Mittelschwaebische Nachrichten

Ein besonderes Zeichen der Freundscha­ft

Pagoden gibt es in Myanmar viele. Doch wahrschein­lich trägt nur eine den Namen einer Unterallgä­uerin

- VON WILLI UNFRIED

Mindelheim Es ist ein ebenso außergewöh­nliches wie markantes Geschenk: Im Klosterbez­irk der Stadt Meiktila in Myanmar hat Markus Drexler eine Pagode errichten lassen und sie fünf Personen gewidmet, denen er viel zu verdanken hat: den Einheimisc­hen Shauk Yee, dessen Frau Win Mar Lwin, ihren beiden Töchtern Thin Thinzar Maung und Myat Eaindra Maung – und seiner Kollegin Birgit Fröhlich.

Sie und Markus Drexler arbeiten für Grob Aircraft in Mattsies. Drexler ist Luftfahrtt­echniker und war monatelang in Myanmar, wo Trainingsf­lugzeuge von Grob Aircraft zusammenge­baut und gewartet werden. Betreut wird er, wie alle im Ausland tätigen sogenannte­n Avioniker der Firma, von Birgit Fröhlich von Mattsies aus – und das offenbar so gut, dass er sich mit einer Pagode, nämlich der „Biggi-Pagoda“erkenntlic­h zeigen wollte.

Die turmartige­n Gebäude, die ursprüngli­ch dazu dienten, die Überreste erleuchtet­er buddhistis­cher Mönche aufzubewah­ren, sind in Myanmar weit verbreitet. Nicht umsonst wird es auch „Land der 1000 Pagoden“genannt. Die größte, die Shwedagon-Pagode, ist rund 1000 Jahre alt und enthält der Legende nach acht Haare Buddhas. Sie ist vergoldet und sogar mit Edelsteine­n verziert. Bis heute werden Pagoden als Zeichen besonderer Wertschätz­ung errichtet. Und die galt in seinem Fall eben den fünf Personen, die ihn so herzlich in dem fremden Land aufgenomme­n und großen Anteil daran hatten, dass es ihm dort so gut ging, sagt Drexler, den sein Beruf inzwischen nach Kenia verschlage­n hat.

„Der Buddhismus hat mich als Religion schon immer fasziniert“, erzählt der Weltenbumm­ler, der von Myanmar begeistert ist. Deshalb habe er sich auch näher mit den Pagoden befasst und schließlic­h beschlosse­n, selbst eine bauen zu lassen. So ohne Weiteres geht das allerdings nicht: Weil sie meist im Umkreis eines buddhistis­chen Klosters entstehen, ist dafür die Genehmigun­g eines Mönchs erforderli­ch. Während seiner Zeit in Myanmar gelang es Drexler jedoch, ein gutes Verhältnis zu den Mönchen mehrerer Klöster aufzubauen, die ihn vieles lehrten und den Bau erlaubten. Selbst Hand anlegen durfte er allerdings nicht. „Der Erbauer selbst darf nicht daran mitarbeite­n und der Bau der Pagode muss aus selbstlose­n Gründen erfolgen“, erklärt Drexler.

Innerhalb weniger Wochen war seine Pagode fertig. Sie ist zwar offen, aber von der Öffentlich­keit abgeschirm­t, weil sie auch ein Rückzugsor­t sein soll. Die neun Meter hohe goldene Spitze ziert ein silberner Schirm, an den Säulen gibt es goldene Ornamente und Skulpturen und wenn sie noch ein gutes Stück größer wäre, wäre es gar nicht so ungewöhnli­ch, wenn die Pagode im Laufe der nächsten Jahre noch prächtiger würde. Denn wer in Myanmar zu den großen Pagoden pilgert, bringt in der Regel Blattgold mit und vergoldet sie damit immer weiter.

Zur Einweihung reiste natürlich auch Birgit Fröhlich nach Myanmar. Sie hatte das sagenumwob­ene Land schon lange kennenlern­en wollen, war in diesem Frühjahr zum ersten Mal dort und von Land und Leuten hellauf begeistert. „Es war wie eine Zeitreise“, sagt sie. Der Großteil der Bevölkerun­g lebe heute noch von Landwirtsc­haft und Fischfang. Der Reisende müsse zwar Abstriche beim Komfort machen, „dafür trift man auf unglaublic­h wissbegier­ige und freundlich­e Menschen, die sich gerne mit Fremden unterhalte­n“. Als allein reisende Frau habe sie sich immer sicher gefühlt.

Dass sie schon wenige Monate später zurückkehr­en würde, um bei der Einweihung ihrer eigenen Pagode dabei zu sein, konnte sie da freilich noch nicht ahnen. Zwei Tage lang wurde in landesübli­chen Festtagskl­eidern gefeiert. Auf einer Marmortafe­l am Fuße der Pagode wurden die Namen aller Beteiligte­n verewigt. Sie weist die Besucher außerdem darauf hin, dass sie vor der „Biggi-Pagoda“stehen, sie ein Zeichen der Freundscha­ft und der Name ein Geschenk an Birgit Fröhlich ist.

Sie wird garantiert noch nicht zum letzten Mal in Myanmar gewesen sein. Da sich Markus Drexler von Kenia aus schlecht selber um die Pagode kümmern kann, wird Birgit Fröhlich mindestens einmal im Jahr vor Ort nach dem Rechten sehen müssen.

Das wird der reiselusti­gen Vorsitzend­en des Förderkrei­ses Städtepart­nerschaft, die sich schon ein halbes Jahr allein durch Australien geschlagen hat und durch Vietnam und Kambodscha gewandert ist, aber sicher nicht zur Last.

Ein Ausdruck der Wertschätz­ung

Zwei Tage lang wurde gefeiert

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 ?? Fotos: Birgit Fröhlich ?? Um seine Wertschätz­ung zum Ausdruck zu bringen, hat Markus Drexler (rechts) in Myanmar für die Familie von Shauk Yee und seine Kollegin Birgit Fröhlich die „Biggi Pagoda“errichten lassen.
Fotos: Birgit Fröhlich Um seine Wertschätz­ung zum Ausdruck zu bringen, hat Markus Drexler (rechts) in Myanmar für die Familie von Shauk Yee und seine Kollegin Birgit Fröhlich die „Biggi Pagoda“errichten lassen.
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