Mittelschwaebische Nachrichten
Das ändert sich an Bayerns Schulen
Kultusminister Ludwig Spaenle stellt in den einzelnen Regierungsbezirken des Freistaats das große Bildungspaket vor. Wie die Schulen davon profitieren können und worin künftig die größten Herausforderungen liegen
Herr Spaenle, Sie touren jetzt durch die einzelnen Regierungsbezirke des Freistaats. Den Anfang haben Sie in Schwaben gemacht. Sie wollen sich ein Bild von der Schulsituation vor Ort machen. Wie war der Auftakt? Ludwig Spaenle: Ich war gespannt wie ein Flitzebogen. Das ist jetzt das erste Mal, dass wir diesen Weg wählen, die Konferenz der Schulaufsicht in einem Regierungsbezirk besuchen und mit ihr die Schulsituation vor Ort besprechen. Ein guter Anknüpfungspunkt war dabei die Initiative Bildungsregion in Bayern, an der sich alle kreisfreien Städte und Landkreise in Schwaben beteiligen konnten. Für mich haben sich die Erwartungen mehr als erfüllt. Wir sind dabei intensiv die Schullandschaft durchgegangen. Und für mich war es sehr spannend zu hören, wie etwa das Thema Digitalisierung in Schwaben angegangen wird. Oder wie das Thema Deutsch als Zweitsprache in der Flüchtlingsbeschulung umgesetzt wird. Und ich konnte das große Bildungspaket vorstellen.
Welche Vorteile ergeben sich durch das Bildungspaket für die Schulen und für die Schüler? Spaenle: Die Landtagsfraktion der CSU hat eine Kraftanstrengung auf den Weg gebracht, durch die es über den nächsten Doppelhaushalt hinweg 2000 neue Lehrerstellen geben wird – und nicht nur für das Gymnasium, sondern für alle Schularten. Unser Ziel ist es, das differenzierte Schulwesen und auch die Schulverwaltung zu stärken. Wir werden zum Beispiel die mobile Reserve an den Volksschulen aufstocken, wir werden die integrierte Lehrerreserve an den Realschulen voranbringen. Und wir werden vor allem mit 150 zusätzlichen Verwaltungskräften mehr Zeit für Führungs- und Organisationsaufgaben für die Schulleitungen umsetzen können.
Wie viel Geld investiert der Freistaat denn in den nächsten Jahren in das Bildungspaket? Spaenle: Es wird am Ende ein kleinerer dreistelliger Millionenbetrag pro Jahr allein für die Lehrerstellen sein.
Sie haben schon das Thema Digitalisierung angesprochen. Das ist gerade ja sehr in. Aber bräuchte man das Geld nicht anderswo dringender? Etwa, um die Schulsozialarbeit auszubauen oder die Klassenstärken zu verkleinern. Spaenle: Wir müssen uns der Digitalisierung stellen. Das Bildungswesen hat da einen ganz zentralen Stellenwert, weil man auf der einen Seite natürlich den Technologiesprung an den Schulen für eine zeitgemäße Bildung der Schüler umsetzen und auf der anderen Seite die besonderen Anforderungen sehen muss: Wie maroden Zustand vieler Schulen und wünschen sich, dass mehr investiert wird. Was antworten Sie denen?
Da gibt es andere Zuständigkeiten. Für die Gebäude sind die Kommunen, also die Städte, Gemeinden und Landkreise, zuständig. Die werden dabei auch vom Freistaat unterstützt, allerdings nicht über das Kultusministerium, sondern über das sogenannte Finanzausgleichsgesetz.
Welche Herausforderungen werden auf die Schulen künftig zukommen?
Das ist zum Beispiel das Thema Integration. Und dabei geht es nicht nur um den Flüchtlingsbereich. 50 Prozent der Schüler an Grundschulen stammen aus Familien mit Zuwanderungshintergrund – das ist in Augsburg nicht anders als in München. Auch das Thema Digitalisierung wird uns in den nächsten Jahren sehr intensiv beschäftigen. Und für mich ist wichtig, dass wir weiter die Durchlässigkeit im bayerischen Schulsystem im Blick haben. Der große Anteil der jungen Menschen mit Zuwanderungshintergrund erreicht die Hochschulreife über Realschule und FOS.
Apropos Herausforderungen: Die kommende Landtagswahl wird für die CSU nicht einfach. Ist Ihre Tour durch Bayern schon Wahlkampf? Spaenle: Das hat mit Wahlkampf gar nichts zu tun. Ich besuche Fachleute, wie ich es die ganze Zeit mache.
Aus der Münchner CSU, deren Chef Sie sind, kommt ordentlich Gegenwind für Horst Seehofer. Braucht es einen personellen Neuanfang? Spaenle: Wir haben einen Zeitplan vereinbart, an den halten wir uns auch und veröffentlichen keine Stellungnahme. Aber es ist völlig klar, dass wir uns für die bestmögliche Aufstellung für die Landtagswahl, die in der Tat eine große Herausforderung wird, unterhalten müssen. Und dabei wird es auch um Personen gehen.
Erwarten Sie von einer Jamaika-Regierung auch Auswirkungen auf die bayerische Bildungspolitik? Spaenle: Ich gehe davon aus, dass es, wenn es so weit kommt, gewisse Änderungen geben wird. Man muss sehen, wo man mitgehen kann und wo man sagen muss: Das können wir auf keinen Fall tun. Die inhaltliche Mitbestimmung des Bundes über bildungspolitische Fragen ist mit der CSU sicher nicht zu machen. Ludwig Spaenle, 56, ist gebürtiger Münchner und bayerischer Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst.