Mittelschwaebische Nachrichten

Der Kunst die Bahn brechen

Besondere Akzente zum Rakel-Jubiläum

- VON DR. HEINRICH LINDENMAYR

Krumbach Es wurde das erwartet große gesellscha­ftliche Ereignis: Drangvolle Enge herrschte bei der Vernissage zur Jubiläumsa­usstellung „40 Jahre Galerie Rakel“. Den Stellenwer­t der Veranstalt­ung definierte der Bundestags­abgeordnet­e Dr. Georg Nüßlein zu Beginn seiner Laudatio. Er müsse viereinhal­b Stunden später im Kanzleramt zu einer Besprechun­g mit Angela Merkel sein, erklärte er. Jeden anderen Termin hätte er deshalb abgesagt, aber dieser sei ein Muss gewesen und bleibe es.

Nüßlein schlug einen eleganten Bogen von der Kunst zur Politik, also der Kunst des Machbaren. Bei den aktuellen Sondierung­sgespräche­n zur Regierungs­bildung in Berlin gelte es, Farben zusammenzu­bringen, die sich normalerwe­ise nicht vertrügen. Es gelte, sperrige Formen in eine harmonisch­e Skulptur zu zwingen, Unbeweglic­hes in Bewegung zu versetzen. Das alles sei mindestens so schwierig, wie auf dem flachen Land der Kunst die Bahn zu brechen, wie es Sigurd Rakel mit seiner Galerie gelungen sei.

Sigurd Rakel nahm den gedanklich­en Faden auf. Kreativitä­t sei in allen Lebensbere­ichen nötig, im Alltag, in der Politik, im Sport. Zur umfassende­n Bildung, wie sie das Gymnasium anstrebe, sagte Rakel in Anspielung auf seine Tätigkeit als Kunstlehre­r, gehöre ganz unverzicht­bar das kreative Tun. Die Früchte könne man erkennen bei Nüßlein, bei Thomas Tuchel und anderen, die nach dem Abitur in Krumbach Karriere gemacht hätten. Auch Bürgermeis­ter Hubert Fischer schlug in seinem kurzen Grußwort in die gleiche Kerbe. In Krumbach sei das künstleris­che Potenzial ungewöhnli­ch groß, weil es Rakel gelungen sei, die kreativen Kräfte zu wecken und zu bündeln.

Warum er gerade mit diesen beiden Künstlern, mit Doris Schilffart­h und Kurt Armbruster, die Jubiläumsa­usstellung mache, erklärte der Galerist damit, dass alle drei ausstellen­den Künstler ein Verständni­s für die Dinge entwickelt hätten, das aus dem Geistigen komme. Nur so sei eine gelingende Abstraktio­n möglich, die sich auf das Wesentlich­e konzentrie­re.

Doris Schilffart­h attestiert­e Rakel, dass sie dem menschlich­en Körper auf ihren Bildern eine Leichtigke­it abgewinne, die jenseits aller Schwerkraf­t liege. Kurt Armbruster habe ein absolutes Gefühl für die Form. Seine Art, den Körper auf das Grundlegen­de zu minimieren, verleihe dem Stein Leben. Zu seiner eigenen Kunst traf Sigurd Rakel zwei starke Aussagen. Zur Vergangenh­eit meinte er, nur in Krumbach, und vor allem auf dem Lettenberg, sei es ihm möglich geworden, sich in dieser Weise in die Natur einzufühle­n und Bilder zu malen, die intensiv erlebte Natur seien.

Für die Zukunft kündigte Rakel an, er werde sich noch mehr trauen als bislang, er nähere sich künstleris­chen Vorbildern an, die er immer schon dafür bewundert habe, dass sie das Äußerste wagten. Bewegung und Schwung bekam die Vernissage auch musikalisc­h durch „Robert Sittny & Band“. Dass Kreativitä­t auch in anderen Bereichen wesentlich ist, das demonstrie­rte Johannes Diem mit seinen kulinarisc­hen Raffinesse­n.

 ?? Foto: Dr. Heinrich Lindenmayr ?? Kunst und Politik rückten zusammen bei der Vernissage „40 Jahre Galerie Rakel“. Un ser Foto zeigt die Akteure, (von links) Kurt Armbruster, Dr. Georg Nüßlein, Sigurd Rakel und Doris Schilffart­h.
Foto: Dr. Heinrich Lindenmayr Kunst und Politik rückten zusammen bei der Vernissage „40 Jahre Galerie Rakel“. Un ser Foto zeigt die Akteure, (von links) Kurt Armbruster, Dr. Georg Nüßlein, Sigurd Rakel und Doris Schilffart­h.

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