Mittelschwaebische Nachrichten
Der Kunst die Bahn brechen
Besondere Akzente zum Rakel-Jubiläum
Krumbach Es wurde das erwartet große gesellschaftliche Ereignis: Drangvolle Enge herrschte bei der Vernissage zur Jubiläumsausstellung „40 Jahre Galerie Rakel“. Den Stellenwert der Veranstaltung definierte der Bundestagsabgeordnete Dr. Georg Nüßlein zu Beginn seiner Laudatio. Er müsse viereinhalb Stunden später im Kanzleramt zu einer Besprechung mit Angela Merkel sein, erklärte er. Jeden anderen Termin hätte er deshalb abgesagt, aber dieser sei ein Muss gewesen und bleibe es.
Nüßlein schlug einen eleganten Bogen von der Kunst zur Politik, also der Kunst des Machbaren. Bei den aktuellen Sondierungsgesprächen zur Regierungsbildung in Berlin gelte es, Farben zusammenzubringen, die sich normalerweise nicht vertrügen. Es gelte, sperrige Formen in eine harmonische Skulptur zu zwingen, Unbewegliches in Bewegung zu versetzen. Das alles sei mindestens so schwierig, wie auf dem flachen Land der Kunst die Bahn zu brechen, wie es Sigurd Rakel mit seiner Galerie gelungen sei.
Sigurd Rakel nahm den gedanklichen Faden auf. Kreativität sei in allen Lebensbereichen nötig, im Alltag, in der Politik, im Sport. Zur umfassenden Bildung, wie sie das Gymnasium anstrebe, sagte Rakel in Anspielung auf seine Tätigkeit als Kunstlehrer, gehöre ganz unverzichtbar das kreative Tun. Die Früchte könne man erkennen bei Nüßlein, bei Thomas Tuchel und anderen, die nach dem Abitur in Krumbach Karriere gemacht hätten. Auch Bürgermeister Hubert Fischer schlug in seinem kurzen Grußwort in die gleiche Kerbe. In Krumbach sei das künstlerische Potenzial ungewöhnlich groß, weil es Rakel gelungen sei, die kreativen Kräfte zu wecken und zu bündeln.
Warum er gerade mit diesen beiden Künstlern, mit Doris Schilffarth und Kurt Armbruster, die Jubiläumsausstellung mache, erklärte der Galerist damit, dass alle drei ausstellenden Künstler ein Verständnis für die Dinge entwickelt hätten, das aus dem Geistigen komme. Nur so sei eine gelingende Abstraktion möglich, die sich auf das Wesentliche konzentriere.
Doris Schilffarth attestierte Rakel, dass sie dem menschlichen Körper auf ihren Bildern eine Leichtigkeit abgewinne, die jenseits aller Schwerkraft liege. Kurt Armbruster habe ein absolutes Gefühl für die Form. Seine Art, den Körper auf das Grundlegende zu minimieren, verleihe dem Stein Leben. Zu seiner eigenen Kunst traf Sigurd Rakel zwei starke Aussagen. Zur Vergangenheit meinte er, nur in Krumbach, und vor allem auf dem Lettenberg, sei es ihm möglich geworden, sich in dieser Weise in die Natur einzufühlen und Bilder zu malen, die intensiv erlebte Natur seien.
Für die Zukunft kündigte Rakel an, er werde sich noch mehr trauen als bislang, er nähere sich künstlerischen Vorbildern an, die er immer schon dafür bewundert habe, dass sie das Äußerste wagten. Bewegung und Schwung bekam die Vernissage auch musikalisch durch „Robert Sittny & Band“. Dass Kreativität auch in anderen Bereichen wesentlich ist, das demonstrierte Johannes Diem mit seinen kulinarischen Raffinessen.