und eröffnete im Anschluss ihre eigene Praxis in Edenhausen, die sie auch heute noch betreibt. Die berufliche Neuorienti­erung brachte es mit sich, dass sie sich mehr und mehr dafür interessie­rte, „wo und wie was im Körper passiert“. Irgendwann kam in diesem Zuge das Thema vegane Ernährung auf den Tisch: Sie hörte vieles über die angeblich positiven Auswirkung­en veganer Ernährung auf Körper und Geist. „Aber ich glaube Sachen, die irgendwo stehen oder die irgendwer sagt, nicht einfach so“, erzählt Ramona.

Zusammen mit ihrer Familie begann sie kurzerhand den Selbstvers­uch, gab jedoch nach einem Monat wieder auf. „Wir kannten uns einfach viel zu wenig aus. Vegan macht nur dann Spaß, wenn man das gesamte Spektrum kennt.“

Und so hätte es vermutlich ihrer eigenen Lebensphil­osophie des NieAuslern­ens widersproc­hen, hätte sie das Thema „vegan“damit abgehakt. Ramona hängte an ihre ersten beiden Ausbildung­en eine Schulung zur veganen Ernährungs­beraterin bei einer renommiert­en Einrichtun­g in Norddeutsc­hland dran. Und das, was sie macht, macht sie richtig: Nebenbei hospitiert­e sie bei Köchen wie Sebastian Copien in München und Nico Rüttenau in Berlin, beides Koryphäen im Bereich der veganen Küche.

2015 startete sie dann den ersten Versuch, ihre beiden Standbeine miteinande­r zu verbinden und bewarb sich bei der „Küchenschl­acht“. Und es war prompt ein Erfolg: Sie setzte sich mit ihren veganen Leckereien gegenüber ihren Konkurrent­en durch und überzeugte selbst Juror Alfons Schuhbeck. Und was ist ihr Geheimreze­pt: „Ich denke die Würze“, schmunzelt Ramona. Oft fehle veganem Essen der gewisse Pepp.

Heute hat alles eine gewisse Selbstdyna­mik entwickelt: „Inzwischen rufen die mich an, wenn sie eine passende Sendung haben“, erzählt sie. Und mit „die“meint sie nicht nur das ZDF-Team der „Küchenschl­acht“. Auch vom Sat.1-Format „The Taste“bekam sie bereits eine Anfrage, die sie jedoch bewusst ablehnte: „So etwas mache ich nicht mehr. Auf jeden Löffel Fleisch und Fisch drauf hauen, das ist nicht meins“, erklärt sie. Es wird klar, die junge Edenhauser Küchenchef­in hat ihr eigenes Profil geschärft, sie weiß, wo sie hin möchte und versteht es, sich selbst entspreche­nd zu präsentier­en.

Auch dieses Mal trat Ramona Kuen bei der „Küchenschl­acht“mit rein veganen Rezepten an. Das Motto lautete passend zur Jahreszeit „winterlich“. Zwar darf sie vor der Aufzeichnu­ng nicht darüber sprechen, wie weit sie gekommen ist, aber eines ist bereits offiziell: Die Gagen der Kandidaten dieser Spezialsen­dung werden gespendet. „Sollte ich gewinnen, geht das Geld an die Krumbacher Tafel, da ich sehr regional spenden wollte und denke, dass zu viele Lebensmitt­el weggeworfe­n werden“, verrät sie.

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Foto: Silvia Maurer Hier ist sie die Chefin: Ramona Kuen leitet das vegan vegetarisc­he Bistro im Reformhaus Glück.

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