Mittelschwaebische Nachrichten
Patrizia kauft großes Unternehmen
Der Immobilienspezialist hat den Konkurrenten Triuva übernommen. Die Augsburger wachsen damit auf einen Schlag gewaltig
Augsburg Bereits kürzlich war der Augsburger Immobilienspezialist Patrizia auf Einkaufstour gegangen. Im Oktober hatte man den dänischen Immobilienfondsanbieter Sparinvest Property Investors, kurz SPI übernommen. Nun hat Patrizia abermals zugeschlagen. Diesmal geht es um eine deutlich größere Firma. Die Augsburger teilten gestern mit, das Frankfurter Unternehmen Triuva zu kaufen. Triuva sei mit rund 200 Mitarbeitern ein führender Anbieter für Immobilieninvestments in Europa – mit rund 40 Fonds, mehr als 80 institutionellen Investoren und 15 europäischen Standorten. Die Firma konzentriere sich auf gewerbliche Immobilien im Büro-, Einzelhandels- und Logistiksektor sowie Infrastruktur – dazu zählen Kavernen, also unterirdische Energiespeicher für Gas oder Öl.
Patrizia-Chef Wolfgang Egger hatte mehrmals angekündigt, dass sein Unternehmen die Übernahme anderer Firmen prüfe. Dafür standen rund 700 Millionen Euro Kapital bereit – 400 Millionen Euro hatte Patrizia selbst, 300 Millionen Euro hatte sich der S-Dax-Konzern am Kapitalmarkt beschafft.
Für Patrizia ist der Kauf ein großer Schritt. Das Unternehmen informierte gestern seine Beschäftigten in Augsburg in einer Mitarbeiterversammlung. Triuva verwaltet den Angaben zufolge ein Immobilienvermögen von rund 9,8 Milliarden Euro. Mit der Übernahme steige das durch Patrizia verwaltete Immobilienvermögen um rund 50 Prozent auf jetzt über 30 Milliarden Euro. Das Hauptgeschäft von Patrizia ist es, im Auftrag großer Investoren wie Pensionsfonds oder Banken in Immobilien zu investieren.
„Die Übernahme fügt sich perfekt in unsere Wachstumsstrategie ein“, begründete Patrizia-Chef Egger den Kauf. „Wir stärken unser europäisches Netzwerk, bauen unsere Marktpräsenz aus und erweitern das Leistungsspektrum für unsere Kunden.“Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Die Immobilienzeitung berichtete aber von einem Preis von gut 200 Millionen Euro. Verkäufer war die Bonner IVG-Gruppe.
Wie geht es jetzt weiter? „Triuva wird mittelfristig integriert und Teil der Marke Patrizia“, sagte Sprecher Andreas Menke auf Anfrage. „Wie der Integrationsprozess im Einzelnen aussieht, werden wir in den kommenden Monaten sehen.“Gewiss sei, dass Augsburg „der Sitz des Headquarters“bleibe.
Übernahmen weiterer Firmen schloss der Sprecher übrigens nicht aus. Feststehe allerdings nur, „dass wir auch nach dieser Übernahme über ausreichend Liquidität verfügen, um unsere Strategie fortzusetzen und auch künftig attraktive Chancen zum Vorteil unserer Investoren zu nutzen“. Der Kurs der Patrizia-Aktie legte gestern deutlich zu. Patrizia hob die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr an und erwartet nun ein operatives Ergebnis von über 75 Millionen Euro.